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Freitag, April 19, 2024
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    Tarifergebnis in der Metallindustrie: Die IGM vereinbart Reallohnsenkung mit langer Laufzeit

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    Die Metallarbeiter:innen waren entschlossen in die vierte Verhandlungsrunde gestartet: Acht Prozent mehr Lohn und eine Laufzeit, die erlaubt, auf die Preisentwicklung zu reagieren, hatten sie gefordert. Doch während die Belegschaft an den Forderung festhält, gab die Gewerkschaft nach und setzte um, was sie vorher strikt abgelehnt hat: Eine Laufzeit von 22 Monaten.

    Im Tarifstreit zwischen IG Metall und und der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall für Baden-Württemberg eine Einigung erzielt. Es ist damit zu rechnen, dass dieser Vertrag als Pilotabschluss bundesweit umgesetzt wird. Die Beschäftigten forderten 8% mehr Lohn über eine überschaubare Laufzeit. Die Unternehmensseite wollte die Beschäftigten mit einer Einmalzahlung gleich für 30 Monate zufrieden stellen.

    Größter Streitpunkt in den Verhandlungen war die Laufzeit: Sollte die Gewerkschaft sich auf eine lange Laufzeit einlassen, wäre die Unternehmensseite verhandlungsbereit, hieß es vorher. Und genau das ist jetzt passiert: Erst im Juni 2023 soll es die erste Lohnerhöhung um 5,2% geben, im Mai 2024 die zweite um weitere 3,3%. Die steuerfreie Einmalzahlung von 3.000 Euro soll auf Februar 2023 und 2024 gesplittet werden. Und der Tarifvertrag endet erst im September 2024.

    Einige Beschäftigte machen nun ihrem Ärger und ihrer Enttäuschung in den sozialen Medien Luft: “Ich bin schon über 37 Jahre in der Gewerkschaft. Und ich habe Arbeitskampf erlebt, aber nicht durch Warnstreiks. Die Streikkultur lebt leider in unserer Gewerkschaft nicht mehr, obwohl wahrscheinlich viele Mitglieder dafür wären. Und die Kassen müssen ja eigentlich für so einen Fall auch gut gefüllt sein.”, kommentiert z.B. Thomas T. enttäuscht. Und sie äußern ihren Unmut über die lange Laufzeit ebenso wie über die Verhandlungstaktik: “Wieso steigt man, wenn man 8% anpeilt, bei 8% ein. Wo ist da der Verhandlungsspielraum? IGM, ihr seid mittlerweile so weit weg von der Basis.”, kritisiert Matthias L.

    Die erste Zahlung soll also zunächst in knapp vier Monaten fließen, und die erste Lohnerhöhung folgt auch erst im Juni. Einen Inflationsausgleich verfehlt das neue Tarifergebnis bei Weitem. Die IG Metall verkündet: “Die Entgelte steigen kräftig” – über die Reallöhne kann man das nicht sagen.

    Kritik an der Gewerkschaft wird dabei nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern auch wegen der Verhandlungstaktik laut: Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, begründet das Ergebnis denn auch mit Rücksicht auf die deutsche Konjunktur und aus Vorsicht vor weiterer Eskalation. Einige Beschäftigte fordern aber genau das: eine mutigere Eskalation wie zum Beispiel einen Vollstreik, um in den Verhandlungen mehr Druck ausüben zu können.

    Noch bis zum 29. November können die Gewerkschaftsmitglieder sich mit Kritiken am Abschluss an die Gewerkschaft wenden und diesen ablehnen.

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