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Samstag, April 20, 2024
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    Verarmung: Zwei Drittel aller ärmeren Haushalte geben an, es sei ihnen vor fünf Jahren wirtschaftlich besser gegangen

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    Die Auswirkungen der Teuerungen bei gleichzeitig nur schwach steigenden Löhnen schlagen sich auch im Gefühl der Bundesbürger:innen nieder. Gewichtige Teile sprechen davon, dass es ihnen heute finanziell schlechter geht als vor fünf Jahren. Und sie blicken düster in die wirtschaftliche Zukunft. Nur bei einem Wirtschaftsthema machen sie sich wenig Sorgen.

    Die Bundesbürger machen sich Sorgen wegen der wirtschaftlichen Entwicklung. Das geht aus dem SPIEGEL-Wirtschaftsmonitor hervor, der durch das Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt wird.

    58% der Befragten stufen demnach die aktuelle Wirtschaftslage derzeit als “schlecht” ein. Nur 25% halten sie für „gut“. Seit Jahresbeginn haben sich diese Zahlen deutlich zum Negativen hin entwickelt und sind nun wieder auf dem Niveau vom vergangenen Herbst, als die Energiepreise explodierten und die Heizung noch aus blieb.

    Mehrheit geht es schlechter

    Inzwischen sagen 40% der Befragten, ihnen gehe es nun schlechter. Nur 22% der Haushalte empfinden eine Verbesserung im Vergleich mit ihrer Situation vor 5 Jahren.

    Arme Haushalte sind hier besonders betroffen: bei Jenen mit einem Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro im Monat geben aktuell zwei Drittel an, dass es ihnen im Jahr 2018 besser gegangen sei als jetzt. Tatsächlich zeigen Studien immer wieder, dass ärmere Haushalte überproportional von den Preissteigerungen betroffen sind. Zudem wurde die Mindestlohnerhöhung durch die Inflation bereits „aufgefressen“ und mit steigender Teuerung setzt auch hier eine stärkere Verarmung ein.

    Erhöhung des Mindestlohns bereits durch Inflation aufgefressen

    Zugleich scheinen die „Reichen reicher“ zu werden. In der höchsten Einkommensklasse der Haushalte mit 4.500 Euro oder mehr netto im Monat überwiegt der Anteil derjenigen, denen es gefühlt besser geht. Bei den Superreichen dürfte diese Entwicklung noch stärker sein. Im Jahr 2022 schütteten Großkonzerne so viele Dividenden aus wie nie zuvor.

    Düsterer Blick in die Zukunft

    Darüber hinaus geht eine große Mehrheit der Deutschen davon aus, dass es gesamtwirtschaftlich langfristig eher noch schlechter kommen wird: 62% der Befragten rechnen damit, dass sich die wirtschaftliche Lage in den kommenden fünf Jahren weiter eintrübt, nur 15% erwarten eine Verbesserung.

    Dies entspricht auch den Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstituten. Sie rechnen mit einer Rezession bei hoch bleibenden Teuerungsraten. Zuletzt hatte hier ein Banken-Beben noch zusätzlich einen kurzzeitigen Crash und gewaltigen Schrecken an den Finanzmärkten ausgelöst.

    Arbeitskräftemangel bedeutet geringe Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes

    Obgleich die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt als negativ eingeschätzt wird, ist die die Furcht vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes laut Umfrage außerordentlich gering. Nur 8% der Befragten halten einen Jobverlust binnen Jahresfrist für möglich, 84% empfinden ihren Job als sicher. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass derzeit der Arbeitskräftemangel auf einem Allzeithoch liegt.

    Deshalb ist Arbeitslosigkeit derzeit auch nur für 4% der Personen ein zentrales Thema. Für die meisten Befragten ist es im wirtschaftspolitischen Bereich zuvorderst die Sorge um die finanzielle Sicherheit im Ruhestand: Altersvorsorge und Rente nennen 20%. Kurz danach werden Verbraucherpreise und Wohnkosten mit 19% als dringlichste Handlungsfelder der Wirtschaftspolitik genannt.

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