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Fünfmal so viele Kriegsdienstverweigerer

Immer mehr Menschen in der möchten den Kriegsdienst verweigern. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Menschen die einen Antrag gegen einen möglichen Kriegsdienst gestellt haben, von 201 auf 951 Anträge fast verfünffacht.

Im Jahr 2022 ist die Zahl der Kriegsdienstverweiger:innen massiv angestiegen. 2021 sind 201 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung eingegangen, im Jahr 2022 waren es insgesamt 951 Anträge. Das erklärte ein Sprecher des Bundesamtes für Familie und zivil­gesellschaftliche Aufgaben gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Zahlen der Verweiger:innen hat sich also fast verfünffacht.

Unter ihnen sind nicht nur aktive Soldat:innen, sondern vor allem auch Ungediente und Reservist:innen. Als Ungediente bezeichnet man Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft die keinen Wehrdienst geleistet haben. Demnach hätte es 593 Anträge von Ungezielten, 266 Anträge von Reservist:innen und 233 Anträge von Soldat:innen gegeben – also insgesamt 1092. Der Widerspruch zu der vorher genannten Gesamtzahl wurde nicht aufgelöst.

„Mit Versprechungen gelockt“

Der Politische Geschäftsführer der „Deutschen Friedens­gesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“, Michael Schulze von Glaßer äußerte sich zu den Zahlen gegenüber dem RND. Er betont, dass die Anerkennung der Verweigerung für aktive Soldat:innen schwierig sei. Ihre Gründe die Bundeswehr verlassen zu wollen seien allerdings berechtigt. „Viele der heutigen Bundeswehrangehörigen wurden mit Werbeversprechungen in die Armee gelockt, die mit der Realität nichts zu tun haben“, sagte er.

Laut dem Geschäftsführer der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden, Max Burggraf, gab es zudem seit Beginn des Jahres einen starken Anstieg der Beratungsgespräche. Die Gesprächszahlen seien vor allem seit Beginn des Ukrainekrieges angestiegen.

Zwischen März und Dezember hätten 171 Beratungsgespräche statt gefunden in denen es um Kriegsdienstverweigerung ging. Der Großteil der Gesprächssuchenden seien auch hier Ungediente und Reservist:innen. Nur 38 haben mit aktuellen Bundeswehrangehörigen statt gefunden.

„Die Größenordnung aktiver Soldatinnen und Soldaten, die sich an uns wenden, hat sich nicht verändert“, sagte er. Vielmehr gebe es in der breiten Bevölkerung ein Nachdenken über die Konsequenzen des Krieges, sagte er. Dadurch gebe es nun auch Menschen, die „als politisches Symbol“ einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung stellen.

Staat muss Anträge bestätigen

Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben teilte der Nachrichtenagentur epd mit, dass die Begründungen für die Anträge auf Kriegsdienstverweigerung nicht ausgewertet würden. Allerdings wird auch hier der Krieg in der Ukraine als ein Grund für den Anstieg vermutet, sagte ein Sprecher.

Momentan ist es möglich den Kriegsdienst in Deutschland aus Gewissensgründen verweigern, das muss allerdings vom Staat bestätigt werden. Die Verfahren können sich dabei oft mehr als ein Jahr hinziehen. Im vergangene Jahr wurden laut dem Sprecher des Bundesamtes für Familie und zivil­gesellschaftliche Aufgaben rund 208 der Anträge anerkannt.

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