Die CDU reichte kürzlich einen Antrag zu einer Menopausen-Strategie ein um Frauen bei Problemen in den Wechseljahren zu unterstützen. Enthalten sind tatsächliche Verbesserungen, doch es zeigen sich auch gefährliche Lücken. – Ein Kommentar von Anna Müller.
Rund neun Millionen Frauen befinden sich momentan in Deutschland in den Wechseljahren. Durch den demografischen Wandel wird die Zahl in Deutschland und auch weltweit weiter steigern. Während dieser Zeit erleben Frauen häufig Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Energielosigkeit und unzählige weitere Symptome, die das Leben erschweren. Doch nicht nur im Privatleben sind die Frauen psychisch wie physisch durch die Umstellung des Hormonhaushalts beeinflusst.
Auch auf der Arbeit wird es schwerer. Genau das hat das Forschungsprojekt „MenoSupport“ von Prof. Andrea Rumler von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin untersuchen und bestätigen können. Fast 20 Prozent der Frauen über 55 gaben an, aufgrund der Wechseljahresbeschwerden entweder früher in Rente gehen zu wollen oder bereits gegangen zu sein. Mehr als jede sechste aller Befragten wechselte ihren Arbeitsplatz. Fast ein Viertel reduzierte die Arbeitsstunden, fast ein Drittel wurde aufgrund der Symptome entweder krankgeschrieben oder nahm unbezahlten Urlaub.
Frauen mit unerkannten Symptomen der Wechseljahre werden stattdessen oft mit Burn-Outs diagnostiziert, was dazu führt, dass sie nicht mehr für den Arbeitsmarkt verfügbar sind. Eine Studie aus den USA erforschte, dass die Wirtschaft jedes Jahr 1,8 Milliarden US-Dollar aufgrund von Beschwerden während der Menopause verliert.
Antrag der CDU im Bundestag
Am 25. Oktober hat die CDU daher einen Antrag eingereicht, der „eine nationale Menopausen-Strategie nach internationalem Vorbild“ vorschlägt. Dafür erhielten sie Rückhalt von Politiker:innen aller Fraktionen außer der AfD. Es geht darum, die Frauen am Arbeitsplatz so weit zu entlasten, dass sie ihren Alltag dort fortsetzen können.
Im Antrag werden zehn Forderungen an die Bundesregierung aufgestellt. An erster Stelle stehe die Aufklärungsarbeit. Weiter solle sichergestellt werden, dass der Zugang für Frauen zu Gesundheitsversorgung nicht nur erhalten wird, sondern auch leicht und kostenlos bzw. kostengünstig ist.
Ein weiteres Problem ist momentan die niedrige Vergütung der Beratungsgespräche. So erhalten Ärzt:innen im Quartal für ein Beratungsgespräch nur 17 Euro. Dies soll durch eine andere Form der Abrechnung geregelt werden.
Einerseits fordern sie die Anpassung der Arbeitsbedingungen und gegebenenfalls Unterstützung am Arbeitsplatz, um der Arbeit ohne größere Beeinträchtigung nachgehen zu können. Von einem vollen Lohnausgleich ist jedoch nicht die Rede.
Aussicht auf Verbesserung – mit großen Fragezeichen
Maßnahmen wie beispielsweise Arbeitszeitverkürzungen könnten den betroffenen Frauen durchaus helfen und sie unterstützen. Es braucht aber nicht nur „Sensibilisierung der Arbeitgeber:innen“ oder Maßnahmen, durch die die Frauen einen Arbeitstag einigermaßen überstehen können.
Doch die „Menopausen-Strategie“ ist für die Politiker:innen nun in erster Linie ein Mittel um Frauen während der Wechseljahre arbeitsfähig zu halten und einen „volkswirtschaftlichen Schaden“ zu verhindern. Die Maßnahmen sollen ergriffen werden, um selbst in dieser Lebensphase den maximalen Profit aus den Arbeiterinnen zu schlagen und die Frauen mit möglichst geringem Aufwand weiterhin möglichst viel arbeiten zu lassen.
Ein Ausbleiben der Forderung nach einem vollen Lohnausgleich stellt zudem eine große Gefahr dar. Frauen verdienen ohnehin weniger und verrichten zugleich den Großteil der unbezahlten Hausarbeit und Erziehung, wodurch sie öfters in Teilzeit arbeiten. All das führt dazu, dass Frauen deutlich öfter in Altersarmut leben. Männer, die 2020 erstmals Rente bezogen, monatliche Altersbezüge in einer durchschnittlichen Höhe von 1.206 Euro erhielten, waren es bei den Frauen nur 847 Euro. Eine Arbeitszeitverkürzung ohne vollen Lohnausgleich würde dieses Problem erheblich verschärfen.
„Equal Pay Day“: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit gilt noch lange nicht
Auch die sichere Bereitstellung von genügend Gynäkolog:innen und Psycholog:innen müsste gewährleistet werden. Dem entgegen stehen jedoch die aktuellen Kürzungen im gesamten Gesundheitswesen, die die Probleme unzureichender Behandlungen von Frauen verschärfen werden. Hinzu kommt eine chronische Vernachlässigung der medizinischen Forschung für Frauen.
All diese Probleme wird auch der Antrag der CDU nicht lösen. Trotzdem könnten die Reformvorschläge zumindest kleine Verbesserungen bringen. Ob der Antrag angenommen und in welcher Form er umgesetzt werden würde ist jedoch eine weitere unklare Frage.