Das Bildungs- und Kulturkollektiv „Klassenbildung” bietet bislang im Internet eine Plattform für revolutionäre Kunst, Podcasts, Videos und theoretische Artikel. Im Mai sollen mit ihrer ersten Konferenz verschiedene Teile der revolutionären Bewegung zusammengebracht werden, um auf vier Podien miteinander zu diskutieren. Im Interview erklärt Sara Henke von Klassenbildung, welches Ziel sie damit verfolgen.
Am 19. Mai organisiert ihr eine Konferenz in Berlin. Was ist euer Ziel mit der Konferenz?
Als Klassenbildung sehen wir es als unsere Aufgabe, den Klassenkampf in Deutschland weiterzubringen. Ein Ansatzpunkt dafür ist für uns, die revolutionäre Bewegung weiterzuentwickeln. Wenn wir uns ihren Zustand heute ansehen, dann gibt es einige Probleme, die wir als Kommunist:innen angehen wollen.
Mit unserer Gründung 2020 wollten wir zum Beispiel einen Teil dazu beitragen, einfach zugängliche kommunistische Bildungsangebote zu schaffen, die uns bis dahin gefehlt haben. Auf der Konferenz soll es darum gehen, in noch mehr Bereichen Schritte nach vorne zu gehen. Einige Fragen, die wir aufwerfen, sind: Welche Rolle spielen Medien und Kultur heute im Klassenkampf? Welche Organisationsformen und inhaltlichen Schwerpunkte brauchen wir? Was können wir aus internationalen Entwicklungen mitnehmen? Wie begegnen wir der Rechtsentwicklung?
Die richtigen Antworten darauf zu finden ist nicht leicht, und kann auch nicht allein von ein paar wenigen Menschen geleistet werden. Deswegen haben wir uns für eine größere Veranstaltung entschieden, zu der jede und jeder herzlich eingeladen ist, dabei zu sein. Als Arbeiter:innenklasse liegt es weiterhin in unserer Hand, die Welt zu verändern. Dafür müssen wir aber auch zusammenkommen.
Man könnte fragen: „Wo gibt es denn heute noch Klassenkampf?“
Ob wir uns die GDL-Streiks in Deutschland ansehen, Proteste in Frankreich gegen die Erhöhung des Rentenalters oder in Griechenland gegen die Einführung privater Universitäten: Das sind alles Beispiele für lebendigen Klassenkampf im 21. Jahrhundert. Sie drücken die Konflikte aus, die durch die widersprüchlichen Interessen der zwei großen gesellschaftlichen Klassen, zwischen Arbeiter:innen und Kapitalist:innen, entstehen.
Und es handelt sich auch nicht nur um Klassenkampf, wenn Arbeiter:innen streiken. Es gibt genauso den Klassenkampf von oben, wenn die Kapitalist:innen oder ihr Staat die Verhältnisse weiter zu ihren Gunsten verändern wollen. Nur weil das praktisch dauerhaft geschieht, kommt es vielen so vor, als wäre das ein Naturgesetz. Das muss aber nicht so sein, wenn wir damit anfangen, uns genauso beständig zu wehren und eine starke klassenkämpferische Arbeiter:innenbewegung aufbauen.
Welchen Bezug haben die Diskussionen auf der Konferenz zu der Praxis des Klassenkampfs in Deutschland?
Wir haben viele Projekte und Organisationen eingeladen, um uns mit ihnen darüber auszutauschen, wie der Klassenkampf der Arbeiter:innen konkret aussehen muss. Ob die Arbeit im Internet stattfindet, auf der Straße oder auch außerhalb Deutschlands – wir setzen darauf, dass wir und die verschiedenen Teilnehmer:innen gegenseitig voneinander lernen können.
Als Bildungsprojekt sind wir selbstverständlich keine Gegner:innen theoretischer Diskussionen, aber als Kommunist:innen wissen wir genauso, dass diese im Zusammenhang mit unserer praktischen Arbeit stehen müssen. Deswegen ist unser Ziel mit den Podiumsdiskussionen auch nicht, uns gegenseitig auswendig gelernte Zitate vorzutragen. Wir erwarten solidarische Diskussionen und einen kollektiv gestalteten Tag. Im besten Fall erreichen wir, dass alle Teilnehmer:innen aus der Konferenz etwas für ihre Praxis mitnehmen und in ihrer Arbeit umsetzen können.