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    Safe Abortion Day 2022: deutschlandweit kämpferischer Protest für reproduktive Rechte

    Am Mittwoch fand weltweit der “Safe Abortion Day” statt. An diesem Tag gehen international Frauen auf die Straße, um für ihr Recht auf selbstbestimmte Reproduktion zu kämpfen – hier für einen sicheren und legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen. So auch deutschlandweit in mehr als 50 Städten. 

    Mehr als 50 Städte in ganz Deutschland beteiligten sich an dem Aktionstag. Aufgerufen hatten zahlreiche Frauenorganisationen, Beratungsstellen, LGBTI+-Gruppen und antikapitalistische Strukturen. Vielerorts kamen dutzende bis mehrere hundert Personen zusammen.

    Ein vom “Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung” veröffentlichter Forderungskatalog zeigt, was eigentlich ein umfassendes und für alle zugängliches Abtreibungsrecht umfassen sollte: Neben der Streichung der Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen auch die Kostenübernahme von Abtreibungen seitens der Krankenkassen, sowie die Ausbildung in den Methoden des Schwangerschaftsabbruchs als verpflichtender Teil auf dem Bildungsweg von Ärzt:innen.

    Für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch – mit Kleiderbügel und grünem Halstuch

    Auf den zahlreichen Aktionen wurde unter anderem die “Kleiderbügelsymbolik” aufgegriffen: damit wird auf die durch Abtreibungsverbote aufkommenden illegalen Abtreibungsmethoden hingewiesen – wie z.B. eine Abtreibung mit einem Kleiderbügel.

    In München griffen Frauengruppen auf ihrer Aktion die Kampfsymbolik der Frauenkämpfe Lateinamerikas auf und demonstrierten wie auch die lateinamerikanischen Frauen mit grünen Halstüchern. Diese Symbolik zeigt, dass der Frauenkampf um sexuelle Selbstbestimmung auch ein internationaler Kampf ist.

    Auch wurde auf den Kundgebungen sehr viel informative Arbeit geleistet. So konnte man sich nicht nur an Info-Tischen Material zum Ablauf eines Abbruchs mitnehmen, sondern diese Informationen auch einigen Reden entnehmen. In Köln etwa wurde in einem vielstimmigen Redebeitrag der gesamte Prozess des Abbruchs vorgestellt – inklusive der vielfachen Hürden und Belastungen.

    “Diese Gesellschaft wird Frauen kein umfangreiches Abtreibungsrecht einräumen”

    Auffällig war auch, dass bei einigen Aktionen verschiedene Problemlagen aus dem Leben von Frauen in Beziehung zueinander gesetzt wurden.

    So gedachte man in München und in Köln der Frauen, die durch illegale Schwangerschaftsabbrüche ums Leben kamen. Dabei zogen die Demonstrierenden nicht nur das Patriarchat sondern auch den Staat zur Verantwortung. Parolen wie “Wir sind nicht alle, es fehlen die Ermordeten” oder “Ni una menos” (dt. Nicht eine weniger) brachten diese Gedenken zum Ausdruck.

    Einige Kundgebungen und Demonstrationen hoben zudem hervor, dass der Kampf um körperliche Selbstbestimmung unvereinbar mit dem kapitalistischen System sei. Die Systemfrage müsse gestellt werden und die Lage der Frau dürfe nicht isoliert betrachtet werden.

    So äußerte eine Kölner Demonstrierende gegenüber Perspektive Online: „Unsere kapitalistische Gesellschaft ist auf Profitmaximierung ausgerichtet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gesellschaft, so wie sie jetzt aufgebaut und strukturiert ist, Frauen ein umfassendes Abtreibungrecht einräumen wird. Schwangerschaftsabbrüche lohnen sich für Ärzt:innen nicht. Sie können aus Abtreibungen nicht viel Profit herausschlagen, da die Zeit, die vor allem die Vor- und Nachbehandlung der Schwangeren in Anspruch nimmt, im Vergleich zu dem, was finanziell dabei für die Praxen herauskommt, überwiegt.”

    Der Kampf um körperliche Selbstbestimmung konnte zuletzt erste Erfolge verzeichnen, zum Beispiel die Streichung des §219a – also des Verbots von öffentlicher Information über Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Dennoch betonten viele Frauen auf den Aktionen, dass dieser Kampf noch lange nicht vorbei sei. Dies zeige unter anderem die faktische Abschaffung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in den USA vor Kurzem.

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