Der Lieferservice Flink plant nach etwas mehr als einem Jahr seit der Schließung des Betriebs drei Tage vor einer Betriebsratswahl, wieder in Freiburg Essen auszuliefern. Vor Gericht begründete das Unternehmen die Schließung u.a. mit der Höhe der Miete für die Räumlichkeiten. Nun scheint Flink in Freiburg wieder am gleichen Standort eröffnen zu wollen – nachdem die Räume über ein Jahr leer standen. – Ein Kommentar von Alexandra Baer.
Das Lieferunternehmen Flink ist bald wieder in Freiburg. Über ein Jahr ist es her, seit der Betrieb in Freiburg geschlossen und alle Arbeiter:innen des Flink-Betriebes entlassen wurden. Drei Tage später hätte eigentlich die Betriebsratswahl im Freiburger Betrieb angestanden.
Mitte September erfolgte die Einladung zur Wahlversammlung und am 6. Oktober 2023 wurde der Wahlvorstand gewählt, welcher die Betriebsratswahl hätte leiten sollen. Eine Woche später kam dann der Schock: Statt eines Betriebsrats bekamen die fast 60 Arbeiter:innen des Freiburger Flink-Betriebes Kündigungen in den Briefkasten geflattert.
Interview: Flink-Filiale schließt drei Tage vor Betriebsratswahl
Flink begründet Betriebsschließung mit zu hoher Miete
Zwei Arbeiter:innen von Flink gingen daraufhin gerichtlich gegen ihre Kündigungen vor. Sie warfen dem Flink-Unternehmen vor, ihnen rechtswidrig gekündigt zu haben und mutmaßten einen Zusammenhang mit der versuchten Betriebsratsgründung. Mitte März wurden die Kündigungsschutzklagen vor dem Arbeitsgericht Freiburg abgewiesen.
Flink berief sich dabei – mit Erfolg – auf die mangelnde Wirtschaftlichkeit des Standorts und besonders die Höhe für die Miete der Räumlichkeiten. Sie sei zu hoch und obwohl der Gewerbemietvertrag noch bis 2026 laufe, habe sich das Unternehmen entschieden, den Standort einzustampfen.
Vor Gericht sprach Flink von Bemühungen, eine Nachmiete für die Räumlichkeiten zu finden, da der Mietvertrag noch bis 2026 laufe. Sie hätten, so die Anwältin von Flink, eine Anzeige auf ImmoScout erstellt und diese auch regelmäßig aktualisiert.
Flink vor Gericht: Arbeiter:innen klagen gegen Betriebsschließung kurz vor Betriebsratswahl
Neuer Flink-Betrieb – alter Standort
Anscheinend hat es bisher jedoch nicht geklappt, eine:n Nachmieter:in zu finden. Am 2. Dezember hängt stattdessen ein gelbes Schild mit der handgeschriebenen Aufschrift „FLINK“ an der Tür. Lisa W. (Name geändert), ehemalige Riderin von Flink, berichtete zudem, dass die Mietsache seit der Betriebsschließung im Oktober 2023 leer gestanden habe. Zwar stünden die Regale nun im Dezember 2024 anders, ansonsten sei aber alles wie vorher.
Auch kann man sich bereits bei Flink in Freiburg bewerben und dort wird die Schnewlinstraße 6 – der alte Standort – als Arbeitsort angegeben. Fünf ehemalige Angestellte von Flink, die sich Anfang Dezember erneut um einen Job beworben haben, wurden jedoch direkt abgelehnt.
Ehemalige Angestellte hat Zweifel an der Begründung von Flink
Die Begründungen des Unternehmens, weshalb der Betrieb in Freiburg eingestellt wurde, wurden vom Gericht anerkannt, Betroffene zweifeln diese jedoch nun an: Lisa W. fragt sich, warum Flink sich nicht stärker um eine Weitervermietung der Räumlichkeiten bemüht habe, als sie nur auf ImmoScout einzustellen, wenn doch die Miete tatsächlich so viel zu hoch sei. Vor allen Dingen sei auf ImmoScout zunächst der falsche Grundriss hochgeladen worden – ansonsten sei an dem Verfahren nicht so viel auszusetzen – aber so?
Die Frage, die sich einem geradezu aufdrängt, ist, ob es purer Zufall ist, dass die Räumlichkeiten ein Jahr lang leer stehen und dann der Betrieb ein Jahr nach Betriebsschließung unter dem Radar und nach gewonnener Gerichtsentscheidung wieder aufgenommen wird? Oder ist es dem Unternehmen wichtiger, keinen Betriebsrat an der Backe zu haben, auch wenn dafür notfalls ein Betrieb eine Zeit lang geschlossen werden muss?
Die Presseabteilung von Flink gab auf Nachfrage zu verstehen, man habe den Standort in Freiburg im Oktober 2023 „aus wirtschaftlichen Gründen“ schließen müssen. Durch eine in diesem Jahr geschlossene Partnerschaft mit Lieferando und REWE Express sehe man nun wieder die Möglichkeit, auch in Freiburg „langfristig und nachhaltig ertragreich“ zu arbeiten.