Im Zuge der Tarifverhandlungen der Metall- und Elektrobranche ruft die IG Metall Küste in Norddeutschland zu Warnstreiks auf.
Am 28. Oktober endet die Friedenspflicht für den derzeit gültigen Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie, woraufhin die IG Metall Küste unmittelbar mit Warnstreiks beginnen möchte. Am 29. Oktober setzt sie sich mit dem Arbeitgeberverband Nordmetall in Kiel an den Verhandlungstisch für die dritte Verhandlungsrunde, bereits in der Nacht zuvor sollen erste Aktionen stattfinden. Weitere Warnstreiks in fünf norddeutschen Bundesländern sind in Planung.
Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste sagt dazu: „Wir wollen mehr, wir wollen es früher und wir wollen eine kurze Laufzeit – dafür braucht es anscheinend Druck in den Betrieben. Wir werden jetzt mit Warnstreiks den Druck erhöhen, um schnell zu einem guten Ergebnis zu kommen“.
Der bisherige Tarifvertrag wurde im November 2022 abgeschlossen und enthielt Entgelterhöhungen von 5,2 Prozent in 2023 und 3,3 Prozent in diesem Jahr, sowie eine Inflationsprämie. Vergleicht man dies mit den Teuerungen über die gleiche Zeitspanne – 2023 betrug die Inflationsrate 5,9 Prozent, die Prognosen für 2024 liegen zwischen 2 und 3 Prozent – ergibt sich eine ungefähre Lohnstagnation. Bedenkt man zudem, dass die Teuerungen für günstige Güter und Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Energie und Gas immer wieder besonders hoch ausfielen, dürfte dies in der Lebensrealität vieler Arbeiter:innen eine Reallohnsenkung bedeutet haben.
Lebensmittel verteuern sich um rund 25 Prozent in nur zwei Jahren
Chefetage will keinen Inflationsausgleich
Die IG Metall Küste hat größtenteils die gleichen Forderungen wie die ganze IGM: Lohnerhöhung um 7 Prozent und 170 Euro mehr für Azubis.
Die Gegenseite, vertreten durch den Verband Nordmetall hatte bisher eine Entgelterhöhung um 1,7 Prozent nach neun Monaten im Juli 2025 und 1,9 Prozent im Juli 2026 angeboten. Zu deutlichen Erhöhungen der Ausbildungsvergütung sei man bereit, jedoch wurde keine konkrete Zahl genannt. Friedrich sagte nur, dass es „zu niedrig“ und „zu spät“ sei und nicht einmal die kommende Inflation ausgleichen würde.
Deutsche Waffenindustrie möglicherweise betroffen
Produktionsstätten wie in Kiel sind wichtige Standorte der deutschen Waffenindustrie. Auch der größte deutsche Waffenproduzent Rheinmetall hat dort Entwicklungszentren. Demnach könnten diese auch von den Streiks betroffen sein. Aufgrund der steigenden Investitionen in die Waffenindustrie war Kiel dieses Jahr bereits der Fokus des anti-militaristischen Bündnisses Rheinmetall entwaffnen, das dort im vergangenen Monat ein Protestcamp abhielt.
„Rheinmetall entwaffnen”: Antimilitaristisches Protestcamp beendet
Streiks setzen an deutschen Kernindustrien an
Von den diesjährigen Tarifverhandlungen der Metall und Elektrobranche sind viele Kernindustrien der deutschen Wirtschaft betroffen. So wird auch in Werken von Volkswagen gestreikt. Die VW-Spitze hatte vergangenen Monat Werkschließungen ins Spiel gebracht – erstmalig für den Weltkonzern. VW hatte das unter anderem damit gerechtfertigt, dass man gegenüber den chinesischen Konzernen konkurrenzfähig bleiben müsse.