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IW-Umfrage: Krise setzt sich auch in 2025 fort

Das IW befragt jährlich Unternehmen aus verschiedenen Branchen nach ihren Prognosen fürs kommende Jahr. Auch dieses Jahr wird wenig Wachstum erwartet. Für Arbeiter:innen dürfte das vor allem Stellenabbau und Perspektivlosigkeit bedeuten.

Die Verbandsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) findet jedes Jahresende statt. Darin bewerten die befragten Unternehmen sowohl, wie sie ihre Lage im Vergleich zum Vorjahr sehen, als auch ihre Prognosen fürs kommende Jahr. Bereits im vergangenen Jahr war die Aussicht eher negativ, und auch dieses Jahr zeichnet sich ebenfalls keine Verbesserung ab.

Viel Stagnation, wenig Verbesserung

Insgesamt wurden 49 Unternehmen befragt. Zur Einschätzung ihrer aktuellen Lage sagten 31 Unternehmen, dass diese schlechter sei als im letzten Jahr. Zum Vergleich: in der vorjährigen Umfrage sagten das 30 von 47. Als unverändert schätzen 14 Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation ein. Dazu gehören die Chemie – und Pharmaindustrie, Luft- und Raumfahrzeugbau, Schiffbau und Meerestechnik, Bauindustrie, Handwerk. Und nur 4 betrachten sie als besser als im letzten Jahr.

Der Industriezweig zeigt allgemein eine Verschlechterung. Beim Dienstleistungssektor, der ebenfalls einen großen Teil der deutschen Wirtschaft ausmacht, ist es je nach Branche unterschiedlich: So gibt es positive Bilanzen in der Versicherungswirtschaft, Messewirtschaft und der Immobilienwirtschaft. Währenddessen sind im Groß-, Außen- und Einzelhandel, Gastgewerbe und Tourismus, Verlagswesen und der Informations- und Werbewirtschaft die Bilanzen negativ. Bei der Prognose für 2025 erwarten 16 Firmen eine Verbesserung und 20 einen Rückgang.

Insgesamt hat die deutsche Wirtschaft weiterhin noch nicht das Niveau von 2019 vor der Corona-Pandemie und der letzten Wirtschaftskrise erreicht.

Wirtschaft bleibt gleich, Arbeit wird weniger

Zur Erwartungsprognose an die Beschäftigung wertet das IW aus, dass diese im Vergleich zu den Produktionserwartungen schlecht ausfalle. Wegen Personalengpässen wurden trotz schlechter Produktionserwartungen im Jahr 2023 noch keine geringeren Beschäftigungserwartungen geäußert, was sich schon 2024 zu Ungunsten der Beschäftigungszahlen veränderte: So ist die Anzahl von Unternehmen mit Beschäftigungsrückgang von 16 über 23 auf jetzt 25 kontinuierlich angestiegen. Die Unternehmen, die einen Beschäftigungsanstieg erwarteten, schwankt währenddessen von 9 (2023) über 5 (2024) hin zu 7 (2025). In allen Branchen zeigt sich dabei insgesamt ein Rückgang.

In der Industrie sind es vor allem Arbeiter:innen im Maschinenbau und der Automobilbranche, denen ein Jobverlust bevorsteht. Diese Entwicklung deckt sich mit den Vorgängen beim Weltkonzern VW. Dieser hatte mit Werkschließungen und massivem Stellenabbau gedroht und so einen – für das Unternehmen sehr günstigen – Tarifabschluss ausgehandelt. Die Leidtragenden sind dabei die Beschäftigten, die nun bis 2031 mit stagnierenden Löhnen leben müssen. Trotzdem plant VW bis dahin rund 35.000 Stellen abzubauen.

Weihnachtswunder oder Senf im Berliner? – Tarifabschluss bei Volkswagen

Vergleichsweise stabile Jobs gibt es hingegen in Teilen des Dienstleistungssektors, der Elektro-, Papier- und Ernährungsindustrie. Mehr Stellen gibt es auch in der Pharmaindustrie und im Luft- und Raumfahrzeugbau. Die Krise zeichnet sich aber nicht nur durch das Bestehen oder Nicht-Bestehen von Arbeitsplätzen ab, auch die Arbeitszeit der bestehenden Jobs wird immer weiter gestutzt: Die aktuellen Entwicklungen im Arbeitsmarkt zeigen sich unter anderem im Anstieg von Kurzarbeit.

Anhaltende Stagnation in der Wirtschaft: Wer profitiert von möglichen Entlastungen?

Auch bei den Investitionen zeichnet sich eine Stagnation ab, wenn auch die Entwicklung noch etwas besser aussieht als auf dem Arbeitsmarkt. Zusammenfassend kann man also sagen, dass deutsche Unternehmen, insbesondere solche in der Industrie, für das kommende Jahr eine Fortsetzung der bisherigen Krise erwarten. Für Arbeiter:innen dürfte sich das vor allem in Form von Jobverlusten, Erhöhung der Kurzarbeit und Reallohnverlusten auswirken.

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