Als Autor hat Basel Al-Araj eine neue Generation der palästinensischen Jugend geprägt, die sich auf die Suche nach revolutionären Perspektiven begab. 2017 starb er im Schusswechsel mit der israelischen Besatzungsarmee im Westjordanland. Nach seinem Tod wurde unter dem Titel „Ich fand meine Antworten“ eine Textsammlung des „engagierten Intellektuellen“ veröffentlicht. – Ein Kommentar von Ali Najjar.
Basel Al-Araj stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Bethlehem. Ab den 2010er Jahren wurde er im militärisch besetzten Westjordanland zunehmend bekannt als Schriftsteller und Aktivist. Seine zahlreichen Essays und Artikel behandeln eine Fülle von Themen, die mit der kolonialen Realität in Palästina zusammenhängen. In seinen Texten wie auch seinen bekannten Führungen durch die Landschaften Palästinas stellte Basel immer wieder historische Bezüge zu antikolonialen Kämpfen auf der ganzen Welt her. Dabei betonte er die Notwendigkeit, auch in Palästina die Tradition des Widerstands (wieder) aufleben zu lassen.
Der „engagierte Intellektuelle“
Basel Al-Araj studierte Pharmazie in Ägypten und arbeitete in einer Apotheke im besetzten Jerusalem. Selbst als Angehöriger einer gebildeten Schicht betonte er immer wieder die politische Verantwortung von Intellektuellen. „Wenn man ein Intellektueller sein will, muss man sich engagieren“, sagte Basel bei einer seiner Führungen in Jenin, einer Stadt im nördlichen besetzten Westjordanland. „Wenn du dich nicht engagieren willst, wenn du dich nicht mit der Unterdrückung auseinandersetzen willst, ist deine Rolle als »Intellektueller« sinnlos.“
Diese Konfrontation brachte Al-Araj immer wieder auch in Konflikt mit der sogenannten Autonomiebehörde in Palästina. Diese Struktur wurde im Rahmen der Oslo-Verträge in den Jahren 1993 und 1995 geschaffen und verwaltet stellvertretend Teile des besetzten Westjordanlands bzw. in Absprache mit der israelischen Besatzungsmacht. In seinen Texten analysierte er die Form der Kollaboration als systematisch für den Kolonialismus und sieht als ihren Ursprung auch die Klassenstruktur in der palästinensischen Gesellschaft selbst.
Neben historischen Texten, die meistens die Traditionen des palästinensischen Widerstands zum Thema haben, schrieb Basel Al-Araj auch zu militärischen und militärpsychologischen Themen, die den spezifisch asymmetrischen Charakter eines antikolonialen Abwehrkampfes behandeln.
Auch zu ideologischen Spaltungslinien innerhalb des palästinensischen Widerstands hat er Stellung bezogen. So formulierte er zum Beispiel eine Kritik an Teilen der palästinensischen Linken, welche die ideologischen Differenzen und die islamistisch-säkulare Kluft als Deckmantel für ihre Ablehnung des „Widerstands“ insgesamt nutzen. Basel Al-Araj sagte, wenn die Linke in Palästina mit den Islamisten konkurrieren wolle, sollte sie dies im Widerstand tun und dadurch wieder zu einer bestimmenden Kraft werden.
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Revolutionär in Wort und Tat
2017 schließlich wurde das Haus in der Nähe von Ramallah, in dem sich Basel aufhielt, von Soldaten der Besatzung umstellt. Schon lange hatten seine Aktivitäten für Aufsehen gesorgt und zu Verhaftungen und Folter durch die Sicherheitskräfte der Autonomiebehörde geführt. Da sowohl die Kollaborateure der palästinensischen Bourgeoisie wie auch die Besatzungsmacht eine Gefahr in ihm sahen, gab es das Bestreben, Al-Araj zum Schweigen zu bringen. Im März 2017 gelang dies, als nach einem Feuergefecht ein Granate in sein Haus gefeuert wurde.
Basel Al-Araj ergab sich nicht kampflos und blieb bis zum Schluss ein „engagierter Intellektueller“. Nach seinem Tod wurde 2018 die Textsammlung „Wajadtu Ajwibati“ („Ich fand meine Antworten“) herausgegeben, deren Titel seinem Testament entnommen ist.
Mit seinen Ideen bleibt Basel damit weiter eine Leitfigur für eine neue Generation des Widerstands in Palästina, aber auch für die weltweite palästina-solidarische Bewegung, die sich aktuell in einem Aufschwung befindet.
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