Vor der Präsidentenwahl im August 2025 bringen sich die Kandidat:innen in Bolivien in Position. Seit einem angeblichen Attentatsversuch auf den ehemaligen Präsidenten Boliviens, Evo Morales, ist das Land in Aufruhr.
Am 27.11.24 ereignete sich in Bolivien in der Nähe der Stadt Cochabamba gegen 6:00 Uhr Ortszeit ein Vorfall mit Schusswaffengebrauch. Bei diesem wurde der Fahrer des ehemaligen Präsidenten des Landes Evo Morales von der Partei „Movimiento al Socialismo“ (MAS) verletzt. Wie sich die Sache im Einzelnen abgespielt hat, dazu gibt es zwei Versionen.
Attentatsversuch gescheitert?
Angaben Morales zufolge sei das Fahrzeug in der Nähe des Standortes einer Armeedivision beschossen und von insgesamt vier Projektilen getroffen worden. Hierbei wurde unter anderem ein Reifen beschädigt. Daher seien er und sein Fahrer in einen Lieferwagen umgestiegen. Dieser sei auch von mindestens 14 Kugeln beschossen worden. Der Fahrer sei hierbei von einem Projektil verletzt worden. Morales beschuldigte auf der Plattform X den momentanen Präsidenten Luis Arce (MAS) und die Armee, hinter den Schüssen zu stecken.
Die regierungsoffizielle Version stellte der Regierungsminister Eduardo del Castillo (MAS) auf einer Pressekonferenz vor. Hiernach fand eine allgemeine Verkehrskontrolle statt. Die Polizeiangehörigen hätten sich ausgewiesen und verlangt, dass das Fahrzeug seine Geschwindigkeit reduziere. Danach seien sie aus dem Kraftwagen von Morales heraus beschossen worden.
Des Weiteren sei ein Versuch erfolgt, sich der polizeilichen Maßnahme durch Flucht zu entziehen, wobei ein Polizist überfahren und am Bein verletzt worden sei. Ein Polizeifahrzeug habe dann die Verfolgung aufgenommen und sei dabei erneut beschossen worden. Dies habe die Polizei dazu veranlasst, bei einer nahegelegenen Kaserne um Hilfe zu ersuchen. Bei dem Schusswechsel seien ein Polizist getötet sowie ein weiterer und der Fahrer von Morales verletzt worden.
Der Streit um Partei und Staat
Seit seiner Rückkehr aus dem Exil in Mexiko, wo er sich nach einem rechten Putsch in Bolivien im Jahr 2019 aufhielt, bemüht sich Morales, die politische Macht im Land wiederzuerlangen. Morales war von 2006 bis 2019 Präsident Boliviens. Bei der Wahl nach dem Putsch wurde der ehemalige Wirtschaftsminister Luis Arce zum Präsidenten gewählt. Es kam zum Zerwürfnis zwischen Acre und Morales.
Im Mai 2024 kündigte Morales an, erneut als Präsident bei der Wahl 2025 antreten zu wollen. Eine erneute Amtszeit schloss jedoch das Verfassungsgericht 2023 als verfassungswidrig aus. Weder Acre noch Morales erwecken derweil den Anschein, dem Anspruch ihrer Partei „Bewegung zum Sozialismus“ zu entsprechen bzw. nachzukommen.
Bolivien: Erdrutsch-Sieg für „Bewegung zum Sozialismus“ – Wohin geht der Weg?
Im September 2024 rief Morales zu einem „Marsch zur Rettung Boliviens“ auf, bei welchem es zu gewalttätigen Zwischenfällen kam. Morales fordert den Rücktritt seines parteiinternen Gegners Arce als Präsident des Landes sowie Neuwahlen. Die Regierung ihrerseits führt an, dass Morales durch die Proteste die Ermittlungen gegen ihn verhindern wolle.
Machtkampf nimmt die Bevölkerung als Geisel
Bei Protesten am Freitag hatten die Gruppen laut einer Erklärung des bolivianischen Außenministeriums drei Militäreinrichtungen in der Provinz Chapare in der zentralbolivianischen Region Cochabamba besetzt.
Sie blockierten die Straßen in Bolivien, um die Beschlüsse eines umstrittenen Kongresses des MAS, bei welchem Morales zum Vorsitzenden und Präsidentschaftskandidaten gewählt wurde, durchzusetzen. Anhänger von Ex-Präsident Morales sollen zudem Kriegswaffen und Munition in ihren Besitz gebracht haben und mehr als 200 Geiseln festhalten.
Gestern in der Nacht vom 6. auf den 7. November bauten die Demonstrierenden dann alle Straßenblockaden ab. Die Regierung hatte ein Ende der Proteste als Bedingung genannt, um mit Morales in einen Dialog zu treten. Seit einigen Tagen ist Morales im Hungerstreik, um seinerseits die Freilassung von Anhängern zu erreichen, welche bei Demonstrationen in der vergangenen Zeit festgenommen worden sind. Auch fordert er die Regierung zu einem „aufrichtigen Dialog“ auf.
Auch die 200 als Geiseln genommenen Soldaten wurden demnach freigelassen. Seit mehr als drei Wochen legten Morales‘ Anhänger das Land mit Straßenblockaden in Teilen lahm. Diese vertieften die wirtschaftliche Krise des Landes und führten zu Versorgungsengpässen in der Verwaltungshauptstadt La Paz. Die Bevölkerung profitiert derzeit also wenig vom Machtkampf innerhalb der MAS.