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Tarifkämpfe in Metall- und Elektroindustrie gehen weiter

In der Metall- und Elektroindustrie gehen die Tarifverhandlungen begleitet von verschiedenen Aktionen weiter. Auch bei VW laufen Auseinandersetzungen, bei denen die Konzernspitze Lohnsenkungen erreichen will.

Im Rahmen der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie wird weiter gestreikt: In der zweiten Warnstreikwoche beteiligten sich am Montag in Bayern 5.800 Arbeiter:innen der Metall- und Elektroindustrie in 29 Betrieben an Warnstreiks, zu denen die DGB-Gewerkschaft IG-Metall aufgerufen hatte. Auch in NRW streikten fast 2.000 Arbeiter:innen der Metall- und Elektroindustrie. Deutschlandweit soll es ihm Rahmen der zweiten Warnstreikwoche in 70 Betrieben Warnstreiks geben, unter anderem in großen Betrieben von Mercedes, Siemens und Schindler-Aufzüge.

Am Dienstag werden Verhandlungen in Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen geführt, wobei die IG-Metall einen Tarifabschluss in der vierten Verhandlungsrunde anstrebt. In der ersten Warnstreikwoche wurden rund 1.000 Warnstreiks deutschlandweit geführt, bei denen sich insgesamt über 216.000 Arbeiter:innen beteiligten.

Volkswagen droht mit Werksschließungen und Lohnkürzungen

Auch beim deutschen Autokonzern Volkswagen (VW) läuft eine Tarifauseinandersetzung. Dort ist die zweite Verhandlungsrunde zwischen IG-Metall und den Kapitalvertreter:innen der Metall- und Elektroindustrie ohne Ergebnis geblieben. Das Unternehmen Volkswagen hatte zehn Prozent Lohnverzicht von seinen Beschäftigten verlangt, um seinen deutlichen Gewinneinbruch auszugleichen. Eine „Arbeitskostenentlastung“ sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit von VW zu erhalten, so VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel am Mittwoch vergangener Woche. Außerdem sollen – wenn es nach VW geht – die Arbeiter:innen auch auf Sonderzahlungen verzichten. Dazu gehören auch Prämien für Dienstjubiläen, die den Arbeiter:innen nach 25 oder 35 Jahren Betriebszugehörigkeit bislang zustehen: Im derzeitigen Dienstvertrag ist geregelt, dass den Beschäftigten nach 25-jähriger Werkszugehörigkeit das 1,45-fache und nach 35-jähriger Werkszugehörigkeit das 2,9-fache eines Monatsverdienstes ausgezahlt werden. Diese Zahlungen möchte VW nun streichen, wobei laut Betriebsrat tausende Arbeiter:innen kurz vor der Zahlung dieser Prämien stehen. Darüber hinaus soll die Zahl der Ausbildungsplätze bei VW von 1.400 auf 600 Plätze um mehr als die Hälfte reduziert werden.

Aber nicht nur bei den Löhnen möchte VW sparen: Der Konzern hatte zudem letzten Monat angekündigt, drei VW-Standorte schließen zu wollen. Etwa 10.000 Arbeiter:innen wären davon betroffen. Dem ging die Aufkündigung der „Beschäftigungsgarantie“ zuvor, die den Arbeiter:innen einen Arbeitsplatz bis 2029 garantiert hatte. Gut möglich ist, dass es sich bei den erwähnten Schließungen um ein Druckmittel handelt, um Zugeständnisse in den Tarifverhandlungen der Löhne zu erlangen. Die IG-Metall hingegen fordert vom VW-Konzern, für den ein eigener Haustarifvertrag gilt, 7 Prozent mehr Lohn im neuen Tarifvertrag.

VW: Drohende Werksschließungen als Verhandlungsmasse?

7-Prozent-Forderung von IG-Metall bedeutet Reallohnsenkung

Die führende DGB-Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie, die IG-Metall, hatte auch für die gesamte Branche in den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag, die seit Anfang September diesen Jahres laufen, 7 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. Auszubildende sollen künftig 160 Euro mehr Lohn bekommen.

Das hört sich im ersten Moment gut an, gleicht aber nicht die Lohnverluste der vergangenen Jahre aus. Da es aufgrund eines Kompromisses zwischen Gewerkschaft, Unternehmen und Politik von 2018 bis Juni 2023 keinerlei Lohnerhöhungen gab und die Beschäftigten lediglich mit Einmal-Zahlungen abgespeist wurden, erlebten die Arbeiter:innen eine ganz erhebliche Reallohnsenkung: Die Preissteigerungen in der Zeit betrugen 19 Prozent und in den Tarifverhandlungen 2023 und 2024 wurden nur insgesamt 8,8 Prozent ausgeglichen. Selbst wenn die IG-Metall die geforderten 7 Prozent durchbekäme, wären die Preissteigerungen noch nicht ausgeglichen.

Keine Annäherung in den ersten Verhandlungen der Metall- und Elektroindustrie

Arbeitgeber wollen Lohn kaum erhöhen

Doch für die Arbeitgeber:innen in der Metall- und Elektroindustrie ist jede Lohnerhöhung zu viel. Auch nach der dritten Verhandlungsrunde halten sie an ihrem mageren Angebot fest: 1,7 Prozent mehr Geld ab Juli 2025, 1,9 Prozent ab Juli 2026 – bei einer Laufzeit von 27 Monaten, also bis Ende 2026. Die Arbeitgeber verweisen auf die derzeitige wirtschaftliche Krise, in der die Metall- und Elektroindustrie steckt. Die Produktion ist bislang im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent gesunken. Dennoch fahren die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie weiterhin ordentliche Gewinne ein: Ihre Umsatzrendite lag 2023 bei 3,4 Prozent und bei börsennotierten Unternehmen sogar bei 8,5 Prozent.

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