Das georgische Model Kesaria Abramidze wurde letzte Woche Mittwoch von ihrem Partner ermordet. Die 37-Jährige war trans, und der Mord passierte nur einen Tag nach der Verabschiedung eines neuen LGBTI+-feindlichen Gesetzes.
Am Abend des 19. September wurde Kesaria Abramidze tot in ihrer Wohnung in der georgischen Hauptstadt Tiflis aufgefunden. Am Morgen darauf wurde ihr Partner von der Polizei als mutmaßlicher Täter festgenommen. Die 37-Jährige war ein sehr beliebtes Model in Georgien mit über 500.000 Follower:innen auf Instagram – und eines der ersten georgischen Models, das offen mit der eigenen Identität als trans Frau umging.
Abramidze beschwerte sich schon länger über die toxische Natur ihrer Beziehung, bei der es regelmäßig zu physischen und psychischen Angriffen von Seiten ihres Partners kam. Erst im April diesen Jahres musste sie das Land aufgrund von Manipulation und Gewalt verlassen, was sie auch in einem Post festhielt. Der Femizid stellte nun die Spitze dieser patriarchalen Gewaltbeziehung dar.
Unter einem Femizid versteht man ein Tötungsdelikt an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Die meisten Femizide werden von (Ehe-)Partnern, Ex-Partnern oder nahen Familienangehörigen begangen, wie auch in diesem Fall. Durchschnittlich wird allein in Deutschland alle drei Tage eine Frau Opfer eines Femizids, wobei die Dunkelziffer wahrscheinlich noch höher ist, da manche Frauenmorde gar nicht als solche anerkannt werden.
Die georgische Regierung trägt Mitschuld
Ihre Identität als trans Frau spielte auch in diesem Femizid eine Rolle, da von dem georgischen Parlament nur einen Tag vorher ein umstrittenes Anti-LGBTI+-Gesetz verabschiedet wurde, das unter anderem gleichgeschlechtliche Ehen, geschlechtsangleichende Operationen sowie eine Adoption für gleichgeschlechtliche Paare und transgeschlechtliche Menschen verbietet. Offiziell soll dieses Gesetz die „Familienwerte“ schützen – doch Fälle wie dieser beweisen, dass dieses Gesetz niemanden schützt, ganz im Gegenteil.
Die georgische Regierung verwendet schon seit Jahren homo- und transphobe Sprache und schürt so zusätzlich zu ihren Gesetzen den Hass innerhalb der Bevölkerung gegen solche Menschengruppen. Abramidze selbst hatte die georgische Regierung regelmäßig kritisiert, zum Beispiel bei deren Umgang mit häuslicher Gewalt und der Einschränkung von Frauenrechten.
Globaler Anstieg von LGBTI+-Feindlichkeit
Nicht nur in Georgien werden vermehrt die Rechte von LGBTI+-Personen und Frauen eingeschränkt und Abneigung geschürt. Im benachbarten Russland wurde letztes Jahr ein ähnliches Gesetz verabschiedet. Auch Großbritannien schränkte erst dieses Jahr den Zugang zu wichtigen Hormonmedikamenten, sogenannten „Pubertätsblockern”, massiv ein.
Auch in Deutschland bestätigte das Bundessozialgericht dieses Jahr eine Entscheidung, dass nicht-binäre Menschen in Deutschland keinen Anspruch auf die Bezahlung lebenswichtiger geschlechtsangleichender Operationen durch ihre Krankenkasse haben. Auch das neue Selbstbestimmungsgesetz verbessert die Lage von trans Menschen in Deutschland nur minimal.
Zudem kann es im Kriegsfall ausgesetzt werden oder jederzeit – z.B durch eine Machtergreifung der AfD – wieder rückgängig gemacht werden. Diese hetzt regelmäßig gegen LGBTI+-Personen, wobei trans Frauen besonders im Vordergrund stehen. In diesem hasserfüllten Klima gingen dieses Jahr bereits hunderte faschistische Jugendliche in mehreren Städten gegen den Christopher Street Day (CSD) auf die Straße.