Am 20. November brachten Tausende ihre Trauer und Wut auf die Straßen Deutschlands. Angesichts des Erstarkens des Faschismus war die Antwort revolutionärer Kräfte dieses Jahr umso stärker. Viele kreative Aktionen brachten dabei den Kampf von trans Personen besonders zum Ausdruck.
In der Gesellschaft fällt das Thema der patriarchalen Gewalt gegen transgeschlechtliche Personen häufig unter den Tisch. Der „Transgender Day of Remembrance“ ist ein Tag, an dem überall auf der Welt den Opfern transfeindlicher Gewalt gedacht wird. Mit dem Hintergrund der ansteigenden transfeindlichen Gewalt in Deutschland und steigender Suizidraten sind viele auf die Straße gegangen, um zu zeigen: Gedenken heißt nicht nur trauern, sondern auch kämpfen!
25 Jahre „Trans Day of Remembrance”: Angriffe zurückschlagen!
Kämpferische Demonstrationen und Bündnisse trotzen Kälte und Gewalt
In Hamburg fand gestern eine von Pride Rebellion organisierte Demonstration durch verschiedene Viertel des Stadtkerns statt. Mit ca. 200 Teilnehmer:innen zog die Demonstration mit klarem antikapitalistischem Ausdruck durch die Straßen. „Unsere Befreiung werden wir nur mit der Frauenrevolution, im Kampf gegen Kapitalismus und Patriarchat erringen können!“
In Freiburg zogen ebenfalls dutzende Menschen trotz eisiger Kälte mit einer kämpferischen Demonstration durch die Innenstadt. In einer Rede hieß es: „Wir dürfen nicht stehen bleiben!“ – denn obwohl die Sichtbarkeit von Transmenschen so groß sei wie nie zuvor, erlebe man trotzdem eine zunehmende Gewalt und Hetze. „Lasst uns deshalb zusammenschließen, gemeinsam organisieren und konsequent gegen transfeindliche Gewalt an Schulen und überall kämpfen“, so die Internationale Jugend Freiburg.
Das Bündnis „Stonewall ffm“, bestehend aus verschiedenen revolutionären Gruppen, rief in ihrer Demonstration dazu auf, der steigenden Gewalt kämpferisch entgegenzutreten, auch wenn Trauer und Angst oft groß seien. Nicht nur zum „Trans Day of Remembrance“ wolle und müsse man gemeinsam, solidarisch auf der Straße stehen, so die Botschaft des Bündnisses. Die Angriffe auf CSD-Paraden zeige, „dass der Kampf für unsere Rechte im besonderen Maße ein Kampf gegen Faschismus sein muss.“
In Berlin riefen die Gruppen Pride Rebellion, Föderation Klassenkämpferischer Organisationen, der kommunistische Jugendbund, Young Struggle und Zora zu einer Demonstration unter dem Motto „Trans Kids deserve better, Selbstbestimmung nicht ohne uns!“ auf.
Am Abend versammelten sich ca. 300 Menschen in Berlin Kreuzberg und marschierten los. Eine Losung, die immer wieder aufkam, war: „Trans Rights are under attack – stand up fight back!“. Gemeinsam mit dem Ruf „Selbstverteidigung ist unser Recht – be proud fight back!“ brachten die Demonstrant:innen einen militanten Ausdruck auf die Straßen der Hauptstadt. Viele Kulturbeiträge, von Live-Acts über Gedichte bis Performances, entfachten das Gefühl des gemeinsamen Kampfes in den Herzen der Teilnehmenden und Beistehenden.
Kreativität für gelebte Solidarität
Auch in anderen Städten fanden kreative Aktionen statt: In Nürnberg beispielsweise veranstaltete das Solidaritätsnetzwerk eine Ausstellung mit Wäscheleinen und Lichterketten. Daran befestigt waren verschiedenen Textbeiträgen. Eine Aktivistin des Solidaritätnetzwerk sagte: „Durch unsere Ausstellung konnten wir vor allem mit Menschen aus dem Viertel in Kontakt kommen und darüber reden, wie wir der Gewalt gegen transgeschlechtlichen Personen etwas entgegensetzen können“.
In Leipzig gab es bereits im Vorfeld des Gedenktages verschiedene Aktionen wie Stammtische und Kundgebungen, die sich inhaltlich mit dem Thema beschäftigten. Am 20. November selbst gab es ebenfalls mehrere Veranstaltungen von der antikapitalistischen Gruppe Pride Rebellion und der Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO). Um 15 Uhr wurde eine von der FKO veranstaltete Kundgebung mit „Die-In“ abgehalten:
Nach dem ersten Redebeitrag legten sich mehrere Aktivist:innen auf den Boden, um auf die tödlichen Folgen transfeindlicher Gewalt, Hass und Hetze aufmerksam zu machen. Der Fokus lag vor allem darauf, die Rolle staatlicher Institutionen in Bezug auf den Anstieg transfeindlicher Gewalt zu entlarven. Transfeindliche Gewalt nehme zu, werde aber „in der Gesellschaft totgeschwiegen“, so die Aktivist:innen.
In Wuppertal gab es ebenfalls eine Ausstellung, in der neben inhaltlichen Texten zu dem geschichtlichen Hintergrund des Tages viele Bilder von verschiedenen Personen zum „Trans Day of Remembrance“ sowie einen selbst zusammengeschnittenen Film über die „Ballroom Culture“ zu sehen waren.
In Düsseldorf auf dem Oberbilker Markt veranstaltete die Internationale Jugend zusammen mit der sozialistischen Organisation ROSA und der Kommunistischen Jugend eine Ausstellung mit Wandplakaten, ausgelegten Broschüren und Redebeiträgen. Thematisch behandelten die Redebeiträge nicht nur das Thema transfeindliche Gewalt, sondern griffen auch patriarchale Gewalt in Hinsicht auf den 25. November auf, den Tag gegen die Gewalt an Frauen.
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