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Nach Protest gegen Bundeswehr: Leipziger Schüler droht Schulverweis

Der 16-jährige Iven hat in den vergangenen Monaten mit anderen Jugendlichen gegen einen Auftritt der Bundeswehr an der Humboldt-Schule in Leipzig protestiert. Wegen seinem politischen Aktivismus droht ihm jetzt die Schulentlassung. Doch einige seiner Mitschüler:innen solidarisieren sich.

Schon seit längerem zeigt die Bundeswehr eine stärkere Präsenz an deutschen Schulen – so auch an der Leipziger Humboldt-Schule, wo am heutigen Tag ein Bundeswehroffizier Propaganda für die deutsche Armee verbreitet. Dagegen hat sich schon seit längerem eine Gruppe von Schüler:innen gewehrt. Aufgrund des konsequenten antimilitaristischen Protests droht die Schulleitung jetzt einem eigenen Schüler mit dem Schulausschluss.

Aus einer Pressemitteilung der Jugendorganisation Internationale Jugend Leipzig geht hervor, dass der 16-jährige Iven am Dienstag in das Büro der Schulleitung bestellt wurde. Dort wurde ihm vorgeworfen, den Schulfrieden „massiv gestört zu haben“. Deshalb wird ihm mit einem Schulverweis gedroht, der wohl gültig werden würde, sollte er seinen Protest nicht einstellen.

Schüler:innen protestieren gegen Bundeswehr-Auftritt

Mit der „Störung des Schulfriedens“ bezieht sich die Schule vermutlich auf die Aktionen gegen den Bundeswehr-Auftritt, die in derselben Woche stattgefunden haben: So hatten sich am Montag mehrere Schüler:innen – darunter auch Iven – auf dem Schulhof versammelt und ein gemeinsames „Die-in” organisiert. Einige von ihnen legten sich dabei still auf den Boden, um die tödliche Zukunft von zum Wehrdienst verpflichteten Jugendlichen darzustellen.

Über den gesamten Schulhof schallte es dann laut: „Ich hab‘ keinen Bock drauf, mit 18 in einem Schützengraben zu liegen und mich zu fragen: Komme ich hier mit meinem Leben raus oder sind es nur mein Bein und meine Menschlichkeit, die ich verliere?“

Einen Tag später, am Dienstag, flatterten dann dutzende Flugblätter über den Schulhof. Mit Aufschriften wie „Kein Werben fürs Sterben – Keine Bundeswehr an unserer Schule!“ oder „Schüler:innen für Frieden! Krieg ist keine Option!“ wurde auf den Bundeswehrbesuch aufmerksam gemacht und die Schüler:innenschaft dazu aufgefordert, diesen nicht unwidersprochen geschehen zu lassen.

Solidarität und Zuspruch von anderen Schüler:innen

Was als „Störung des Schulfriedens“ von der Schulleitung verunglimpft wird, traf bei den zuschauenden Schüler:innen jedoch auf deutlichen Zuspruch. Beteiligte der Aktion berichteten davon, wie es danach großen Beifall gab. Als eine Schülerin den protestierenden Jugendlichen zurief, dass sie weiter machen sollen, riss eine Lehrkraft ihr das Megafon aus der Hand und erklärte die Aktion für beendet.

Dass die Schulleitung in Zeiten der Aufrüstung und des Rechtsrucks derartig gegen politisch aktive Jugendliche an ihrer Schule vorgeht, ist für die Internationale Jugend Leipzig vollkommen unverhältnismäßig und skandalös. Laut der Gruppe zeige das Verhalten jedoch auch, „dass die in Schulen oft so hoch angepriesene ‚Anregung und Entwicklung von kritischem Denken‘ nur so lange gilt, bis es den Überzeugungen der Schule – oder wahlweise der Schulleitung persönlich – widerspricht“.

Trotz der Repressionen seitens der Schulleitung scheint es aber so, dass ein großer Teil der Mitschüler:innen hinter der Botschaft der mutigen Jugendlichen steht, die sich gegen die Kriegspropaganda der Bundeswehr gestellt haben. Den Schulfrieden haben die Jugendlichen also vermutlich nicht gestört – eher nur die Gemüter der Schulleitung.

Die Internationale Jugend hat mittlerweile eine Petition unter dem Titel „Gegen den Schulverweis von Iven! Bundeswehr raus aus den Schulen!“ gestartet, um den öffentlichen Druck auf die Schulleitung zu erhöhen, die angedrohten Konsequenzen fallen zu lassen.

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