Die neuen Zahlen über die Vermögensungleichheit von Oxfam zeigen: Das Vermögen von Milliardär:innen steigt durchschnittlich um täglich 2 Millionen US-Dollar, während fast die Hälfte der Weltbevölkerung konstant in Armut lebt. Politische Einflussnahme geht dabei mit Geld „Hand in Hand“.
In Davos trifft sich momentan die ökonomische und politische Elite der Welt zum Weltwirtschaftsforum. Dies hat die Entwicklungsorganisation Oxfam (Oxford Committee for Famine Relief) zum Anlass genommen, ihren jährlichen Bericht zur Vermögensungleichheit vorzulegen. In dem Bericht „Takers not Makers“ („Nutznießer keine Macher“) von Oxfam International wird die Ungleichheit der Verteilung des Vermögens unter der Weltbevölkerung dargestellt.
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Reiche werden reicher, Armut stagniert
Demnach gibt es im Jahr 2024 weltweit insgesamt 2.769 Milliardär:innen in der Währung US-Dollar. Das sind 204 Personen mehr im Vergleich zum Vorjahr, durchschnittlich fast 4 neue Milliardär:innen pro Woche. Ihr Gesamtvermögen beträgt 15.000.000.000 (Billionen) US-Dollar. Das ist eine Zunahme von 2.000.000.000 US-Dollar seit 2023.
Im Durchschnitt wächst das Vermögen einer Person aus dem Kreis der Milliardär:innen um 2 Millionen US-Dollar pro Tag. Bei den zehn reichsten unter ihnen beträgt die Zunahme durchschnittlich sogar 100 Millionen US-Dollar jeden Tag. Oxfam prognostiziert, dass es innerhalb der nächsten zehn Jahre bis zu 5 Billionär:innen geben könne.
Die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar am Tag leben, beträgt laut Oxfam 3,6 Milliarden Personen. Das entspricht mit 44 % fast der Hälfte der Weltbevölkerung. Diese Zahl stagniere seit 1990. Dabei sind besonders Frauen von Armut betroffen. Eine von zehn Frauen weltweit hat unter 2,15 US-Dollar pro Tag zur Verfügung.
BRD: Milliardenvermögen hauptsächlich vererbt
Für die BRD legte Oxfam Deutschland den Bericht „Milliardärsmacht beschränken, Demokratie schützen“ für 2024 vor. In der Bundesrepublik beträgt die Zahl der Milliardär:innen 130. Das ist eine Zunahme um 9 Personen. Ihr Vermögen beträgt 625,4 Milliarden US-Dollar.
Deutsche Milliardär:innen profitieren nach Oxfam überdurchschnittlich von Erbschaften. In der BRD stammen demnach 71 % Prozent der Milliardenvermögen aus Erbschaften. Weltweit sind es lediglich 36 %.
Die Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, Serap Altinisik, wies darauf hin, dass Reichtum mit politischer Macht „Hand in Hand„ gehe. „Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt“, so Altinisik.
Die Vermögensverteilung in Deutschland ist dabei ganz besonders ungleich, selbst wenn man es mit anderen kapitalistischen Ländern in der EU vergleicht. Die reichsten 1% besitzen allein gut ein Drittel aller Vermögen in Deutschland, die reichsten 10% gemeinsam sogar zwei Drittel. Die ärmsten 40% in der Vermögensverteilung haben hingegen überhaupt kein Vermögen oder sind sogar verschuldet.
Überraschung: Deutsche Milliardäre reicher als bisher bekannt!
Ökonomie und Macht
Dem Bericht von Oxfam zufolge, der seinerseits auf Daten des Magazins Forbes, der Weltbank sowie des UBS-Weltvermögensreports basiert, hat Reichtum auch außerökonomische Konsequenzen. So würden die Reichen beispielsweise über Parteienfinanzierung und Lobbyarbeit Einfluss auf die Politik nehmen.
International haben Milliardäre wie Elon Musk oder Jeff Bezos einen riesigen Einfluss auf die öffentliche Meinung, schrieb Marius Becker kürzlich auf Perspektive-Online. Das zeige nicht zuletzt die Wahlkampfunterstützung für Donald Trump oder die AfD. Wenn Milliardäre wie Musk oder Bezos beispielsweise große Medienhäuser einkaufen und diese dadurch kontrollieren können, dann sei das „immer wieder ein weiterer Einschnitt in die Presse- und Meinungsfreiheit“.
Solche Milliardär:innen profitierten von kapitalfreundlicher Politik und hätten gemeinsam mit der Politik in erster Linie den Erfolg der eigenen Geschäfte im Auge und nicht das Wohlergehen derjenigen im Staat, auf deren Ausbeutung sie ihren Reichtum aufbauen, argumentiert Becker.
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