Kaum ist die Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft, marschieren israelische Truppen im Norden des Westjordanlands ein. Die korrupte PA geht schon seit Wochen gegen den palästinensischen Widerstand in Jenin vor und macht dabei gemeinsame Sache mit Israel. Doch der Widerstand lebt.
Nach dem Angriff der Hamas im Oktober 2023 setzte Israel zum Rundumschlag an und befindet sich seitdem mit seinen direkten Nachbarn im Kriegszustand. Die Weltöffentlichkeit blickte hierbei aufgrund der ausufernden Vergeltung Israels hauptsächlich auf die Gewalt in Gaza. Die anderen Fronten Israels, an den Grenzen zum Libanon und dem Westjordanland, standen im medialen Schatten des Gazakrieges.
Dies ändert sich nun. Das israelische Militär hat auf Befehl der Regierung eine Militäroffensive gegen Jenin im Westjordanland begonnen. Der Angriff diene laut dem israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zum Zwecke der „Terrorismusbekämpfung“.
Jenin gilt seit Jahrzehnten als Kern des militanten Widerstands im Westjordanland. Im sogenannten Jenin Bataillon (oder Brigade) kämpfen die inzwischen unabhängigen Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden (ehemals Fatah), die Al-Quds-Brigaden des Islamischen Jihad und die Qassam-Brigaden der Hamas gemeinsam gegen die Besatzung und für ein freies Palästina.
Zionistische Besatzungsarmee tötet neun Palästinenser:innen in Jenin
Israelische Streitkräfte rücken in Jenin ein
Erst vergangene Woche beschoss die israelische Luftwaffe aus amerikanischen Apache-Helicoptern das Flüchtlingscamp Jenin und tötete zehn Palästinenser:innen. Es war wohl die Vorhut für die nun begonnene Bodenoffensive. Laut palästinensischen Angaben wurden bei der Invasion des Lagers durch israelische Bodentruppen weitere 35 Personen verletzt. Aufgrund des Vormarschs der israelischen Streitkräfte zogen sich die Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zurück.
Denn nicht nur Israel sorgte für Aufruhr im Westjordanland. Bereits seit Dezember 2024 wird vom Vorgehen des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Mahmoud Abbas gegen Widerstandskämpfer berichtet. In der Stadt Jenin, wo nun israelische Spezialkräfte eindrangen, herrscht schon länger ein Machtkampf zwischen PA und den Milizen.
Palästinensische Autonomiebehörde gegen den palästinensischen Widerstand
Eine Besonderheit, die fast keine mehr ist: Die sogenannte Palästinensische Autonomiebehörde (PA) unter dem Präsidenten der PA, Mahmoud Abbas, belagert das Flüchtlingscamp in Jenin. Bei einer Invasion vergangene Woche töteten palästinensische Soldaten der PA gar palästinensische Widerstandskämpfer.
Die PA funktioniert als palästinensischer Verwalter der israelischen Besatzung. Sie finanziert sich durch Auslandshilfen und Steuern der Arbeiter:innenklasse. Sämtliche Gelder laufen direkt über Israel und indirekt über die USA. Die PA-Spitze um Abbas herum bereichert sich an diesen Geldern selbst und leistet sich u.a. Sicherheitskräfte, die sie wiederum gegen die Widerstandsbewegung einsetzt. Sie wird durch die Gelder also korrumpiert.
Die Arbeitsmöglichkeiten im Westjordanland sind aufgrund der Besatzung extrem begrenzt, wodurch die Integration einiger Teile der palästinensischen Bevölkerung in die PA erfolgen kann. Allerdings nimmt die Zustimmung für die PA seit Jahren ab und erlebt speziell seit dem 7. Oktober einen Tiefpunkt.
Dabei geht es nicht nur um die Vormachtstellung im Westjordanland, sondern auch um die zukünftige Vorherrschaft in Gaza, das bisher von den Hamas kontrolliert wurde. Dadurch dass die Hamas momentan massiv geschwächt ist, rechnet sich die Autonomiebehörde Chancen aus, fortan auch über Gaza walten zu können.
Langsam, aber sicher: Israels Imperialist:innen entscheiden sich für Besatzung des Gazastreifens
Faschistische Siedlerbewegung verwüstet palästinensische Dörfer
Die Militäraktion reiht sich ein in eine Vielzahl aktueller Auseinandersetzungen im Westjordanland. Nach der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump und der damit verbundenen Aufhebung der Sanktionen gegen die ultrarechten israelischen Siedler:innen auf palästinensischen Boden wittern diese ihre Chance.
Sie intensivierten zuletzt die Gewalt gegen die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland. Ein Lynchmob von 50 Personen zog plündernd durch die Dörfer Al-Funduk, Dschinsafut und Amatin. Autos, Geschäfte und Wohnhäuser wurden in Brand gesetzt und 21 palästinensische Bewohner:innen verletzt.
Fraglich ist zum jetzigen Zeitpunkt, wie weit Israel im Westjordanland gewillt ist zu gehen. Die faschistischen Teile der israelischen Regierung sind als Teil der radikal-zionistischen Siedlerbewegung zu allem bereit. Zuletzt wies auch UN-Generalsekretär António Guterres auf die israelischen Annexionspläne und ihre Konsequenzen hin. Bis zuletzt hatten die USA und Deutschland der Gewalt und Expansionsversuchen gewisse Riegel vorgeschoben. Ob das unter Donald Trump und Friedrich Merz so bleiben wird, ist ungewiss. Eines ist jedoch sicher: Der palästinensische Widerstand von Jenin bis Gaza wird weiterkämpfen.