Kurz vor Weihnachten hat die IG Metall einen Haustarifvertrag mit dem Konzern Volkswagen abgeschlossen, den es selbst als „Weihnachtswunder“ bezeichnet. Doch statt ordentlicher Lohnsteigerung gibt es für die Arbeiter:innen eine weitere Nullrunde und einen Stellenabbau von 35.000 Jobs bis 2030 als Geschenk zu Weihnachten.
Bei Volkswagen (VW) hat es einen Tarifabschluss gegeben: Nach über 70 Stunden Verhandlungen hat die DGB-Gewerkschaft IG Metall einen Tarifabschluss mit der Volkswagen-Konzernspitze erzielt. Der Haustarifvertrag der Volkswagen AG betrifft etwa 120.000 Arbeiter:innen der Werke in Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie die Arbeiter:innen der Tochterfirmen von Volkswagen. Im Vorfeld des Tarifabschlusses hatte es Warnstreiks mit über 100.000 VW-Arbeiter:innen als Reaktion auf die gescheiterten Verhandlungen gegeben.
Die Tarifverhandlungen mit dem VW-Konzern liefen seit September diesen Jahres. Der Konzern drohte mit Werksschließungen, Entlassungen von bis zu 10.000 Beschäftigten und Lohnabbau von bis zu 10 Prozent für etwa 125.000 Beschäftigte. Die IG-Metall stellte die Beschäftigung und Standortsicherung in den Vordergrund und forderte bei Beginn der Tarifverhandlungen im September zunächst 7 Prozent mehr Lohn sowie 170 Euro mehr für Auszubildende.
VW: Gescheiterte Verhandlungen und Hunderttausende im Warnstreik
Im November präsentierte die IG Metall dann einen Plan für die Zukunft der Arbeiter:innen von VW: 1,5 Milliarden Euro wollte IG Metall zum Sparprogramm von VW beitragen, und mithilfe eines „Zukunftsfonds“ sollen die Investitionen in wichtige Zukunftsbereiche gesichert werden. Anstatt höhere Löhne an die Arbeiter:innen auszubezahlen, sollten diese Beträge in einen Fonds eingehen und in Form von Arbeitszeitvolumen ausgezahlt werden. Aus diesem Zukunftsfonds solle dann eine Arbeitszeitverkürzung an weniger ausgelasteten Produktionsstandorten finanziert werden.
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Tarifabschluss 2024: Reallohnverluste und Stellenabbau
Nachdem der VW-Konzern den Zukunftsplan der IG Metall zunächst ablehnte, findet er nun nach Tarifabschluss doch Anwendung. Für die Arbeiter:innen von VW bedeutet das konkret: Zwar sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2030 ausgeschlossen, bis zum 1.1.2031 gibt es aber keine realen Lohnerhöhungen. Die 5,1 Prozent Lohnerhöhung, die sich aus dem gekoppelten Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie ergeben, werden stattdessen im Gegenzug für Standort- und Beschäftigungssicherheit in den „Zukunftsfonds“ eingezahlt. Kurz gesagt: Die IG Metall verhandelt schon die zweite Nullrunde und immense Reallohnverlust für die Arbeiter:innen als Kompensation für Standort- und Beschäftigungssicherung. Bis 2030 sollen aber dennoch 35.000 Jobs abgebaut werden.
Auch die Ergebnisbeteiligung wird ab Mai 2028 für zwei Jahre reduziert ausgezahlt und das erhöhte Urlaubsgeld entfällt. Ebenfalls sollen die Schichtzuschläge für Nachtschichten entfallen, was die Arbeiter:innen mehrere hundert Euro pro Monat kosten wird. Zudem soll das Entgeltsystem aktualisiert werden, was bei mehr als 10.000 Arbeiter:innen, die vor 2004 eingestellt wurden, drei Stunden pro Woche mehr Arbeitszeit bei gleichem Grundgehalt bedeuten.
Peter Weispfenning, Pressesprecher der MLPD, ergänzt, dass mindestens 3000-4000 Kolleg:innen mit befristeten Verträgen entlassen werden sollen und die Zahl der Ausbildungsplätze halbiert werden soll. Er nennt den Tarifabschluss deshalb einen „massiven Lohnraub auf Jahre“.