Die Klimakrise ist die wohl größte Bedrohung für die Artenvielfalt und die Menschheit – sowohl an Land, als auch im Wasser. Besonders betroffen ist unter anderem das Mittelmeer, in dem nun erneut Rekordtemperaturen gemessen wurden. Ärmere Menschen leiden, während reiche Menschen die Krise weiter verschärfen.
Das Institut für Meereswissenschaften in Barcelona (ICM) schlägt Alarm: Erneut wurde eine Median-Rekordtemperatur im Mittelmeer festgestellt, diese übertreffe sogar die Temperatur des letzten Jahres von 28,71 Grad. So betrug der diesjährige Mittelwert sogar 28,9 Grad (Stand 16.08.24). An lokalen Messstationen rund um Frankreich, Spanien und Ägypten betrug die Temperatur sogar stellenweise über 30 Grad.
Wandel des Ökosystems
Um die oben genannten Messwerte richtig zu interpretieren, ist festzuhalten, dass es sich um hier Median-Werte handelt. Das heißt also, dass über die Hälfte aller berücksichtigten Werte ohnehin über 30 Grad lagen. Das Mittelmeer gilt als ein Hotspot des Klimawandels – so zumindest die Klassifizierung des Weltklimarats. Schon seit den 1980er-Jahren vollzieht sich ein stetig starker Wandel durch die maritimen Ökosysteme von Syrien bis nach Frankreich, der vor allem einen Rückgang der Artenvielfalt und das Einfallen invasiver Arten mit sich bringt.
Es finde eine „Tropikalisierung“ des Mittelmeeres statt, so die Umweltschutzstiftung WWF (World Wide Fund for Nature). Konkreter bedeutet das, dass sich neben der hohen Temperatur nun auch andere Fischarten ansiedeln, neue Krankheitserreger auftauchen oder Quallen (auch wegen der Überfischung) ihre natürlichen Feinde verlieren und sich ungehindert vermehren können. Das gesamte Ökosystem des Mittelmeers wird, insbesondere im östlichen Bereich, so kräftig und gewaltsam umstrukturiert – gänzlich vom Menschen herbeigeführt, wie der gesamte Klimawandel überhaupt.
Die gewaltsame und schrittweise fortlaufende Zerstörung unserer natürlichen Umwelt entwickelt sich zunehmend auch zur prognostizierten humanitären Krise. Auch wenn derartige Phänomene wie der Temperaturanstieg des Mittelmeers nur schleichend beginnende Anfänge markieren, sind nicht nur die oben genannten Folgen, die sich daraus ergeben, gravierend.
Im Zuge der globalen Erwärmung und der immer häufiger auftretenden Hitzewellen sind Folgen wie Wetterextreme – z.B. Dürren, Fluten, Tropenstürme – und die Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen immer öfter zu beobachten. Auch der Anstieg des Meeresspiegels, der droht, ganze Inselstaaten zu verschlucken, ist nun immer allgegenwärtiger.
Menschen unterschiedlich stark betroffen
Egal ob Menschen von Überschwemmungen, Waldbränden oder anderen Katastrophen betroffen sind – die konkreten Folgen sind sehr unterschiedlich, je nach ökonomischer Stellung in der Gesellschaft.
Länder, die unter kolonialer Herrschaft standen oder stehen, sind besonders stark von klimabedingten Schäden betroffen – obwohl sie am wenigsten zur Erhöhung der Treibhausgase in der Atmosphäre beigetragen haben. In Staaten mit niedrigem Einkommen führen Wetterextreme zu einer höheren Zahl an Opfern, zu den – relativ gesehen – größten wirtschaftlichen Verlusten und zu einer erheblichen Anzahl an Vertriebenen. Die Weltbank prognostiziert, dass bis zum Jahr 2050 bis zu 200 Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels ihre Heimat verlassen müssen.
Auch innerhalb Deutschlands haben die Klimaveränderungen z.B. durch Hitzewellen unterschiedliche Folgen: Studien zeigen, dass in Stadtteilen mit wenig Grünflächen, stark befahrenen Straßen, dicht stehenden, hohen Gebäuden und einer hohen Bevölkerungsdichte die Temperaturen deutlich höher sind als in Vororten mit Einfamilienhäusern, Gärten und Parks.
„Häufig sind es die ärmeren Haushalte, die in den ganz engen Stadtlagen wohnen, in der aufgeheizten Dachgeschosswohnung, wo eine hohe Exposition gegenüber dieser Hitze da ist“, erklärt Matthias Garschagen, Professor für Anthropogeographie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Gleichzeitig „erzeugen die Investitionen von 125 der reichsten Milliardär:innen der Welt im Durchschnitt pro Milliardär:in jedes Jahr Emissionen von drei Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Das entspricht den durchschnittlichen Emissionen von rund einer Million Menschen aus den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung“, so eine Oxfam-Studie.
Der Klimaforscher Tilman Santarius erklärt, dass superreiche Menschen zudem häufig versuchten, klimapolitische Maßnahmen zu blockieren. Das könne man vor allem dann beobachten, wenn Maßnahmen dazu führten, dass Investitionen plötzlich weniger Profite abwerfen.
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