Zeitung für Solidarität und Widerstand

Faschistische Symbolik: Antikommunistische Ausstellung in Uni Tübingen

Die Universität Tübingen zeigt eine ukrainische Plakatausstellung mit rechtsradikalen Bezügen. Zu sehen sind ein führender Aktivist des rechten Spektrums sowie ein Springerstiefel, der eine Kakerlake zertritt, auf der Hammer und Sichel aufgemalt sind. Eine Professorin äußerte sich nun relativierend.

Die Plakatausstellung „The Price of Freedom“ – derzeit in der Universitätsbibliothek Tübingen zu sehen – sorgt für heftige Debatten: Die Werke, die von der ukrainischen Gruppe Kreativer Widerstand und Designstudent:innen aus Kiew erstellt wurden, zeigen antikommunistische Darstellungen, die an die Bildsprache des Faschismus erinnern und auch direkten Bezug auf faschistische Symbolik nehmen.

Aggressive antikommunistische Bildsprache

Besonders brisant: Ein Plakat zeigte eine Kakerlake mit Hammer und Sichel, die offenbar von einem Springerstiefel zertreten werden soll. Schaben seien anpassungsfähig, nahezu „unmöglich auszurotten“ – wie der Sozialismus, erklärten die Organisatoren gegenüber der Tageszeitung junge Welt. Im Begleittext zum ausgestellten Werk wird die Sowjetunion als Verbreiterin von „Schmutz und Krankheiten“ bezeichnet. Solche Motive, die Schädlinge mit politischen Ideologien gleichsetzen, waren bereits in der NS-Propaganda gängig und richteten sich auch damals schon gegen Kommunist:innen.

Zwei Plakate wurden mittlerweile laut Schwäbischem Tagblatt heruntergerissen, darunter das mit der Kakerlake. Sie seien nicht ersetzt worden, da man „kein Aufhebens darum machen“ wolle, so eine eine Organisatorin gegenüber dem Schwäbischen Tagblatt.

Heldenverehrung mit rechtsradikalen Bezügen

Ein weiteres Plakat zeigt gefallene ukrainische Soldaten, prominent in der Mitte den unter dem Kampfnamen „Da Vinci“ bekannt gewordenen Kommandeur Dmitro Kotsiubailo vom rechtsradikalen Rechten Sektor. Auf dem Foto, das als Vorlage für das Plakat verwendet wurde, posiert er mit Gewehr vor einem Porträt des Hitlerkollaborateurs Stepan Bandera. Darunter wehen die blau-gelben Fahnen der Ukraine sowie die rot-schwarze Flagge der faschistischen Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA), die heute wieder vom Rechten Sektor verwendet wird.

Auch der Gruß „Slawa Ukrajini! Herojam Slawa!“, der prominent in der Ausstellung präsentiert wird, wirft Fragen auf: Er stammt ursprünglich von den Bandera-Faschisten, die während des Zweiten Weltkriegs mit den Nationalsozialisten kooperierten und an Massakern beteiligt waren. Heute ist der Slogan offizieller Gruß der ukrainischen Armee und wird von westlichen Unterstützer:innen der Ukraine vielfach unkritisch übernommen.

Gefährliche Narrative und staatliche Förderung

Kitschig und vollkommen unkritisch werden auf den Plakaten und in den Texten zur Ausstellung ukrainische Soldaten als „Helden“ und „Krieger des Lichts“ geehrt. Im Begleitheft zur Plakatschau heißt es, man wolle eine „patriotische Haltung“ fördern und die moralische Unterstützung für ukrainische Soldaten ausdrücken.

Unter den Partnern des Projekts befinden sich auch hochrangige deutsche Institutionen wie das Auswärtige Amt. Dieses erklärte jedoch auf Nachfrage, die Ausstellung werde von den Projektpartnern unabhängig umgesetzt.

Lange hatten sich weder die Leitung noch das veranstaltende Slavische Seminar  der Universität Tübingen dazu geäußert, wie die präsentierten Werke ausgewählt wurden und wie solch problematische Inhalte in die Ausstellung gelangen konnten. Erst nachdem das Schwäbische Tagblatt anfragte, äußerte sich auch eine Professorin der Universität relativierend. Sie stelle fest, dass die man in der Ausstellung nicht unbedingt „superfreundlich“ mit dem „russischen Angreifer“ umgehe. Sie sehe aber auch, dass die Perspektive eine andere sei, wenn man seine Freiheit verteidige, Angst vor Drohnenangriffen habe, Freunde und Verwandte in einem Krieg verliere, den man nicht wollte.

Die Ausstellung bleibt noch bis zum 22. Dezember geöffnet. Ob die Universität angesichts der wachsenden Kritik reagiert, bleibt abzuwarten.

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