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2024 erneut Rekordjahr für Waffenexporte

Nach 2023 war auch das vergangene Jahr erneut ein Rekordjahr für deutsche Rüstungsexporte. Insgesamt erlaubte der deutsche Staat im letzten Jahr Waffenlieferungen im Wert von mehr als 13 Milliarden Euro.

Mit einem Wert von 13,33 Milliarden Euro genehmigte die deutsche Regierung im vergangenen Jahr Waffenlieferungen auf Rekordniveau und setzt so den Trend der immer höher steigenden Rüstungsexporte seit Mitte der 2010er Jahre fort. Im Jahr davor waren es noch 12,13 Milliarden Euro, insgesamt ist also ein Anstieg von rund zehn Prozent zu verzeichnen.

Ebenfalls wie im Vorjahr ging der absolute Großteil der Rüstungsexporte in die sich im aktiven Krieg befindliche Ukraine. Dorthin wurden Rüstungsgüter im Wert von ca. 8,15 Milliarden Euro geliefert – weit mehr als die Hälfte aller Exporte. Gegenüber dem Vorjahr ist hier ein besonders großer Anstieg zu vermerken, waren es da noch 4,4 Milliarden Euro. Der Wert der Waffenlieferungen hat sich also beinahe verdoppelt.

Deutsche Waffenlieferungen auf neuem Rekordniveau – Großteil geht an die Ukraine

Aktive Beteiligung an Kriegsverbrechen und Genozid

Israel ist mit ca. 160 Millionen Euro ebenfalls einer der größten Importeure deutschen Kriegsgeräts. Diese Zahl hat sich im Vergleich zu 2023 zwar ungefähr halbiert, es dürfte aber voraussichtlich trotzdem reichen, um neben den USA der zweitgrößte Rüstungslieferant für den israelischen Staat zu sein. Von 2019 bis 2023 war Deutschland für rund 30 Prozent aller Waffenlieferungen an Israel verantwortlich.

Mit auf der Liste sind auch die Türkei mit rund 230 Millionen Euro. Die Waffenlieferungen an die Türkei wurden nach dem Einmarsch auf syrisches Staatsgebiet 2016 größtenteils zurückgefahren, doch hier machte die deutsche Politik 2024 eine Kehrtwende. Im vergangenen Jahr wurden so viele Rüstungsexporte in die Türkei getätigt wie seit 2006 nicht mehr.

„Das ist ja selbstverständlich”: Deutsche Waffenlieferungen in die Türkei

Damit beteiligt sich der deutsche Staat ganz aktiv an dem Genozid im Gaza-Streifen so wie der Vielzahl an Kriegsverbrechen, die der türkische Staat vor allem gegenüber Rojava (kurdisch kontrollierter Teil Nordsyriens) begeht. Doch damit nicht genug: letztes Jahr lieferte man auch erstmals wieder Rüstungsgüter im großen Stil nach Saudi-Arabien. Eigentlich gab es für das Königreich seit 2018 einen Rüstungsexport-Stopp wegen der zahlreichen Kriegsverbrechen im Jemen-Krieg und der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi. Insgesamt wurden aber bereits im ersten Halbjahr 2024 wieder mehr als 130 Millionen Euro an Rüstungsgütern nach Saudi-Arabien geliefert.

Waffenexporte als Teil der Außenpolitik

Zweitgrößter Empfänger war nach der Ukraine der Stadtstaat Singapur, der Rüstungsgüter in Höhe von 1,21 Milliarden Euro erhielt. Singapur gilt als wichtiger Verbündeter der NATO-Staaten in Südostasien im Konflikt mit China. Gleichzeitig unterschrieb der singapurische Premierminister im November aber auch eine Reihe an Abkommen mit China, welche die Kooperation der beiden Länder stärken sollen. Die Rüstungsexporte kann man also nicht nur im Kontext der Rüstung eines Verbündeten sehen, sondern auch als außenpolitisches Mittel, um Singapur auf NATO-Kurs zu halten.

NATO und China auf Konfrontationskurs

Ähnlich sieht es auch bei Algerien aus, das 2024 deutsche Rüstungsgüter im Wert von über 550 Millionen Euro erhielt. Algerien bezog historisch die meisten Rüstungsgüter aus Russland, baut aber in dieser Hinsicht ebenfalls immer mehr Beziehungen zu China auf. Jedoch auch mit den NATO-Staaten kooperiert Algerien immer wieder: beispielsweise kündigte Wirtschaftsminister Habeck erst im Februar eine Wasserstoff-Allianz mit Algerien an.

Die großen Gewinner

Am meisten profitieren davon natürlich deutsche Rüstungsunternehmen, deren Gewinne spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs 2022 förmlich durch die Decke gehen: Rheinmetall-Aktien konnten sich über das letzte Jahr beispielsweise in ihrem Wert mehr als verdoppeln, Heckler und Koch verzeichneten immerhin eine Steigerung von 14 Prozent und bei der Hensoldt AG mit Sitz in Taufkirchen gab es einen Anstieg von mehr als 40 Prozent seit Jahresbeginn.

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