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Donnerstag, April 25, 2024
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    #BoycottQatar2022: Eine Initiative gegen die WM in Katar

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    Bereits in den letzten Jahren sind rund um die WM immer wieder neue Skandale ans Licht gekommen, etwa Korruption bei der Vergabe der Spiele oder rund um die Arbeitsbedingungen auf den Stadionbaustellen. – Ein Kommentar von Michelle Mirabal

    Die Initiative #BoycottQatar2022 wurde von Fußballfans ins Leben gerufen und fordert Kneipen, Fanprojekte, Vereine und Co dazu auf, die Übertragungen der WM zu boykottieren und stattdessen ein Alternativprogramm anzubieten. Mittlerweile wird sie von ca. 100 Gruppen und einigen tausend Einzelpersonen unterstützt.

    Fehlende Menschenrechte, Diskriminierung und Korruption

    In ihrem Aufruf schreiben die Initiator:innen über die vielfältigen Gründe, warum man die Fußball-WM der Männer boykottieren sollte. Presseberichten zufolge wurden etwa vor der FIFA-Entscheidung, die WM nach Katar zu vergeben, mehrere Millionen Euro Bestechungsgelder gezahlt. Wundern sollte uns das nicht, steht doch für die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) schon lange nicht mehr der Sport im Mittelpunkt, sondern nur noch das Geld.

    Auch die Nichtbeachtung der Menschenrechte wird angeführt: Arbeiter:innen müssen unter miserablen Arbeitsbedingungen die Stadien bauen. Die Schätzungen der dabei Verstorbenen reichen von 6.500 bis 15.000 – die FIFA selbst spricht von nur drei Toten auf den Stadionbaustellen. Die Arbeiter:innen haben zudem schlechte Wohnverhältnisse, werden um ihren Lohn betrogen oder haben auch sonst keinerlei Arbeitsrechte.

    Der Bau der Stadien selbst ist auch mehr als umweltschädlich. Hinzu kommt, dass sie für die Spiele aufgrund der extremen Hitze klimatisiert werden müssen. Das wird ebenfalls viel Energie verbrauchen.

    Auch drohen Besucher:innen des Turniers Probleme, wenn sie sich beispielsweise offen zur LGBTI+-Gemeinschaft bekennen.

    Katar: Vertuschung von tödlichen Arbeitsbedingungen?

    Sollte man diese Initiative unterstützen?

    Meine Antwort auf diese Frage lautet: Ja. Fußball sollte wieder zu dem werden, was er einmal war: ein Sport für alle, ein Sport der Arbeiter:innenklasse.
    Überall in Deutschland gibt es immer wieder Aktionen von Fußballfans gegen die Kommerzialisierung des Fußballs. Die diesjährige WM, die bereits vergangenen und auch kommenden großen Fußballveranstaltungen sind mehr denn je ein Ausdruck eines rücksichtslosen Kapitalismus.

    In jedem Bereich unseres Lebens sind wir ihm konfrontiert, ob in der Schule, Uni, Betrieb oder eben auf dem Fußballfeld. Wenn wir den Kapitalismus aus unserer Kultur zurück drängen möchten, müssen wir uns zusammenschließen.

    Die Initiative hat allerdings auch ihre Grenzen. Sie stößt zwar zu einem Umdenken im Sport an, aber allein damit kann man den Kapitalismus nicht aus dem Sport „verdrängen“. Die Offensive bietet aber eine gute Gelegenheit, um mit anderen Fußballfans darüber ins Gespräch zu kommen und sie im Kampf gegen das kapitalistische System mit auf die Straße zu nehmen. Um nämlich grundlegend etwas im Fußball ändern zu können, muss sich auch die Gesellschaft grundlegend ändern.

    Nicht in Rassismus verfallen

    Man sollte allerdings aufpassen, dass man bei dem Boykott nicht in eine rassistische Argumentation verfällt: Weder die Arbeiter:innenklasse in Katar noch die religiöse Ausrichtung der Menschen dort sollten ausschlaggebend dafür sein. Argumentationen wie „ausgerechnet zur christlichen Adventszeit spielt man in einem konservativ-muslimischen Staat“ sind völlig inhaltsleer und lediglich fremdenfeindlich.

    Den Kampf gegen den Kapitalismus müssen wir gemeinsam führen, egal welcher Herkunft,  welchen Geschlechts oder welcher Religion. Und nebenbei schadet es im Zuge dessen auch nicht, einmal auf Menschen- und Arbeitsrechte hier in Europa, den USA und sonstigen westlichen Ländern zu achten. Denn auch vor unserer Haustür werden migrantische Arbeiter:innen ausgebeutet und entrechtet. Und die Arbeiter:innen, die in Katar sterben, sterben eben auch für die Profitgier deutscher Unternehmen, die an der WM mit verdienen.

     

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