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Freitag, April 19, 2024
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    Frauen kämpfen gemeinsam gegen Krieg, Krise und Patriarchat

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    Die Preise steigen, die Reallöhne sinken und die Angriffe auf die Arbeiter:innenklasse werden schärfer. Frauen sind durch Krieg und Krise besonders betroffen. Gewalt an ihnen und patriarchale Unterdrückung nehmen zu. Es ist klar: Die Frauenbefreiung muss erkämpft werden.

    Schlägt man heute die Zeitung auf, springen einem die Auswüchse des kapitalistischen Weltsystems direkt ins Auge: Krieg, Krise und Teuerungen. Überall auf der Welt sind unsichere Zustände, sich zuspitzende Konflikte und offen ausgetragene imperialistische Kriege zu beobachten. Umweltzerstörung, Pandemien und Naturkatastrophen sind an der Tagesordnung. In einer Zeit, in der sich die kapitalistischen Widersprüche und die daraus resultierenden Krisen deutlicher zeigen denn je, bleibt eines weiterhin hinten angestellt: Die besondere Betroffenheit und Ausbeutung der Frau in Zeiten von Krieg und Krise – und  grundlegend durch das kapitalistische System.

    Vergleicht man die Lage der Frauen auf der Welt, kann schnell der Eindruck entstehen, dass es zwischen den Lebensrealitäten der Frauen kein vereinendes Element gäbe, so unterschiedlich sind die  jeweiligen Lebensbedingungen in den verschiedenen Ländern. Doch der Schein trügt: Egal ob im Iran oder der Ukraine, in der Türkei, Syrien, Kurdistan oder Deutschland – noch immer werden vor allem die Frauen der Arbeiter:innenklasse weltweit unterdrückt und ausgebeutet.

    Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat für eine neue Eskalationsstufe der Konflikte gesorgt: Es hat sich ein Krieg zwischen den imperialistischen Mächten mit Russland auf der einen und der NATO zusammen mit der Ukraine auf der anderen Seite entwickelt. Dieser Krieg ist ein Krieg, in dem die Kapitalist:innen profitieren und die Arbeiter:innen aller beteiligten Länder verlieren. Während die Rüstungskonzerne Gewinne machen und sich die Kapitalist:innen bereichern, zahlen die Arbeiter:innen den Blutzoll dafür. Doch das ist noch nicht alles.

    Die Frauen der Arbeiter:innenklasse treffen Kriege besonders hart. So ist zum Beispiel sexualisierte Gewalt ein gängiges Mittel in Kriegsgebieten, um die „verfeindete Bevölkerung“ zu demoralisieren und zu brechen. Gleichzeitig wird Mädchen in Kriegsgebieten oft der Zugang zu Bildung verwehrt. Aufgrund dieser Zustände beschließen viele Frauen und Mädchen zu fliehen. Doch auch dabei droht ihnen Gewalt in all ihren Formen – sowohl auf der Flucht als auch in vermeintlich sicheren Unterkünften.

    Ähnlich gestaltet es sich in Gebieten, die von Naturkatastrophen betroffen sind, so wie etwa gerade in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten in der Türkei, Kurdistan und Syrien. Das Erdbeben hat zehntausende Menschen das Leben gekostet. Anhand dieser hohen Zahl wird deutlich, welche Ausmaße die Katastrophe angenommen hat – Ausmaße, die ganz wesentlich auf die Korruption im faschistischen türkischen Staat zurückzuführen sind. Beim Bau der fragilen Häuser wurden Profite über Menschenleben gestellt, wie so oft im Kapitalismus. Die massiven Schäden betreffen besonders Gebiete, die hauptsächlich von Kurd:innen und Alevit:innen bewohnt werden. Auch hier sind Frauen besonders betroffen: Laut Statistik haben Frauen ein 14% höheres Risiko, bei Naturkatastrophen zu sterben als Männer. Ebenfalls steigt die Zahl von sexualisierter Gewalt und Übergriffen auf Frauen in Naturkatastrophengebieten massiv an. Staatsdiener und Sicherheitskräfte stellen dabei meist keinen Schutz für Frauen dar, sondern nutzen nicht selten deren Schutzbedürftigkeit aus.

    Es gibt also durchaus Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Krisensituationen auf der ganzen Welt. Die Arbeiterinnen sind auf Grund ihres Geschlechts von den verschiedenen Krisensituationen besonders betroffen. Die Verbindung von Kapitalismus und Patriarchat führt jedoch nicht nur zu ebendieser Situation, sondern genauso zur Verbundenheit und Solidarität der Arbeiterinnen weltweit – auch eine Chance.

    Krisenzeiten in Deutschland – Kampf den Teuerungen heißt Kampf dem Patriarchat!

    Und auch hier in Deutschland sind sich verschärfende Krisenzustände zu verzeichnen. Die Inflation ist mittlerweile auf 9% gestiegen. Egal ob im Supermarkt, an der Tankstelle oder beim Strom – alles wird teurer. Die Löhne bleiben allerdings weiterhin gleich oder steigen viel geringer. Diese Angriffe auf die Arbeiter:innen-Klasse führen zu noch mehr finanziellen und sozialen Ängsten. Auch hier können wir beobachten: Die Krise trifft uns alle, aber nicht alle gleich. Wieder sind Frauen durch die Teuerungen stärker bedroht: Auch in Deutschland erhalten sie immer noch weniger Lohn für dieselbe Arbeit. Gleichzeitig sind Frauen oft im Niedriglohnsektor beschäftigt oder in Teilzeitverhältnissen angestellt. Der Grund dafür ist, dass Frauen in den meisten Fällen noch unbezahlte Care-Arbeit wie etwa Kindererziehung oder Pflege von Familienangehörigen verrichten. Diese Verhältnisse verschärfen sich später besonders im Rentenalter. So bekamen Frauen im jahr 2021 im Durchschnitt 34% weniger Rente als Männer. Diese Benachteiligung von Frauen führt nicht selten zu einer finanziellen Abhängigkeit vom Partner/der Partnerin, die wiederum das Beenden einer nicht mehr erträglichen Beziehung erschwert.

