Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall erlebt einen Rüstungsboom und will nun in Litauen eine neue Munitionsfabrik eröffnen. Der Deal mit der Regierung wurde bereits unterzeichnet – eine logische Konsequenz aus der zunehmenden Aufrüstung an der NATO-Nordostflanke.
Seit Februar 2022 betreibt der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall ein Wartungszentrum in Litauen. Nun soll in der kommenden Zeit ein Werk zur Herstellung von 155-Millimeter-Artilleriegeschossen hinzukommen, das bereits 2026 in Betrieb genommen werden soll. Ab dann sollen dort mehrere zehntausend Geschosse pro Jahr gefertigt werden. Neben Rheinmetall wird sich auch die litauische Regierung an dem Projekt beteiligen, bestätigte die litauische Wirtschaftsministerin Ausrine Armonaite.
Auf die bereits im Frühjahr unterschriebene Absichtserklärung folgte soeben die Unterzeichnung eines entsprechenden Pachtvertrags zwischen dem Konzern und der Regierung in Vilnius. Das staatliche Grundstück ist rund 340 Hektar groß und liegt in der Kleinstadt Baisogala. Außerdem wurde ein Vertrag für den Kauf von 155-mm-Munition abgeschlossen, teilte die Staatskanzlei Litauen mit. Zu den genauen Mengen wollte die litauische Regierung bisher keine Angaben machen.
Nach eigenen Angaben plant Rheinmetall, rund 180 Millionen Euro in den Bau zu investieren. In der Zukunft soll das dort arbeitende Personal etwa 150 Personen umfassen.
Rheinmetall erlebt größtes Wachstum seiner Geschichte
Rheinmetall stellt zurzeit Deutschlands größten Rüstungskonzern dar und profitiert seit Beginn des Ukraine-Kriegs massiv vom Aufrüstungsgeschäft der westlichen Staaten. Der Rheinmetall-Chef Armin Papperger sprach zuletzt von einem Wachstum, „wie wir es im Konzern noch nie hatten“, und sieht den Konzern nicht nur an der Spitze des deutschen, sondern auch des internationalen Markts.
Mehr Milliarden für Rheinmetall, mehr Munition für den deutschen Imperialismus
In diesem Jahr verzeichnete Rheinmetall bereits nach den ersten drei Quartalen einen Umsatzzusatz von 36 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro. Dieser Rüstungsboom lässt sich im Zusammenhang mit der von Kanzler Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“ erklären, die eine Aufrüstung Deutschlands mitsamt Gesellschaft, Wirtschaft und Politik nach sich zieht.
Werksbau passt in europäische Aufrüstungspläne
Der neu geplante Werksbau reiht sich nahtlos ein in die bisherigen europäischen Aufrüstungspläne: So verabschiedete das litauische Parlament kurz nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung mehrere Gesetzesänderungen. Diese erleichtern unter anderem Investitionen von Rüstungsfirmen und beschleunigen sie.
„Ich habe keinen Zweifel, dass dieses Projekt angesichts der steigenden Nachfrage nach Munition in Europa und der NATO so schnell wie nötig umgesetzt wird“, bestätigte die litauische Noch-Regierungschefin Ingrida Simonyte nach der Unterzeichnung der Vereinbarungen. Die Pläne der Bundeswehr ergänzen das Ganze: sie plant weiterhin, 5.000 Bundeswehr-Soldaten dauerhaft in Litauen zu stationieren.
Die Nordostflanke der NATO mitsamt der Ostsee und den baltischen Staaten hat dabei seit Beginn des Ukraine-Kriegs an Bedeutung gewonnen, spielte aber bereits zuvor eine ausschlaggebende Rolle in der Kriegsstrategie der NATO. Das zeigt unter anderem das Marine-Großmanöver „Northern Coasts“, dessen Schwerpunkt bereits seit 2014 „auf der Landes- und Bündnisverteidigung speziell an der Nordostflanke der NATO“ liegt.