Das LLL-Wochenende 2025 stand im Zeichen des Gedenkens an Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Lenin. Veranstaltungen wie die Rosa-Luxemburg-Konferenz widmeten sich Fragen von Krieg und Imperialismus, während Proteste gegen die AfD und SPD auf die Militarisierung und soziale Kürzungen aufmerksam machten. Die LLL-Demo am Sonntag verband das historische Erbe mit aktuellen politischen Kämpfen – trotz massiver Polizeigewalt.
Seit der Ermordung der Mitbegründer:innen der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, im Januar 1919 organisieren Kommunist:innen jährliche Gedenkveranstaltungen. Die KPD nahm den russischen Revolutionär Vladimir Iljitsch Lenin nach seinem Tod 1924 ins Gedenken auf. Seitdem ist auch die Bezeichnung LLL-Demo verbreitet – für Lenin, Liebknecht und Luxemburg.
Die Gedenkdemonstrationen wurden durch die Nazis ab 1933 verboten, nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie in Ostdeutschland wieder jährlich durchgeführt. Auch nach dem Ende der DDR 1990 blieb die LLL bis heute ein wichtiger Bezugspunkt für Kommunist:innen in Deutschland. Auch 2025 fanden zahlreiche Veranstaltungen von verschiedenen kommunistischen Organisationen statt.
Rosa-Luxemburg-Konferenz
Am Samstag fanden gleich mehrere Aktionen in Berlin statt. Auf der jährlich am LLL-Wochenende stattfindenden Rosa-Luxemburg-Konferenz (RLK) wurde vor allem über Krieg und Frieden diskutiert. Die Konferenz fand unter dem Titel „Das letzte Gefecht – Wie gefährlich ist der Imperialismus im Niedergang?“ statt.
In drei Veranstaltungsräumen fanden Vorträge und Diskussionen statt. Zudem waren zahlreiche Organisationen und Verlage mit Ständen vor Ort. Eröffnet wurde die Konferenz mit einem Grußwort von Daniela Klette. Darin schreibt sie davon, wie die Herrschenden im Kapitalismus sich immer weiter auf kriegerische Auseinandersetzungen vorbereiten und die Angriffe gegen alle ausweiten, die sich gegen den Kapitalismus wenden.


DIDF und der Internationale Jugendverein (IJV) veranstalteten am Mittag einen Vortrag, in dem der Aufruf der RLK und ihre generelle politische Ausrichtung kritisiert wurden. Es werde zu viel Hoffnung in die „multipolare Weltordnung“ gesetzt, in der der Block von China und Russland als fortschrittliche und friedensbringende statt als imperialistische Kräfte gesehen werden. Der Referent von DIDF argumentierte, dass ein Standpunkt der internationalen Arbeiter:innenklasse eingenommen werden sollte – unabhängig der verschiedenen imperialistischen Fronten.
Auf dem Jugendpodium gegen Krieg und Sozialabbau diskutierten Vertreter:innen der DIDF-Jugend, der SDAJ und der DGB-Gewerkschaften miteinander über die Beteiligung der Jugend an sozialen Kämpfen. Der Vertreter der DIDF-Jugend hob hervor, inwiefern Jugendliche eine wichtige Rolle in den jüngsten Tarifkämpfen gespielt haben.
Weitere Veranstaltungen am Samstag
Die Kommunistische Partei (KP) organisierte nach einem Rundgang über die Gedenkstätte Sozialisten am Abend eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Krise, Krieg und Rechtsruck. Folgen für die Klasse und wie wir uns wehren müssen“. Mit dabei waren Jacqueline Andres von der Informationsstelle Militarisierung, ein Gewerkschafter, der YouTuber und Blogger Fabian Lehr und eine Vertreterin der KP.
Der Kommunistische Aufbau (KA) und die Marxist-Leninist Komünist Parti (MLKP) organisierten bei einer gemeinsamen Veranstaltung am Samstag verschiedene Seminare. Im Vortrag des KA ging es um den Stand und die Probleme der kommunistischen Bewegung in Deutschland. Zentraler Bestandteil war die Zersplitterung in kleine Zirkelgruppen und wie sich die daraus resultierenden Denk- und Verhaltensmuster auch in revolutionären kommunistischen Organisationen wiederfinden würden.
Die MLKP berichtete über die Erfahrungen ihrer 30-jährigen Parteigeschichte und die Errungenschaften der Rojava-Revolution sowie ihrer eigenen Strategie in Rojava. Es gehe vor allem darum, Rojava zu verteidigen und die revolutionären Tendenzen dort zu stärken. Außerdem wurde über die Entwicklung der kommunistischen Bewegung seit dem Ende der Sowjetunion gesprochen. Krisen der Bewegung könnten gleichzeitig auch Chancen bieten, aus alten Vorgehensweisen auszubrechen.
Der Abend wurde von verschiedenen Konzerten abgerundet. Die SDAJ organisierte die „Liebknecht-Luxemburg Party“ im Recede Club. Dort traten unter anderem die Rapper:innen S. Castro, Nia 2161, Thawra und Masur auf. Bei dem parallel stattfindenden Konzert des IJV und der DIDF-Jugend traten die jungen Künstler:innen Motuz und Aya al Samra sowie die Band Kontrast auf.
