Zeitung für Solidarität und Widerstand

12,90€ die Stunde nach zwei Jahren im Betrieb – Interview mit einer Kollegin im Fast-Food-Betrieb

Die zweite Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen in der Systemgastronomie ist zu Ende gegangen. Bundesweit wurden einzelne Filialen bestreikt, Ende September auch erstmalig in Ostdeutschland. Wir sprachen mit Anne Somers* aus einem Fast-Food-Betrieb in der Region.

Wo arbeitest du? Was sind deine Aufgaben?

Ich arbeite in der Systemgastronomie, in einer großen Fast-Food Kette. Ich arbeite da jetzt seit zwei Jahren ungefähr, und wir arbeiten halt im Rotationssystem, das heißt, dass wir an allen Stationen stehen können: Küche, Drive-In, vorne an der Kasse oder beim Packen. Ich hab eine Weiterbildung gemacht und bin jetzt Crew Trainer, also kann ich neuen Leuten jetzt beibringen, wie ihr Job funktioniert.

Wir werden nach Tarifgruppen bezahlt. Ich bekomme zum Beispiel 12,90€ pro Stunde und müsste jetzt Tarifgruppe 3 sein.

Tarifverhandlungen in Systemgastronomie – Streiks angekündigt

Derzeit laufen die Tarifverhandlungen in der Systemgastronomie. 15 Euro Einstiegsgehalt, 500€ mehr im Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten fordert die Gewerkschaften Nahrungs-Genuss-Gaststätten (NGG). Hast du etwas von den aktuellen Tarifverhandlungen mitbekommen? Wenn ja, wie?

Ich habe nichts über die Arbeit mitbekommen, sondern von einer Bekannten darüber gehört.

Meine Arbeitskolleg:innen, die ich kurz gefragt habe, ob sie davon mitbekommen haben, haben nein gesagt. Meine Vermutung ist also, dass niemand an den Streiks teilnehmen wird. Wir wissen auch nicht, wie wir es mitbekommen sollen, wenn wir zum Streik aufgerufen werden.

Was denken du und deine Kolleg:innen über die Forderungen?

Ich hab mich mit meinen Kollegen nicht dazu unterhalten, weil ich auch gerade Urlaub habe. Ich würde aber schon sagen, dass das eine gute Forderung ist, ist nur sehr unwahrscheinlich, dass sich die Gewerkschaft da vollständig durchsetzen wird.

Fordert ihr bessere Arbeitsbedingungen? Was für Verbesserungen wünschst du dir in deiner Arbeit?

Es wird sich schon immer viel beschwert über die Arbeitsbedingungen, wirklich was dagegen macht aber keiner. Ein Problem ist, dass wir manchmal zu wenige Mitarbeiter:innen sind und trotzdem diese Zeitvorgaben haben, an die wir uns halten müssen oder die Arbeit von mehreren Leuten machen müssen.

Ansonsten bekommen wir wenig Lohn, und die Kunden sind oft mies unfreundlich. Es gab auch schon Beschwerden darüber, dass manche Kolleg:innen unfreundlich sind. Ein weiteres Problem ist auch, dass neue Leute schlecht eingearbeitet werden. Gegen letzteres soll jetzt ein Crew-Trainer helfen, der eingesetzt wurde.

Was möchtest du noch sagen?

Für viele Dinge kann die Managerin vor Ort nichts. Das sind die betriebsweiten Zeitvorgaben und der Personalmangel aufgrund weniger Bewerbungen. Die Probleme müssen wir also konzernweit als Kolleg:innen ansprechen.

*Name wurde von der Redaktion geändert

Perspektive Online
Perspektive Onlinehttp://www.perspektive-online.net
Hier berichtet die Perspektive-Redaktion aktuell und unabhängig

Mehr lesen

Perspektive Online
direkt auf dein Handy!