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    Heißer Herbst wie im Jahr 1917: 105 Jahre Oktoberrevolution

    Vor 105 Jahren begann in Russland die sozialistische Oktoberrevolution und erschütterte die gesamte Welt. Es war das erste Mal, dass die als unvergänglich angesehene Ordnung des Kapitalismus gestürzt wurde. Im November 1918 versuchten auch die Arbeiter:innen in Deutschland, sich nach dem russischen Vorbild zu erheben. Was wir heute von der Oktoberrevolution lernen können? Eine andere Welt ist möglich! – Ein Kommentar von Ivan Barker

    Erst der Zar, dann die bürgerliche “Provisorische Regierung”: Im Jahr 1917 kam es im Russischen Reich zu Umstürzen, die die Weltgeschichte bis heute prägen. Im Frühjahr gelang es der Arbeiter:innenklasse unter der Führung der Kommunistischen Partei, den Zarismus hinwegzufegen. In der Folge kam es mehrere Monate lang zu einer Doppelherrschaft von Vertreter:innen der alten und der neuen Macht, des Kapitals auf der einen und des Sozialismus auf der anderen Seite – der “Provisorischen Regierung” und den Räten der Arbeiter:innen und Soldat:innen. Erstere war nach acht Monaten völlig abgewirtschaftet, sodass es am 25. Oktober des damals in Russland gebräuchlichen julianischen Kalenders zur Entscheidungsschlacht in Petrograd kam. Der Aufstand machte endgültig den Weg frei für die erste Machtergreifung der Arbeiter:innenklasse in der Menschheitsgeschichte.

    Die Geschichte der Oktoberrevolution beginnt jedoch nicht erst 1917 und ihr Gelingen war nicht einfach ein glücklicher Zufall. Sie war ein über viele Jahre und auch gescheiterte Versuche hinweg sorgfältig vorbereiteter Prozess, der durch das Zusammenkommen äußerer Umstände und dem praktischen Handeln der fortschrittlichsten Kräfte der Arbeiter:innen, der Kommunist:innen, möglich wurde. Die absolute Herrschaft des Zaren, die Not und Elend der Arbeiter:innen und Bäuer:innen in Stadt und Land existierte bereits seit Jahrzehnten; der erste imperialistische Weltkrieg verschärfte die Situation aber über das bisher gewohnte Maß hinaus. Massenverarmung, Hunger und Tod an der Front für den russischen Imperialismus brachten die Arbeiter:innen auf die Straße. Die Bolschewiki erkannten die revolutionäre Situation und schreckten nicht vor den Herausforderungen der Zeit zurück. Ob unter der Losung Brot, Land und Frieden oder direkt für den Sozialismus – sie führten die spontan kämpfenden Massen mithilfe ihrer gesammelten Erfahrung und gefestigten Organisation zum Sieg.

    Imperialistischer Krieg, Massenverarmung – Dinge, die auch uns heute in Deutschland 105 Jahre später wieder näher sind, als uns vielleicht lieb sein mag. Gleiche Probleme haben aber weiterhin die gleichen Lösungen. Der Sozialismus ist unsere Antwort als Arbeiter:innen auf Krieg und Krise. Zwar mag uns die Vorstellung einer sozialistischen Revolution, insbesondere gegen die imperialistische Macht der BRD im 21. Jahrhundert, weit hergeholt vorkommen. Die Geschichte beweist uns aber, dass es nicht unmöglich ist, von Demonstrationen gegen Preissteigerungen über Massenbewegungen bis hin zum Sturz des Kapitalismus fortzuschreiten, so lange es Menschen gibt, die gezielt darauf hin arbeiten und sich von dem Ziel der Befreiung der Arbeiter:innenklasse von der kapitalistischen Ausbeutung nicht abbringen lassen.

    Selbstverständlich werden sich die Ereignisse der Oktoberrevolution nicht einfach wiederholen lassen, und vor uns stehen andere, neue Schwierigkeiten, auf die wir selbst Antworten finden müssen. Aus der Geschichte zu lernen und mit einem Blick nach vorne voran zu gehen, ist heute unsere wichtigste Aufgabe. Meinen wir es ernst, wenn wir sagen, wir kämpfen als Arbeiter:innenklasse für unsere Interessen, dann werden wir nicht nur für 15 Prozent mehr Lohn auf die Straße gehen. Wir werden nicht aufgeben – bis die nächste Revolution die Welt bewegt!

    • Perspektive-Autor seit 2019 sowie Redakteur der Printausgabe. Auszubildender in der Metallindustrie in Berlin und Hobbykünstler.

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