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Dienstag, April 23, 2024
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    Tarifverhandlungen im Bahnstreik gehen weiter

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    Die Deutsche Bahn (DB) AG bietet 5 Prozent „Lohnerhöhung“ pro Jahr – die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG lehnt ab. Nun sollen weitere Verhandlungen folgen. Sollten diese scheitern, kommt es zu weiteren Streiks.

    Nicht selten stehen hierzulande Menschen am Bahngleis und sehen in ihren Auskunftsapps: „Zugausfall – Grund ist eine kurzfristige Erkrankung des Personals“. Diese sachliche Begründung soll eher von der eigentlichen Begründung ablenken, nämlich vom überarbeiteten Personal und dem massiven Personalmangel im Verkehrssektor. Dieser Personalmangel könnte nun allerdings als Hebel für höhere Lohnerhöhungen bei den Bahnarbeiter:innen genutzt werden.

    Im Tarifstreit mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat die DB erneut ein Angebot vorgelegt, das jedoch noch weit von den geforderten Lohnerhöhungen entfernt bleibt: „Wesentliche Punkte unserer Forderungen sind weiterhin nicht erfüllt. Die DB AG ist dringend aufgefordert, ihr Angebot umgehend neu auszurichten. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben für das inakzeptable Vorgehen ihres Arbeitgebers keinerlei Verständnis.“, so EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch.

    Das Angebot der Deutschen Bahn AG sieht eine Laufzeit von 24 Monaten, also 2 Jahren vor. Für die unteren Lohngruppen sollen es jährlich 6%, für die mittleren 5% und die oberen 4% Lohnerhöhung sein. Dazu die EVG: „Das, was derzeit auf dem Tisch liegt, ist sozial ungerecht. Denn die vorgesehene prozentuale Staffelung benachteiligt gerade die unteren Lohngruppen, für die wir diesmal deutlich mehr herausholen wollen.“

    Die Gewerkschaft lehnt seit Beginn der Verhandlungen Einmalzahlungen ab. Diese Einmalzahlungen, die oft auch „Inflationsausgleichszahlungen“ oder „Inflationsprämien“ genannt werden, lindern die Last der Preissteigerungen nur kurzfristig und senken mittel- und langfristig das Lohnniveau drastisch. In diesem Zusammenhang wird von Seiten der Belegschaften eine Erhöhung von mindestens 650 Euro im Monat oder 12% für die höheren Entgeltgruppen gefordert – und das bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

    Streik ist die Devise

    Die Tarifabschlüsse im letzten Zeitraum blieben durchweg unterhalb des Niveaus der Preissteigerungen. Sollte es zu keiner Einigung zwischen der Deutschen Bahn und der verhandelnden Gewerkschaft kommen, könnten weitere Streiks bis hin zum unbefristeten Streik folgen. Diese unbefristeten Streiks sind historisch gesehen die Ereignisse, die den Belegschaften und darüber hinaus auch allen Arbeiter:innen die größten Lohnerhöhungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen beschert haben. So streikten 1956/57 die Metallarbeiter:innen in Norddeutschland für rund vier Monate und erkämpften damit das Krankengeld, das heute kaum noch wegzudenken ist.

    Ob es tatsächlich zu solch einem Streik kommen wird, ist ungewiss. Der Verhandlungsführer der EVG scheint auch kein großes Interesse daran zu haben: „Wir haben unsere Zentrale Tarifkommission nach Berlin eingeladen und können die Verhandlungen bereits ab Mittwoch fortsetzen. Das sollte im Interesse der Bahn sein, denn solange wir am Verhandlungstisch sitzen, wird nicht gestreikt.“, betonte er.

    Seit der Privatisierungswelle der 90er-Jahre gibt es zahlreiche weitere Eisenbahnunternehmen in Deutschland, mit denen die EVG ebenfalls am Verhandlungstisch sitzt. Diese Woche verhandelt sie auch mit der Transdev, der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE), mit erixx, vlexx und der Transfracht (TFG).

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