Die Bundeswehr hat gemeinsam mit Lettland eine Initiative gestartet, um für die Lieferung von Drohnen an die Ukraine zu werben. Denn die Bedeutung von Drohnen für die moderne Kriegsführung ist immens – auch für die Bundeswehr. Deutsche Rüstungsunternehmen arbeiten dazu im großen Stil mit Israel zusammen.
Anfang November fand der „Drone Demonstration Day” auf dem Gelände der „Wehrtechnischen Dienststelle 61” der Bundeswehr in Manching statt. Die Veranstaltung war auf Initiative von Deutschland und Lettland ins Leben gerufen worden und vom „Sonderstab Ukraine” der Bundeswehr ausgerichtet.
Auf dem Event wurde dafür geworben, der ukrainischen Armee Drohnen für den Krieg gegen Russland zur Verfügung zu stellen. Insgesamt 20 deutsche und 7 lettische Rüstungsunternehmen führten ihren Drohnenbestand vor. Generalmajor Christian Freuding, Leiter des Sonderstabs Ukraine, sprach von „einer Art Crowdfunding-Veranstaltung“. Der Reservistenverband der Bundeswehr sah ein Event, das „weniger ein Einkaufsbasar, sondern eher ein Treffen zum Beschnuppern und bestenfalls Vernetzen war“.
Bei der Veranstaltung sagte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makejew: „Drohnen spielen heute eine entscheidende Rolle in unserem Kampf für Freiheit. Und gerade diese Initiative entspricht unseren ukrainischen Vorstellungen und dem Bedarf unserer Streitkräfte.“ Freuding erklärte dazu: „Wir haben hier speziell auf Produkte und auf Firmen abgestellt, die sehr schnell in der Lage sind zu liefern. Noch 2024 werden wir Wirkung auf dem Gefechtsfeld der Ukraine sehen.“
Internationaler Handel mit Drohnen steigt rasant
Die Zahl der internationalen Exporte von bewaffneten Drohnen steigt seit 1995 stetig an. Seit dem Ausbruchs des Kriegs in der Ukraine ist ein Anstieg von 60 Lieferungen im Jahr 2021 auf knapp 100 Lieferungen im Jahr 2022 zu verzeichnen. Die Zahlen zeigen jedoch nicht wie groß der Umfang der Lieferungen ist.
Hauptexporteur ist seit 2021 die Türkei mit 65 % der gesamten Lieferungen, gefolgt von China mit 26 % und den Vereinigten Staaten mit 8 %. Aber nicht nur für die Ukraine ist die Lieferung und Beschaffung von Kampfdrohnen von großer Bedeutung.
Drohnen für die BRD aus Israel
Im Rahmen der Zeitenwende und der damit verbundenen Militarisierung Deutschlands ist die Beschaffung von Drohnen auch für die Bundeswehr in den Fokus gerückt: Das deutsche Drohnen-Unternehmen Quantum Systems hat einen Bedarf an Aufklärungsdrohnen von 18.000 Stück ermittelt, damit die BRD in der Lage wäre, einen „Full Scale War“ wie in der Ukraine bestehen zu können. Die Ukraine verliert zur Zeit am Tag 40-50 Drohnen – also etwa 16.000 im Jahr.
Außer Aufklärungsdrohnen prüft das Beschaffungsamt der Bundeswehr auch den Einkauf von sogenannter „Loitering Munition” – besser bekannt als „Kamikaze-Drohnen”. Das Beschaffungsamt führt derzeit Untersuchungen in Zusammenarbeit mit der Firma AMDC durch. Dabei werden drei israelische Drohnenmodelle getestet: Firefly von Rafael Advanced Defence Systems, Harop 2 von Israel Aerospace und Hero 30 von UVision.
Neben diesen Überlegungen gibt es im Bereich von Kriegsgerät eine Kooperation zwischen Lufthansa Technik und der israelischen Rüstungsfirma Elbit. Zusammen ist der Bau von 8 israelischen Kampfdrohnen des Typs Hermes 900 Starline geplant. Diese wird auch von Israel im Krieg in Gaza und im Libanon eingesetzt.
Die Zusammenarbeit von Elbit und deutschen Rüstungsunternehmen ist keine Seltenheit. Neben diesem Drohnenprojekt mit Lufthansa Technik hat die israelische Firma auch Verträge mit Diehl Defence zur Ausrüstung von Flugzeugen der Luftwaffe mit einem Schutzsystem. Auch mit dem Rüstungsunternehmen Rheinmetall wird bei der Entwicklung und Produktion eines europäischen, vollautomatisierten 155mm-Radhaubitzensystems kooperiert.
Moderne Kriegsführung ohne Panzer?
Für den deutschen Staat ist eine Ausrüstung mit modernstem Kriegsgerät wie Drohnen aller Art von taktischer Bedeutung zur Durchsetzung der eigenen Interessen im laufenden Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Vor allem ist sie aber von strategischer Bedeutung für einen großen imperialistischen Weltkrieg, in dem Deutschland militärisch standhalten möchte.
In militärischen und politischen Kreisen wird aufgrund der steigenden Bedeutung von unbemannten Drohnen in der Kriegsführung diskutiert, ob der klassische Kampfpanzer in Zukunft weniger oder langfristig gar nicht mehr zum Einsatz kommt – vor allem, weil die Entwicklung von Panzerabwehr weiter vorangeschritten sei als die von Schutzsystemen.
Der Abteilungsleiter der Unterstützung im „Kommando Heer”, Hans-Peter Fennel, ist allerdings der Meinung, dass dies nur eine Momentaufnahme sei. Mit der Entwicklung von Selbstschutzsystemen wie Trophy, mit denen sich Panzer vor Drohnenangriffen schützen können, würden diese wieder die Oberhand gewinnen.
Bei den Waffenlieferungen und dem Produktionsstand von Panzern der deutschen Rüstungsindustrie zeigt sich, dass Panzer in der Kriegsführung weiterhin eine Bedeutung und durch ihre Fähigkeit, schnelle Geländegewinne zu erreichen, einen Vorteil haben.
Auch die Verträge von deutschen Unternehmen mit anderen europäischen oder internationalen Rüstungsfirmen zum Bau neuer Kampfpanzersystem zeigen das Interesse, auch in Zukunft Panzer zur strategischen Kriegsführung einzusetzen.
Aktuell entwickeln die Rüstungsunternehmen KNDS Deutschland, KNDS France, Rheinmetall und Thales einen Nachfolger für die Panzer Leclerc und Leopard 2. Bis 2035 soll das „Mainground Combat System“ fertig gestellt werden.
Aufrüstung: Deutschland und Frankreich bauen neuen Kampfpanzer