    So ist insbesondere in Kriegs- und Krisenzeiten ein Anstieg von Gewalt an Frauen zu verzeichnen, wie das z.B. in Zeiten der Covid19-Pandemie zu beobachten war: In Deutschland versucht ein Mann, alle 48 Stunden eine Frau umzubringen, alle 72 Stunden gelingt es. Im Jahr 2022 wurden 105 Femizide, also Morde an Frauen, in Deutschland begangen. Gewalt an Frauen ist kein individuelles Problem, sie hat System im Patriarchat. Sie dient dazu, Frauen klein zu halten, sie in ihre Rolle zu zurück zu drängen und in das bestehende kapitalistische und patriarchale System zu pressen. Um Gewalt an Frauen zu beenden, müssen auch die Bedingungen für solche Gewaltverhältnisse beendet werden. Das bedeutet, die finanzielle Abhängigkeit von Frauen zu bekämpfen und die besondere Ausbeutung der Frau aufzuheben. Kampf den Teuerungen heißt also auch Kampf dem Patriarchat!

    Internationale Solidarität statt „feministischer Außenpolitik“!

    Weltweit kann man beobachten, wie Frauen ihre besondere Ausbeutung und Unterdrückung in eine besondere Kraft des Widerstands verwandeln. Im Iran, wo die Menschen mit den Frauen an der Spitze gegen das repressive iranische Regime kämpfen, zeigt sich diese Entwicklung aktuell besonders deutlich. Und auch in Kurdistan spielen die Frauen eine besondere Rolle im Kampf für die Freiheit. Es wurden eigene Frauenstrukturen geschaffen – von eigenen Frauenräten und Frauengerichten bis hin zu bewaffneten Fraueneinheiten, die die kurdischen Gebiete und die Frauenrevolution vor Ort gegen den türkischen Staat und die Islamisten des IS verteidigen.

    Diesem besonderen Potential wird versucht, einen Riegel vorzuschieben, indem es in Bahnen gelenkt wird, die in dieses System passen. Als solch einen Versuch kann der sogenannte „Girlboss-Feminismus“ gewertet werden. Er verklärt Frauen an der Spitze eines Konzerns oder in der Politik als emanzipatorischen Akt. Die Antwort auf die Unterdrückung der Frau wird also darin gesehen, an die Spitze eines ausbeuterischen Systems zu klettern und dieselbe Position wie männliche Kapitalisten zu erreichen, ungeachtet der Tatsache, dass  trotzdem weiter Arbeiter:innen, insbesondere weibliche Arbeiterinnen, ausgebeutet werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die sogenannte „feministische Außenpolitik“ der Ampelregierung, in der Annalena Baerbock als Außenministerin gefeiert wird. Dass durch diese „feministische“ Politik allerdings Krieg und Krise hervorgerufen werden und somit ein System gestützt wird, das Frauen ausbeutet und unterdrückt, wird vertuscht. Die Antwort auf die Frage nach der Befreiung der Frau liegt also nicht darin, an die Spitze dieses etablierten Systems zu klettern, sondern in der internationalen Frauensolidarität und der Zerschlagung von Kapitalismus und Patriarchat.

    Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau!

    Blickt man nun auf die bestehende Unterdrückung, auf die Lebens- und Problemlagen der Frauen weltweit, so kann sich schnell das Gefühl der Ohnmacht einstellen – steht doch noch so viel an, gibt es so viel zu erkämpfen, so viele Hürden zu meistern. Doch gleichzeitig gibt es auch reale Beispiele, auf die man zurückblicken und an denen man sich orientieren kann, wie etwa die streikenden Textilarbeiterinnen von 1917 im russischen Zarenreich: sie waren damals in einer ähnlichen Lage wie die Arbeiter:innen heute. Es tobte der 1. Weltkrieg, die Menschen verarmten aufgrund der Inflation, und es gab massive Angriffe auf die Arbeiter:innenklasse. Die Textilarbeiterinnen schlossen sich in dem Geschehen den Bolschewiki an und gingen gemeinsam auf die Straße, um für Brot und Frieden zu streiken. Was daraus resultierte, ist im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte. Es folgte zuerst eine demokratische und dann eine sozialistische Revolution, aus welcher der erste sozialistische Staat in der Geschichte hervorging. An dieses Beispiel erinnert noch immer der 8. März, der Internationale Frauenkampftag – ein Tag, an dem weltweit Frauen auf die Straße gehen, sich zusammen schließen, für ihre Rechte und gegen bestehende Ausbeutung und Unterdrückung protestieren. Ein Tag, an dem sich die Frauen weltweit vor Augen halten, was möglich ist, wenn man sich organisiert und gemeinsam kämpft.

    Und dieses Beispiel zeigt noch mehr: Es ist möglich, den Kapitalismus und das Patriarchat auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen. Die Überwindung des Kapitalismus ist ein notwendiger Schritt auf dem Weg hin zur Befreiung der Frau, stellen das Privateigentum und die geschlechtliche Arbeitsteilung doch die Grundpfeiler patriarchaler Ausbeutung dar. Daraus kann also nur die Notwendigkeit folgen, den Kapitalismus zu zerschlagen und ein System aufzubauen, das frei ist von Ausbeutung und Unterdrückung. Dieses System heißt Sozialismus.

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