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Krieg in der Ukraine: Selenskyjs Pläne gehen nicht auf

Die ukrainischen Truppen an der Ostfront stehen derzeit unter so hohem Druck, wie seit Beginn des Kriegs im Frühjahr 2022 nicht mehr. Während die russische Armee immer weitere Gebietsgewinne erzielt, schaut sich der ukrainische Präsident Selenskyj nach neuen Unterstützer:innen um.

Vor wenigen Tagen eroberten russische Truppen offenbar vollständig die Kleinstadt Selydowe westlich von Donezk. Damit okkupierte die russische Armee nicht nur ein bis zuletzt unter ukrainischer Kontrolle stehendes Kohlebergwerk, sondern erreichte im strategisch wichtigen Kampf um die Stadt Pokrowsk ein bedeutendes Zwischenziel.

Pokrowsk gilt als Knotenpunkt in der Region westlich von Donezk und stellt ein Zentrum der ukrainischen Stahlindustrie dar. Die russische Offensive der letzten Wochen an der Ostfront konzentrierte sich zu einem großen Teil auf diese Eroberung Pokrowsks, das von zahlreichen russischen Luftangriffen getroffen wurde und dessen Bevölkerung zu einem Großteil bereits geflohen ist. Von den knapp 60.000 Einwohner:innen vor der russischen Invasion halten sich mittlerweile nur noch rund 12.000 in der Stadt auf.

Momentum für die russischen Streitkräfte

Ein Generalmajor der ukrainischen Armee bestätigte zuletzt, dass die russischen Kräfte im Donbass größere Gebietsgewinne erzielt hätten. Bereits Anfang Oktober fiel so die Bergbaustadt Wuhledar unter russische Kontrolle, insgesamt haben die ukrainischen Truppen der russischen Offensive nur wenig entgegenzusetzen. Die Verschiebung der Frontlinie stellt die größten Gewinne der russischen Armee seit März 2022 dar.

Noch im August hatte die ukrainische Armee mit einem überraschenden und taktisch raffinierten Vorstoß von Verbundtruppen auf russisches Gebiet in der Region um Kursk Hoffnungen auf eine größere erfolgreiche Sommeroffensive geweckt. Die Offensive war vor allem durch das Zusammenspiel mehrerer verschiedener  – von westlichen Bündnispartnern gelieferter – Waffensysteme möglich geworden.

Durch die Eroberung eines Korridors auf russischem Gebiet setzte die Ukraine Russland so taktisch unter Druck: Einerseits sollte die Eroberung russischen Territoriums eine wichtige Verhandlungsmasse für eventuell kommende Gespräche mit Russland darstellen, andererseits spekulierten die ukrainischen Militätstrategen darauf, dass die russische Armee zum Aufhalten des ukrainischen Vorstoßes Truppen aus dem Donbass in die Region um Kursk verlegen würde.

Eskalation im Ukraine-Krieg: Vorstoß auf russisches Staatsgebiet

Auch der von Selenskyj im September vorgestellte „Siegesplan” baut auf diese Elemente: Zum einen betont Selenskyj weiterhin, dass die Ukraine nur mithilfe von weiteren Waffenlieferungen – vor allem durch Nato-Staaten – erfolgreich gegen die russischen Kräfte sein könne. Der ukrainische Präsident fordert in diesem Zusammenhang immer wieder, dass der Ukraine Waffensysteme zur Verfügung gestellt werden, mit denen Ziele tief in russischem Gebiet getroffen werden können. Gleichzeitig besteht Selenskyj offiziell weiter darauf, dass Russland alle eroberten ukrainischen Gebiete einschließlich der Krim aufgeben solle.

Die russischen Erfolge an der Ostfront machen der ukrainischen Führung derzeit jedoch einen Strich durch die Rechnung: Die bei Kursk eroberten Gebiete wiegen die Gebietsverluste im Donbass nicht auf. Vielmehr hat es Russland auch ohne Truppenverlegungen geschafft, sowohl den Vorstoß bei Kursk zu stoppen, als auch im Donbass den Druck zu erhöhen.

Kommen Waffenstillstand und Verhandlungen über die Ukraine?

Neue Bündnisse

Eine weitere Herausforderung für die Ukraine könnte eine Wiederwahl von Donald Trump (Republikaner) bei den US-Wahlen darstellen: Sollte Trump gewinnen, dürfte sich die US-amerikanische Unterstützung für die Ukraine verändern. Trump hatte immer wieder geäußert, dass er kein Interesse an einer langen Fortsetzung des Kriegs habe und vielmehr auf eine schnelle Verhandlungslösung mit Russland abzielen würde. Zugleich gibt es aber auch Einschätzungen, dass sich die außenpolitische Linie der USA auch unter Trump nicht wesentlich ändern dürfte.

USA: Wahlkampf der Extreme oder große Show?

Weil Russland mittlerweile auch über 10.000 nordkoreanische Soldat:innen in der Region um Kursk einsetzt, fordert Selenskyi – ohnehin auf der Suche nach neuen Bündnispartnern – nun Südkorea auf, Waffen an die Ukraine zu liefern.

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