Vor 80 Jahren begann die große Winteroffensive der Roten Armee gegen Nazideutschland. Auf ihrem Weg nach Westen befreiten die sowjetischen Soldat:innen zahlreiche Konzentrationslager und besiegten den Faschismus. – Ein Kommentar von Marceline Horn.
Nachdem die Rote Armee die Truppen Hitlerdeutschlands in der Schlacht von Moskau im Winter 1942 abgewehrt hatte und bei der Verteidigung Stalingrads im Februar 1943 mit großen Verlusten siegte, wendete sich das Kriegsgeschehen: Die faschistischen Truppen wurden erfolgreich zurückgedrängt und die sowjetischen rückten in Richtung Berlin vor.
Knapp zwei Jahre nach der Schlacht um Stalingrad standen die Soldat:innen der Roten Armee vor Warschau, als sie am 12. Januar mit der Weichsel/Oder-Operation die große Winteroffensive starteten. Innerhalb von nur 3 Wochen stieß die Armee von Warschau bis zur heutigen Grenze zwischen Polen und der BRD vor und bereitete sich dann auf die kommende Schlacht um Berlin vor, die das Ende des Hitlerfaschismus besiegelte.
Wer befreite uns vom Faschismus?
Die Vernichtung des sozialistischen Aufbaus und der Regierung der Arbeiter:innen in der Sowjetunion war erklärtes Hauptziel des Hitler-Faschismus gewesen. Wenn heute von Geschichtsschreiber:innen die Westalliierten – also die USA, Frankreich und Großbritannien – als die Großen dargestellt werden, die uns vom Faschismus befreit hätten, versuchen sie zu vertuschen, dass es die sozialistische Sowjetunion gewesen ist, die im Zweiten Weltkrieg die Hauptlast im Kampf gegen den Faschismus trug und dafür auch in Blut gezahlt hat: Bis zum Ende des Krieges verloren etwa 24 Millionen Menschen aus der Sowjetunion ihr Leben und machten damit etwa ein Drittel der Verluste im gesamten Krieg aus.
Die Wende 1943 sowie die Winteroffensive 1945 waren auch maßgebend für die Befreiung der Konzentrationslager durch sowjetische Truppen. Das erste befreite KZ des Krieges war das KZ Majdanek in Polen am 23. Juli 1944. Während der Weichsel/Oder-Offensive befreite die Rote Armee am 27. Januar 1945 auch das größte KZ Auschwitz, in dem Millionen Jüd:innen und etliche Kommunist:innen, Sinti:zze und Rom:nja, Widerstandskämpfer:innen und queere Menschen ermordet wurden. Daneben wurden auch die KZ Riga-Kaiserwald, Groß-Rosen, Sachsenhausen, Ravensbrück und Stutthof 1944/45 durch die Rote Armee befreit.
Mit der Wende an der Ostfront intensivierte sich auch die Aktivität der westalliierten Mächte mit der Landung auf Sizilien im Juli 1943 und der Anlandung in der Normandie zum sogenannten „D-Day” am 6. Juni 1944, welche die Westfront eröffneten. Dennoch konzentrierten sich die Kämpfe und Verluste weiterhin im Osten.
Die Bedeutung des Widerstands früher und heute
Doch auch die vielen Beiträge, die durch den Widerstand in den einzelnen Ländern – z.B. Widerstandsorganisationen und Partisan:innen – zum Sieg geleistet wurden, dürfen nicht vergessen werden.
Besonders heute, zu Zeiten, in denen weltweit faschistische Kräfte immer mehr Macht gewinnen und Nazis am helllichten Tag Antifaschist:innen angreifen, in denen die Gewalt gegen Frauen und queere Menschen zunimmt und patriarchale Rollenbilder beschworen werden, ist es wichtig, sich an die Geschichte des antifaschistischen Kampfes zu erinnern, diesen gemeinsam als Arbeiter:innenklasse weiterzuführen und die Geschichte selber mitzubestimmen.
Die sowjetischen Partisan:innen, die in den durch die Faschist:innen besetzten Gebieten Sabotageaktionen durchführten, die italienischen Partisan:innen, die vielen Kämpfer:innen, die den antifaschistischen Kampf in ihrem eigenen Land weiterführten, als sie bereits unter den internationalen Brigaden in Spanien kämpften oder weitere Aktionen wie der Generalstreik im Februar 1941 in Amsterdam, an dem nach Pogromen gegen Jüd:innen über 300.000 Arbeiter:innen teilnahmen: Sie alle sind Beispiele dafür, dass der antifaschistische Kampf von breiten Massen weitergeführt werden kann.
Dieser Text ist in der Print-Ausgabe Nr. 94 vom Januar 2025 unserer Zeitung erschienen. In Gänze ist die Ausgabe hier zu finden.