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Sonntag, November 3, 2024
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    Indien: Der politische Gefangene Professor G. N. Saibaba ist tot

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    Der indische revolutionär-demokratische Aktivist und politische Gefangene ist nach einer Operation gestorben. Der indische Staat hatte ihn 10 Jahre lang widerrechtlich gefangen gehalten. Seit 1989 hatte er sich für die Unterdrückten Indiens eingesetzt.

    Gokarakonda Naga Saibaba, G. N. Saibaba genannt, ist am 12. Oktober 2024 nach Komplikationen durch eine Operation gestorben. Bis März 2024 war der Englisch-Professor der Universität Delhi 10 Jahre lange Gefangener des indischen Staats. Ihm wurden Unterstützung und Kontakte zur verbotenen Communist Party of India (Maoist) (CPI Maoist) vorgeworfen. Hierfür wurde er 2017 zu lebenslanger Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde erst dieses Jahr durch den Obersten Gerichtshof Indiens aufgehoben. Es habe keine Beweise für eine Verurteilung nach dem Unlawful Activities (Prevention) Act (UAPA) gegeben. Der UAPA ist ein eigens für den „Kampf gegen den Terrorismus“ geschaffenes „Gummi-Gesetz”. Die bekannte Schriftstellerin Arundhati Roy wurde erst im Juni 2024 wegen einer Rede über die Unterdrückung der durch Indien und Pakistan besetzten Himalaya-Region Kaschmir mit Anwendung des UAPA angeklagt.

    10 Jahre Haft wegen angeblicher Kontakte

    G. N. Saibaba war sei 1989 in revolutionär-demokratischen Studierendenorganisationen aktiv. Später beteiligte er sich an der Gründung der Revolutionary Democratic Front (RDF). Die RDF ist eine antiimperialistische Massenorganisation, die sich besonders für die unterdrückten Kasten und Minderheiten Indiens einsetzte. Sie ist seit 2012 durch verschiedene indische Bundesstaaten verboten. Ihr wird auch der Vorwurf gemacht, dass sie eine Frontorganisation der CPI (Maoist) sei.

    Deutsche Waffen in Indien

    Der indische Staat verfolgt Kommunist:innen und Demokrat:innen

    Die CPI (Maoist) führt seit ihrer Gründung 2004 einen revolutionären bewaffneten Kampf gegen den indischen Staat. Sie steht in der Tradition der sogenannten Naxaliten-Bewegung, die seit 1967 einen kommunistisch angeführten Kampf für Demokratie und Sozialismus führt. Die Naxaliten sind nach einem Dorf in Nordindien benannt, in dem 1967 ein Bauernaufstand stattfand. Saibaba setzte sich mit anderen jahrelang gegen die brutalen Kampagnen des indischen Staats gegen die revolutionäre Bewegung ein.

    Beginnend mit „Operation Green Hunt“ 2009 töten indische Militär- und Polizeieinheiten teilweise wahllos Menschen in Regionen, in denen die CPI (Maoist) aktiv sein soll. Bei vielen dieser sog. „Encounters“ (Zusammenstößen) werden Menschen gefangen genommen, erschossen und dann mit Waffen fotografiert, um Fortschritte im Kampf gegen die CPI (Maoist) darzustellen. Im Moment läuft mit der „Operation Kagaar“ eine weitere Kampagne gegen die CPI (Maoist).

    „G. N. Saibaba lebt im Kampf weiter“

    G. N. Saibaba kämpfte in seiner Gefängniszeit unermüdlich gegen die Schikanen, seine Überwachung und schlechten Haftbedingungen, sowie gegen seine Inhaftierung an sich an. Seit seinem fünften Lebensjahr durch eine Polio-Infektion zu 90 Prozent behindert und auf den Rollstuhl angewiesen schrieb er im Gefängnis viele Gedichte. Im Verlauf der 10-jährigen Haft verschlechterte sich Saibabas Gesundheitszustand jedoch zunehmend, ihm wurden immer wieder Behandlungen und Medikamente verweigert. Im Gedenken an ihn hielten verschiedene revolutionär-demokratische Organisationen Demonstrationen, Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen für G. N. Saibaba ab. Sie sagen: „Saibaba lebt im Kampf für Demokratie und Sozialismus in Indien weiter!“

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