Zwischen druckfrischen Büchern und roten Antiquitäten – die 29. Linke Literaturmesse wurde geprägt von Diskussionen über den Rechtsruck, internationale Konflikte und Kriege. – Ein Kommentar von Mario Zimmermann.
Die Linke Literaturmesse ging über drei Tage vom Freitag, den 1. November bis zum Sonntag: Auf über 60 Veranstaltungen wurden Bücher vorgestellt und Diskussionen geführt. Die Messe fand im Künstlerhaus nahe des Hauptbahnhofs Nürnberg statt. An diesem historischen Ort befand sich früher das KOMM, ein selbstverwaltetes Hausprojekt. Bis in die Neunzigerjahre trafen sich hier zahlreiche Gruppen und Initiativen der linken Bewegung Nürnbergs.
Vor dem offiziellen Beginn der Messe am Freitag um 19 Uhr wurden im Künstlerhaus geschäftig Bücher verladen, Stände aufgebaut und die Technik eingerichtet. Ein Organisationsteam von Freiwilligen arbeitete von früh bis spät und machte die Literaturmesse möglich. Die Stände wurden auf drei Räume verteilt. Neben dekorieren und Bierbank-Schieben fanden bereits Begrüßung und der Austausch von Formalitäten statt.
Zwischen Kriegstrommeln und Rechtsruck
Das Programm der Literaturmesse wurde mit einer Podiumsdiskussion am Freitagabend eröffnet.
Auf dem Podium waren die EU-Abgeordnete Özlem Demirel für Die Linke und Leyla für den Bund der Kommunist:innen aus Berlin anwesend. In Eröffnungsbeiträgen wurden aktuelle Analysen präsentiert und auch die Frage angegangen, wie Linke sich in der Krise verhalten sollen und welcher Weg im Klassenkampf zu gehen ist.
Özlem Demirel präsentierte ihre Analysen über die akute Krise der Automobilindustrie in Deutschland, die mit den Tarifverhandlungen der IG Metall zusammenfällt. Sie bemängelte den sozialpartnerschaftlichen Kurs des DGB und seine Haltung in Fragen der Aufrüstung. Auch Die Linke wurde kritisiert. Am Ende wurde jedoch klar gemacht: Trotz der Abspaltung des Bündnisses Sara Wagenknecht (BSW), Flügelkämpfen und Verlusten in allen Umfragen ist man die größte linke Partei und kann noch immer etwas bewegen.
Leyla stellte den Bund der Kommunist:innen vor und deren Gründungsgeschichte. Zu Beginn grenzte sie sich von der reformistischen Linken ab. Linke dürften nicht mehr als „Brandlöscher“ arbeiten und nur auf Angriffe durch Staat und Kapital reagieren, sondern müssten vielmehr den Kapitalismus auf revolutionärem Weg überwinden. Anschließend wurden Verbindungen der faschistischen Bewegung in den Staat seit Gründung der BRD analysiert.
Der Faschismus beginne nicht erst, wenn eine faschistische Diktatur errichtet wurde. Auch Grundrechtseinschränkung, Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit wie am Beispiel der Palästina-Bewegung stellten eine Faschisierung dar. Der Faschismus sei eine Form bürgerlicher Herrschaft und im Kapitalismus immer eine Option, die Ausbeutung zu sichern, zu steigern und sich gegen konkurrierende Kapitalist:innen und deren Staaten durchzusetzen. Klassenkampf, der Aufbau verschiedenster Organisationen, in der sich Arbeiter:innen organisieren und für die Überwindung des Kapitalismus kämpfen, sei die Antwort auf Krieg, Faschismus und Krise.
Ein breites Programm
Auch in weiteren Programmpunkten waren die Aspekte der Zeitenwende und Aufrüstung, sowie der Faschismus Thema. Neben vielen historischen Beiträgen aus Geschichten des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und internationale Klassenkämpfen wurden aktuelle Analysen verglichen und auch nach vorne diskutiert:
Wie werden Meinungen durch Kriegsberichterstattung beeinflusst? Wie werden Gesellschaft und Staat auf kommende Kriege vorbereitet? Und wie gelingt es dem Faschismus, klassenübergreifend zu mobilisieren? Wie sähe eine antifaschistische Strategie aus?
Auch Repressionen und dem Kampf gegen politische Gefangenschaft war ein Platz im Programm gewidmet, zum Beispiel mit einer Ausstellung der Roten Hilfe im Jahr ihres hundertjährigen Bestehens. In Büchern wurde zudem der Widerstand revolutionärer Frauen im Militärgefängnis in der Türkei beschrieben, auch neuere Erfahrungen verschiedener Häftlinge vor allem aus Deutschland waren dokumentiert.
Auch wenn die Linke Literaturmesse jetzt vorüber ist, warten nun viele Titel darauf, gelesen zu werden. Und nächstes Jahr wird es wieder Gelegenheit geben, zum Diskutieren, Austauschen und Erwerben von Literatur zusammenzukommen. Auf die nächste Literaturmesse in Nürnberg!