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Donnerstag, April 25, 2024
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    Braunschweig: 38-jähriger Mann stirbt nach Zusammenbruch in Polizeigewahrsam

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    Im niedersächsischen Braunschweig ist ein 38-jähriger Mann nach einer Festnahme auf der Intensivstation des Städtischen Klinikums gestorben. Wie es dazu kommen konnte, wirft Fragen auf. Angehörige erheben schwere Vorwürfe gegen die Braunschweiger Polizei. Ein Beitrag von Jorik von Roter Ring Braunschweig

    Am Neujahrsmorgen wurde ein Mann von der Braunschweiger Polizei festgenommen, da er mutmaßlich in einer Kneipe Pfefferspray versprüht haben soll. Wie sich später herausstellen sollte, handelte es sich dabei um den 38-Jährigen Johnson, einen schwarzen Mann aus Braunschweig.

    Laut Polizei soll er sich gegen die Maßnahmen der gerufenen Beamten gewehrt haben. Diese gaben an, bei dem Festgesetzten in der Polizeimitteilung nicht weiter benannte Betäubungsmittel gefunden zu haben. Daraufhin wurde er festgenommen und in das Polizeikommissariat Braunschweig-Mitte gebracht.

    In Gewahrsam wurden ihm Handschellen angelegt, nachdem er laut Polizeiangaben versucht haben soll, Beamte zu schlagen. Der Mann soll während der gesamten Zeit im Kommissariat unter medizinischer Beobachtung gestanden haben.

    Jedoch stellte erst die Ärztin, welche Blut für die toxikologische Untersuchung abnehmen sollte, fest, dass der Festgenommene bewusstlos geworden war. Die Ärztin reanimierte ihn noch vor Ort, woraufhin er durch den Rettungsdienst in das Städtische Klinikum gebracht wurde. Dort starb der 38-Jährige in der Nacht auf Dienstag.

    Angehörige traten am Samstag über Instagram mit weiteren Informationen an die Öffentlichkeit. Auf einem Foto ist zu sehen, wie Johnson bewusstlos auf einem Intensivbett liegt. Er habe zwei Kinder und eine Verlobte gehabt. Der Polizei Braunschweig wird vorgeworfen, durch rassistische Polizeigewalt für den Tod Johnsons verantwortlich zu sein. Die Schwellungen und Blutergüsse, die auf dem Bild sichtbar sind, sollen ihm durch Schläge der Beamten zugefügt worden sein.

    Entgegen dieser Aussagen berichtet der in diesem Fall ermittelnde Zentrale Kriminaldienst der Polizei Gifhorn, es würde keine Hinweise auf eine relevante Gewalteinwirkung geben. Eine Ursache, die den Tod erklären könnte, gaben sie jedoch nicht an. Aus „Neutralitätsgründen“ werden Todesfälle in Polizeigewahrsam von anderen Polizeiinspektionen untersucht.

    Die Polizei Gifhorn, welche der selben Polizeidirektion unterstellt ist wie die Braunschweiger, wird jedoch von einem Kriminaloberrat geleitet, welcher vor seiner Zeit in Gifhorn in Braunschweig eingesetzt war. Inwiefern die Polizei die aufgeworfenen Fragen beantworten wird, ist also wie so oft mindestens fraglich.

    Der Fall wurde bereits in der Bewegung gegen rassistische Polizeigewalt aufgegriffen. So haben bereits die Seebrücke, die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) sowie die Kampagne “Death in Custody” über den Tod von Johnson berichtet.

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