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Elon Musk will 45 Milliarden Euro Profit abschöpfen – wie geht es Arbeiter:innen bei Tesla?

Auf dem westlichen Markt ist Tesla wohl zum bekanntesten Elektroauto-Hersteller geworden. Was steckt hinter dem klimafreundlichen Image? – Ein Kommentar von Marceline Horn.

Seit 2022 produziert das US-amerikanische Unternehmen des Milliardärs Elon Musk auch in Deutschland Elektroautos. Damit wirbt Tesla für einen „beschleunigten Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft“. Dass es sich dabei nur um leere Floskeln handelt und es beim Konzern wenig um Klimaschutz und mehr um Profite geht, zeigt sich in den vielen Kontroversen, in denen sich Tesla und sein Besitzer immer wieder befinden. Zuletzt wurde Mitte Juni bekannt, dass Elon Musk 45 Milliarden Dollar Profite einstreichen will.

Der Fall „Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg“

Passend dazu veröffentlichte das Handelsblatt am Montag einen Bericht über einen Ton-Mitschnitt aus einer Betriebsversammlung. Als ein Aktiver der IG Metall vorrechnen wollte, was die 45 Milliarden Dollar Profitabschöpfung für Elon Musk umgerechnet pro Arbeiter bedeuten würde, wurde ihm das Wort entzogen.

Bei der Betriebsversammlung wurde zudem deutlich, dass Tesla ein sehr kompliziertes Krankmeldesystem hat und dies dazu nutzt, Menschen wegen fehlerhafter Krankmeldungen abzumahnen.

Auffällig häufig kommt es im deutschen Werk in Berlin-Brandenburg zudem zu Umweltvorfällen; so wurden innerhalb des ersten Jahres seit der Eröffnung 2022 insgesamt 26 Fälle von ausgelaufenen Stoffen wie Lack und Diesel bis Bränden im Werk gemeldet. Auch befindet sich ein Teil des Werkes innerhalb eines Wasserschutzgebietes in einer Region mit Wasserknappheit. Dennoch nutzt und verschmutzt die Fabrik große Mengen an Wasser in der Region und plant sogar eine Erweiterung des Werkes, während bei Anwohner:innen Wasser rationiert wird.

In Teslas Großfabrik wird aber nicht nur die Umwelt gefährdet, sondern auch aktiv die über 11.000 im Werk beschäftigten Arbeiter:innen. Die Arbeitsbedingungen sind so schlecht, dass schwere Arbeitsunfälle nun zum Alltag gehören, lange Überstunden gehören natürlich auch dazu.

„Tesla stoppen!“ – Widerstand gegen Ausbeutung von Natur und Menschen

Tesla und Klimafreundlichkeit? Zwei unvereinbare Begriffe

Global zeigt sich aber auch, dass dem Konzern tatsächlicher Klimaschutz egal ist, denn er selbst verkauft seine Emissionsrechte an andere Autokonzerne, wodurch jegliches eingespartes CO2 einfach durch andere zusätzlich ausgestoßen wird. Mit seiner Firma „The Boring Company“ will Elon Musk Tunnel in Städten bohren, um gegen Verkehr und Stau anzukommen.

Viel zu zeigen hat die Firma neben einen kleinen Tunnel, in dem nur Tesla-Fahrzeuge fahren dürfen, nicht. Des Weiteren möchte der CEO dadurch Projekte für öffentliche Verkehrsmittel blockieren, damit mehr Autos seiner eignen Firma auf die Straße können, anstatt eines klimafreundlichen, effizienten öffentlichen Nahverkehr.

Tesla ist auch für seine geringe Bauqualität bekannt. Beim neuen Cybertruck wurden durch den automatischen Kofferraum Finger zerquetscht oder blieb das Gaspedal stecken, wodurch das Fahrzeug so permanent beschleunigte. Autos werden mit unfertiger Software geliefert, für die dann Tausende verlangt werden, aber immerhin kann Cyberpunk auf dem Frontdisplay gespielt werden. Auch sind die Fahrzeuge bekannt dafür, sich nur sehr schwer selbst oder durch Werkstätten von Drittanbietern reparieren zu lassen, wodurch der Konzern durch teure Reparaturen extra dran verdienen kann.

Des Weiteren benötigt der Hersteller zur Produktion seiner Fahrzeuge große Mengen an Lithium, welches möglichst günstig importiert wird. In einem 2020 Tweet schrieb ein:e Nutzer:in: „Weißt du, was nicht im besten Interesse der Menschen war? Dass die US-Regierung einen Putsch gegen Evo Morales in Bolivien organisierte, damit du dort an das Lithium kommen konntest“. Darauf hin antwortete Tesla-CEO Elon Musk: „Wir werden jeden putschen, den wir wollen! Komm damit klar.“ So sollen laut Musk also weiterhin faschistische Diktatoren im Interesse des US-Kapitals in anderen Ländern installiert werden.

Wer ist eigentlich Elon Musk?

Frauenhass, Queerfeindlichkeit und Rassismus – Alltag in Musks Firmen

Der Milliardär kuschelt sich schon seit mehreren Jahren näher an Faschist:innen in den USA und gibt dies offen durch seine Tweets wieder, in denen er sich vor allem über Transmenschen sowie andere queere Menschen lustig macht, aktiv gegen Migrant:innen hetzt und Frauen in die Rolle der Reproduktionsarbeit drängt. Musk ist unter anderem durch seine Transphobie eine so unangenehme Person, dass seine Tochter Vivian Jenna Wilson, Transfrau und eines von 12 Kindern, erklärte, dass sie nicht weiter mit ihrem biologischen Vater in irgendeiner Weise verwandt sein möchte.

Der Patriarch ist schon vor Jahren aufgrund der von ihm ausgehenden sexualisierten Gewalt gegenüber seinen Arbeiterinnen auffällig geworden. Sein Umgang mit Arbeiterinnen führt auch zu einem Klima, in dem patriarchale Gewalt am Arbeitsplatz besonders stark zum Alltag gehört.

Tesla steht nun auch vor einer Klage von fast 6.000 Arbeiter:innen aufgrund rassistischer Vorfälle in ihrer Fabrik in Kalifornien. Denn obwohl schon seit 2017 Verfahren gegen die Firma laufen, tat laut einem Bericht von Reuters der Betrieb nichts gegen die Vorfälle von Beleidigungen, Graffiti bis hin zu Galgenstricken an den Arbeitsplätzen der Arbeiter:innen.

Alles in einem ist Tesla ein besonders krasses Beispiel eines ausbeuterischen Großkonzerns, der weder klimafreundlich noch ein sicherer Arbeitsplatz ist. Mit einem Chef, der mit Faschist:innen kuschelt, die doch selber den Klimawandel leugnen und selber gerne andere Regierungen stürzen, wird uns diese Firma niemals vor dem Klimawandel retten.

Marceline Horn
Marceline Horn
Perspektive-Autorin seit 2024. Sie lebt und studiert in Freiburg und schreibt besonders über Frauen- und LGBTI+ Kämpfe. Photographie-Fan und Waschbären-Liebhaberin.

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