Proteste gegen AfD- und SPD-Parteitag
Ebenfalls am Samstag fanden sich in Riesa etwa 10.000 Protestierende der antifaschistischen Bewegung zusammen, um den AfD-Parteitag zu blockieren. Dieser konnte um zwei Stunden verzögert werden. Hierbei kam es zu vielen Fällen von Polizeigewalt. Ein Video zeigt, wie ein Polizist einen Hund direkt auf einen Demonstranten hetzt. Der Abgeordnete der Linkspartei im sächsischen Landtag, Nam Duy Nguyen, der als parlamentarischer Beobachter anwesend war, wurde von einem Polizisten bewusstlos geschlagen.
Widersetzen – Antifaschist:innen verzögern AfD-Parteitag enorm
Doch nicht nur gegen die AfD wurde protestiert. Auch die SPD hielt ihren Parteitag am Samstag auf der Berliner Messe ab. Die Organisationen Young Struggle und Kommunistischer Aufbau riefen zu einer Gegendemonstration auf, zu der sich rund 200 Demonstrierende versammelten. Perspektive berichtete live vor Ort.
In den Redebeiträgen wurde betont, wie die SPD ebenfalls massiv die Militarisierung in Deutschland vorantreibe und Kriege wie den Genozid in Gaza durch hohe Waffenlieferungen an Israel direkt unterstütze. Zudem ging es um die hohen Sparmaßnahmen und Einschränkungen des Asylrechts, die von der Ampel-Regierung durchgesetzt wurden.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war, dass Deutschland weiterhin Waffenabkommen mit der Türkei hält, durch die auch die türkischen Angriffe auf die kurdischen Rojava-Gebiete unterstützt werden. Darum zog die Demonstration vom SPD-Parteitag vor das türkische Konsulat. Dort wurden Parolen wie „Erdoğan ist ein Mörder und Faschist“ angestimmt.
LLL-Demo wird von Polizeigewalt überzogen
Am Sonntag fand dann die LLL-Demonstration statt. Wie jedes Jahr versammelten sich zahlreiche kommunistische Organisationen am Frankfurter Tor und starteten gegen 10:30 Uhr ihren Marsch die Frankfurter Allee hinunter in Richtung der Gedenkstätte der Sozialisten. Zuvor hatten u.a. die Rote Jugend, Perspektive Kommunismus und der Bund der Kommunist:innen zu einem revolutionären Block aufgerufen. Nach den Angriffen im letzten Jahr stellten sie darin klar: „Dort wo die Staatsmacht zuschlägt, werden wir uns kollektiv verteidigen.“
Auch diese Jahr gab es bereits nach wenigen Metern Angriffe und Schikanen seitens der Polizei, die sich vor allem gegen Palästina-solidarische Kräfte richteten. Eine Person aus dem revolutionären Block wurde wegen angeblicher „illegaler Symbolik“ festgenommen. Die Polizei bezog sich dabei auf ein rotes Dreieck, das nun als „Hamas-Symbol“ verboten ist. Dem Palästina-Block wurde zudem die Parole „From the river to the sea – Palestine will be free“ explizit untersagt.
Es folgten weitere Angriffe auf den Palästina-Block und die Blocks, die nachzogen. Die Polizei schlug auf Teilnehmer:innen der Blöcke ein und zerrte an den Seitenbannern. Ein Polizist schlug mit seinem Schlagstock auf den Kopf einer Person ein. Eine weitere Person wurde von der Polizei bewusstlos geschlagen. Nachdem sie von den Sanitäter:innen versorgt und ins Krankenhaus gebracht worden war, wurde die Person von der Polizei per Haftbefehl in Gewahrsam genommen.
Auch während der Angriffe blieb die Demo nie stumm, die Stimmung blieb durchgehend kämpferisch. In einem Redebeitrag des KA wurde zudem auf die ansteigende Gewalt gegen Frauen und trans Personen verwiesen und wie Kämpfe gegen Patriarchat mit einer Frauenrevolution verbunden werden müssten. Der revolutionäre Kampf und der Aufbau einer kommunistischen Partei wurden als Alternative zur sogenannten „feministischer Außenpolitik“ aufgezeigt.
Abschluss an der Gedenkstätte der Sozialisten
Der Demozug konnte letztendlich unter enger Polizeibegleitung bis zur Gedenkstätte der Sozialisten in Lichtenberg fortgesetzt werden. Die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) sprach in ihrer Abschlusskundgebung vor der Gedenkstätte der Sozialisten von dem notwendigen Kampf gegen den faschistischen Aufschwung in Deutschland. Die MLPD sei bei den anstehenden Bundestagswahlen die einzige Partei, die auf der Seite der Arbeiter:innenklasse stehe.
Rundum wurde das Gedenken an die gefallenen Revolutionär:innen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und ihr damalige Kampf gegen Krieg und Militarisierung mit aktuellen politischen Kämpfen verknüpft. Auf dem Friedhof der Gedenkstätte der Sozialisten gedachten nach der Demonstration tausende Menschen den beiden KPD-Gründer:innen. Am Morgen hatten Spitzenpolitiker:innen der Linkspartei dort bereits Blumen abgelegt.
Nachdem die Demonstrationsteilnehmer:innen die Gedenkstätte wieder verlassen hatten, wurde eine Person aus dem Block des Bund der Kommunist:innen festgenommen. Es formierte sich Protest, der sich mit dem Festgenommen solidarisch zeigte und seine Freilassung forderte.