Nordkorea hat nach Berichten des US-Verteidigungsministeriums inzwischen 10.000 Soldaten zur Unterstützung Russlands in den Ukraine-Krieg geschickt. Im Sommer hatten beide Länder ein umfassendes Verteidigungsabkommen geschlossen. Die Annäherung Nordkoreas an Russland befördert auch die Verschärfung der Lage auf der koreanischen Halbinsel.
Nach den Waffenlieferungen kommen die Soldaten: Wie das US-Verteidigungsministerium einschätzt, hat Nordkorea inzwischen etwa 10.000 Soldaten zur Verstärkung der russischen Armee im Ukraine-Krieg entsendet. Die Truppen befinden sich demnach noch auf russischem Territorium und würden die russischen Streitkräfte in der Nähe der Ukraine in den nächsten Wochen verstärken.
Ähnliches hatte in der vergangenen Woche schon der Geheimdienst von Nordkoreas Erzfeind Südkorea berichtet. Der Einsatz der Nordkoreaner im Ukraine-Krieg war wohl als Undercover-Aktion geplant gewesen. Die Soldaten seien mit gefälschten Pässen und russischen Militäruniformen ausgestattet worden. Wahrscheinlich sei zudem, dass die Nordkoreaner zunächst in der russischen Region Kursk kämpfen werden, um den ukrainischen Angriff in diesem Gebiet weiter zurückzuschlagen.
Umfassendes Verteidigungsabkommen
Nach Einschätzung des US-Analysedienstes „Rane” könnte die nordkoreanische Verstärkung Russlands Probleme bei der Entsendung weiterer Truppen abmildern und damit dessen Fähigkeit zur weiteren Eskalation des Krieges verbessern. Zudem sei der Kampfeinsatz eigener Soldaten ein wichtiges Feld für das ostasiatische Land, um Erfahrungen in der Kriegsführung zu sammeln und sich damit besser auf eine weitere Eskalation der Situation an der eigenen Grenze vorzubereiten.
Nordkorea und Russland hatten im Sommer ein umfassendes Verteidigungsabkommen miteinander abgeschlossen, das unter anderem den gegenseitigen militärischen Beistand im Falle einer Aggression gegen eines der Länder vorsieht. Das Abkommen und die jetzige Truppenentsendung haben weitreichende strategische Konsequenzen für die Lage in Ostasien. Denn die Annäherung an Russland verschafft Nordkorea nicht nur Zugang zu moderner Rüstungstechnologie, sondern lindert auch die schwierige wirtschaftliche Situation des Landes infolge zahlreicher UN-Sanktionen. Darüber hinaus macht sie das Land unabhängiger von China.
Spannungen auf der koreanischen Halbinsel
Dies zusammengenommen erweitert die Manövrierfähigkeit Nordkoreas im Konflikt mit Südkorea: Ende Dezember hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un einen außenpolitischen Paradigmenwechsel verkündet und eine Vereinigung mit Südkorea für „unmöglich“ erklärt. Analyst:innen aus den USA bewerteten die Wende damals so, dass Pjöngjang die strategische Entscheidung für einen Krieg getroffen habe.
Das zeigt sich nicht nur in symbolischen Aktionen wie der eher irritierenden Entsendung von Fäkal-Ballons nach Südkorea im Mai oder der Sprengung einer zentralen zwischenkoreanischen Straßenverbindung vor zwei Wochen. Außerdem hat Nordkorea dieses ganze Jahr über weitere Raketentests durchgeführt, während die USA und Südkorea wieder mehrere gemeinsame Militärmanöver in der Region abhielten.
Durch die Annäherung mit Nordkorea könnte auch ein weiteres russisches Kalkül aufgehen: Denn je mehr strategische Bedrohungen für die westlichen imperialistischen Länder auf der Welt entstehen — wie z.B. in Korea — desto größer könnte auch der Druck werden, deren Unterstützung der Ukraine zu reduzieren. Damit haben beide Länder ihre Position durch das Abkommen gestärkt.