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Zeitung für Solidarität und Widerstand

Neujahresvorsatz 2025: Organisieren, Kämpfen, Gewinnen!

Jedes Silvester setzen wir uns Ziele, die wir im nächsten Jahr erreichen wollen. Schnell geraten unsere Neujahresvorsätze aber in weite Ferne. Die Krux an der Sache: Wir brauchen keine neuen Jahresvorsätze, sondern eine neue Gesellschaft. – Ein Kommentar von Luis Tetteritzsch.

Ein Jahr endet, ein neues beginnt. Eingeläutet wird das ganze Spektakel mit bunten Explosionen im Nachthimmel, lautem Knallen und ganz vielen Versprechen, was sich alles im kommenden Jahr ändern werde. Bereits die ersten Monate holen uns dann aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Von der Euphorie und dem Optimismus der Silvesternacht ist nicht mehr viel übrig, bleibt doch irgendwie alles beim Selben: Politiker:innen brechen ihre Versprechen, die Krisen setzen sich fort, die eigenen Vorhaben rücken immer weiter in die Ferne. –
Höchste Zeit, die eigenen Neujahresvorsätze zu revolutionieren!

„Nächstes Jahr wird alles anders“

Anders? Naja. Werfen wir einen ehrlichen Blick auf die vergangenen Jahre, dann mag zwar viel geschehen sein, aber verändert hat sich nichts wirklich. Egal ob dieses, letztes oder das Silvester davor: Was sich mit dem Ende des Jahres nicht verändert hat, ist das System, in dem wir leben.

Täglich werden wir bombardiert mit schlechten Nachrichten: Mal ist es die strauchelnde Wirtschaft, die zu zehntausenden Stellenstreichungen, Lohnkürzungen und Kurzarbeit führt, demzufolge nichts anderes übrig bleibt, als den roten Stift bei Bildung, Jugend, Gesundheit, Kultur und Sozialem anzusetzen. Gleichzeitig wird aber eine Finanzspritze nach der anderen beschlossen, und es werden Entlastungspakete für die wehleidenden deutschen Unternehmen geschnürt, die durch die Abwälzung der Wirtschaftskrise auf die Rücken der Arbeiter:innen ihre Profite weiter steigen sehen.

Die neue „Normalität“: Offener Rassismus und Kriegsgeilheit

Wenn es nicht ein „Hilferuf“ aus den Chefetagen der deutschen Wirtschaft ist, dann wird es wohl zu Geschrei aus dem Bundestag nach mehr Abschiebungen, restriktiveren Asylgesetzen und nach härteren Angriffen auf die Rechte von Migrant:innen und Geflüchteten kommen. In den letzten Jahren wurde eine regelrechte Hetzkampagne gegen Geflüchtete aufgefahren, die vor keiner bürgerlichen Partei Halt gemacht hat.

Ob es nun die GEAS-Reform, das Rückführungsverbesserungsgesetz oder Zeitungsartikel sind, die von „gottlosen Barbaren“ sprechen: Regierung und Medien setzen alles daran, einen Sündenbock an die Wand zu malen, an dem wir uns abarbeiten können: Rassismus wird wieder salonfähig gemacht, und die letzten Überreste des europäischen Asylrechts werden vollständig abgeschafft.

Nicht erst seit Solingen – Die Kontinuität der Asylrechtsverschärfungen in der BRD

Als wäre das nicht schon genug, sehen wir uns in den letzten Jahren mit einer zunehmenden Kriegsgefahr und Aufrüstung konfrontiert: Jahr für Jahr überbieten sich die Regierungen verschiedener Länder in den Ausgaben für ihr Militär. 100-Milliarden-Sondervermögen, Einführung von Musterungsbriefen, Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht, Waffenlieferungen in Millionenhöhe an die Ukraine und Israel – Deutschland ist ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, wieder führende Militärmacht in Europa zu werden.

Was nun?

Auch wenn es vielleicht löblich ist, sich vorzunehmen, im neuen Jahr mehr Sport zu machen: Ein individueller Neujahresvorsatz wird diese Probleme nicht lösen. Denn diese sind elementarer Bestandteil der kapitalistischen und patriarchalen Gesellschaft, in der wir leben. Ob Wirtschaftskrise, Krieg, Militarisierung oder die Entrechtung der Bevölkerung – der Kapitalismus trägt Krieg und Krise in sich, wie die Wolken den Regen. Sie alle haben ihre Gesetzmäßigkeit in einem System, das auf der Herrschaft der Profitmaximierung von Unternehmen und der Ausbeutung der werktätigen Mehrheit beruht.

Wenn wir also wirklich unsere Probleme angehen wollen, wenn wir verhindern wollen, dass unsere Portemonnaies immer leerer werden, während die Champagnergläser der Konzernchefs klingeln, dann müssen wir uns ganz neue Jahresvorsätze machen.

Neujahresvorsatz 2025: Organisieren und kämpfen!

Wenn die Ursachen unserer Probleme also im kapitalistischen System liegen, dann müssen wir mutigere Neujahresvorsätze wagen. Mal ganz abgesehen davon, dass viele der Neujahresvorsätze nur darauf abzielen, innerhalb des kapitalistischen Systems „besser“ zu leben oder sich an dieses anzupassen, werden selbst die noch so kleinen Ziele durch die kapitalistischen Krisen in weiteste Ferne gerückt.

Wie soll man mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen, wenn man durch steigende Kosten zu längerer Lohnarbeit gezwungen wird? Wie soll man sich ein Hobby leisten, wenn die Miete ins Unermessliche steigt?

Klassenkämpfe 2024 – Der Widerstand weltweit wächst

Anstatt das kommende Jahr dafür zu verschwenden, unsere individuelle Existenz im Kapitalismus etwas erträglicher zu machen und Symptom nach Symptom einzeln zu bekämpfen, sollten wir viel größer ansetzen: Wir sollten wir uns stattdessen gemeinsam zusammentun, die Krisen bei ihren Wurzeln packen, das kapitalistisch-patriarchale System aus seinen Angeln reißen und für eine Gesellschaft einstehen, die auf Solidarität, Kollektivität und der gerechten Verteilung des Reichtums beruht, den wir erwirtschaften.

Der beste Vorsatz fürs neue Jahr: Sich organisieren und die Probleme der Welt – von Rechtsruck, über steigende patriarchale Gewalt bis hin zu den vernichtenden Kriegen weltweit – gemeinsam bekämpfen!

Luis Tetteritzsch
Luis Tetteritzsch
Seit 2023 Autor für Perspektive Online. Schreibt gerne über die Militarisierung des deutschen Imperialismus und den Widerstand dagegen.Denn: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“

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