In den vergangenen Tagen haben sich weltweit Hunderttausende an den Protesten zum 25. November beteiligt. Wie in den vergangenen Jahren konnten Repression und Polizeigewalt die Demonstrationen nicht aufhalten, ihre Solidarität gegen patriarchale Gewalt auf die Straßen zu tragen. Wir berichten über Aktionen, die deutschlandweit stattgefunden haben.
In mehr als 30 Städten haben am 24., 25. und 26. November Demonstrationen zum „Tag gegen Gewalt an Frauen“ stattgefunden.
Bereits am 24 November gab es in Berlin mehrere Aktionen, die auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen einstimmten. So protestierte die Gruppe „Defend Kurdistan“ am Vormittag vor dem Haus der Bundespressekonferenz, wo die Zahlen der Partnerschaftsgewalt für das Jahr 2021 ausgewertet wurden. Auch die Innenministerin Nancy Faeser, vor zwei Tagen noch zu Besuch in Ankara, nahm an der Pressekonferenz teil. Eine Aktivistin von „Defend Kurdistan“ sagte: „Wir haben in unserem kämpferischen Protest die Themen PKK-Verbot, Frauenbewegung in Rojava und Femizide in Deutschland verbunden“.
Ab 18 Uhr hatte das „NichtaufunseremRücken“-Bündnis zu einer klassenkämpferischen und internationalistischen Vorabend-Demonstration aufgerufen. Eine Vertreterin des Bündnisses erklärte, dass die Demonstration genutzt werde, um sowohl gegen patriarchale Gewalt als auch die Politik der Bundesregierung auf die Straße zu gehen. Sie unterstrich weiterhin: „Wir sind heute auch als Internationalistinnen auf der Straße, um unsere Solidarität mit den Frauen im Iran, in Kurdistan, in der Türkei und auf der ganzen Welt zu zeigen.“
An der kämpferischen Demo, die durch Berlin-Friedrichshain und Berlin-Mitte zog, nahmen ca. 80 Frauen teil. Es wurden Parolen wie „Mann tötet nicht aus Liebe, stoppt Femizide!“ und „Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben – lasst uns das System aus den Angeln heben!“ gerufen. In den Redebeiträgen wurde mehrfach betont, dass Kapitalismus und Patriarchat zusammenhängen und nur zusammen bekämpft werden können. Eine Teilnehmerin sagte am Ende der Demonstration: „Wir haben ein klares Zeichen gesetzt, dass unser Kampf hier nicht stehen bleiben darf.“
In Duisburg trugen Frauen, nicht-binäre und trans Personen zwei Themen auf die Straßen, die an vielen Orten besonders präsent waren: Frauen und ihre besondere Betroffenheit in der Krise und gleichermaßen die internationale Solidarität mit den Frauen, die in vielen Kämpfen weltweit gerade in den ersten Reihen stehen.
In Frankfurt rief das Bündnis „achtermaerz_ffm“ zur Aktion mit dem Motto „Gewalt gegen eine ist Gewalt gegen uns alle – Frauenkampf gegen Krieg, Krise und Patriarchat!“ auf. Zu Beginn gab es eine Kundgebung am Rathenauplatz in Frankfurt, mit verschiedenen Redebeiträgen, in denen auf die Situation von Frauen in Krieg und Krisen aufmerksam gemacht wurde und die verschiedenen Formen von Gewalt hier in Deutschland und international thematisiert wurden. Zwischendurch gab es Musik, Gesang und Tanzbeiträge. Nach einer kämpferischen Demonstration endete der Abend am Frankfurter Hauptbahnhof.
In Hamburg kamen rund 1.000 Menschen zusammen, um von der Innenstadt in das Schanzenviertel zu ziehen. Immer wieder wurde in den Redebeiträgen auch die Solidarität mit den Kämpfen der Frauen im Iran, den Frauen in Rojava/Nord- und Ostsyrien und weltweit ausgedrückt. Wie es der „Rojbin Frauenrat“ formulierte: „Die vielen aktuellen Frauenproteste auf der Welt – von Lateinamerika bis Kurdistan – sind eine Quelle der Hoffnung!“
In Köln startete der 25. November mit einer Auftaktkundgebung am Wiener Platz. Vom Wiener Platz aus zog die Demonstration laut und kämpferisch durch Mülheim. Besonders Parolen wie „Jin, Jîyan, Azadî“, und „Frauen kämpfen international – gegen Faschismus, Krieg und Kapital“ waren dort zu hören. Durch die Moderation wurde deutlich gemacht, warum so viele dem Aufruf gefolgt waren: Gegen Gewalt an Frauen zu kämpfen heißt gegen Kapitalismus und Patriarchat zu kämpfen.
In Leipzig rief das neu gegründete Bündnis „feministisch kämpfen Leipzig“ mit verschiedenen feministischen, internationalistischen und antikapitalistischen Organisationen zu einer Kundgebung auf. Die Demo startete mit einer Kundgebung am Johannisplatz. Rednerinnen machten auf die starken Proteste im Iran aufmerksam, bevor der Demonstrationszug mit 600 Teilnehmer:innen startete. Auf der Strecke hielt die Demonstration inne, um eine Schweigeminute für die getötete Malina und alle Opfer von Femiziden abzuhalten. Während der Demo nahm die Polizei eine Teilnehmerin in Gewahrsam, der jedoch nach kurzer Zeit beendet wurde. Die Demonstrierenden ließen sich aber auch von weiteren Interventionen der Polizei nicht beirren.
In Wuppertal kamen rund 100 Teilnehmer:innen unter dem Motto „Jin, Jîyan, Azadî – Frauen weltweit, eure Zeit ist gekommen!“ zusammen. Die Verteidigung der Frauenrevolution in Rojava (Westkurdistan), die Solidarität mit den Frauen im Iran, die Kritik an der angeblich feministischen Außenpolitik Annalena Baerbocks, die Massenentlassungen von Arbeiterinnen bei Galeria Kaufhof und vieles mehr waren dabei Thema. Die Aktion wurde mit Gedicht-Beiträgen und Musik der Band „La Perra Alegria“ abgerundet.
In einer Vielzahl von Städten Deutschlands haben auch Aktivistinnen der kurdischen Frauenbewegung Aktionen organisiert. Jedes Jahr zum 25. November tragen sie die Parolen der Frauenrevolution in Kurdistan auch in Deutschland auf die Straßen. In diesem Jahr waren der Mord an der iranischen Kurdin Jîna Mahsa Amini, der die Proteste im Iran auslöste, sowie der erneute Angriff der türkischen Luftwaffe zwei Anlässe, die sie sichtbar machten.