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VW: Warnstreiks gegen Lohnkürzung und Stellenabbau

VW will 125.000 Arbeiter:innen in Deutschland die Löhne um 10 % kürzen und Werke schließen. Die IG Metall rechnet mit einem harten Konflikt, fordert jedoch bereits selbst Reallohnkürzungen. Am Montag legten die Arbeiter:innen kurzzeitig die Produktion lahm.

VW will Stellen kürzen – und das so schnell wie möglich. Die Ankündigung ist Teil einer Welle von angekündigten Werksschließungen und Stellenkürzungen in der gesamten Autoindustrie. Zuletzt kündigte der Zulieferer ZF einen Abbau von über 10.000 Stellen an.

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Die IG Metall befindet sich bereits seit September in Tarifverhandlungen mit dem VW Konzern. Nach erfolglosen ersten Verhandlungsrunden standen nun die ersten Warnstreiks an. So kündigte IG Metall Verhandlungsleiter Thorsten Gröger in Wolfsburg an: „In allen Werken wird in nächster Zeit die Produktion temporär auf Eis gelegt.“

In Zwickau und Wolfsburg versammelten sich in den letzten Tagen bereits hunderte Arbeiter:innen vor den Werkstoren um ihre Streikbereitschaft zu signalisieren. Insgesamt geht es um 125.000 Arbeiter:innen in Niedersachsen, Sachsen und Hessen. 2018 gingen bereits 60.000 Beschäftigte auf die Straße.

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Streiks am Montag Morgen

Die temporäre Arbeitsniederlegung begann am Montag Morgen um 9:30 Uhr in Zwickau, in Wolfsburg und weiteren Standorten ab 10 Uhr, in Dresden und Kassel-Baunatal um 12 Uhr und 12:30 Uhr. Die Warnstreiks sollen jeweils rund zwei Stunden gehen und in jeder Schicht wiederholt werden, so die IG Metall.

In Emden wurde am Morgen die Produktion für zwei Stunden lahmgelegt. Rund 4500 Beschäftigte hatten dort die Arbeit niedergelegt und damit die Produktion zum Stillstand gebracht.

Außerdem gibt es heute Kundgebungen in Wolfsburg, Zwickau, Emden, Chemnitz, Dresden, Salzgitter, Hannover und Braunschweig. Nur in Osnabrück kommt es aufgrund anderer tariflicher Vereinbarungen nicht zu Warnstreiks.

Trotz der bisherigen Proteste der Arbeiter:innen will Volkswagen nicht von ihren Plänen abweichen. „Wir müssen unsere Kapazitäten verringern und an die neuen Realitäten anpassen“, so VW-Markenchef Thomas Schäfer. Bisherige Maßnahmen wie Altersteilzeit und Aufhebungsangebote würden aufgrund der Dringlichkeit von Kürzungen nicht ausreichen. Eine Neuaufstellung müsse in drei bis vier Jahren vollzogen sein.

Der VW-Vorstand, der zu einem der bestbezahlten in Deutschland gehört, erhielt 2023 alleine 40 Millionen Euro. Kurz vor Beginn der Tarifverhandlungen waren die Top-Manager:innen des Konzerns für eine mehrtägige Besprechung in einer Kunsthalle mitsamt Luxus-Hotel in Schweden verschwunden.

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Volkswagen lehnt Vorschläge ab

„Für die Volkswagen AG steht unverändert die nachhaltige Erreichung des finanziellen Ziels und damit die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt“, so VW Personalvorstand Gunnar Killian. Im September kündigte VW bereits die Beschäftigungssicherung, welche betriebsbedingte Kündigungen ausschloss. Neben Lohnkürzungen um 10 %, Kündigungen und Werksschließungen soll es zu Zuschlagsstreichungen und weiteren Maßnahmen kommen.

IG Metall und Betriebsrat sind mit ihren Forderungen jedoch ebenfalls stark zurückgegangen. Am Morgen bekräftigte die IG Metall zwar, dass sie „an unserer Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn festhalten und Werksschließungen und Massenentlassungen vehement entgegenstellen“ würde.

Doch von Verhandlungsführer Gröger und Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Cavallo gibt es bereits Vorschläge für einen Gehaltsverzicht um Schließungen und Entlassungen zu verhindern. Außerdem gibt es Vorschläge, die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeitvolumen in einen Zukunftsfond zu stecken und nicht auszuzahlen.

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