Seit Anfang Januar 2025 laufen die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der Deutschen Post. Es werden sieben Prozent mehr Lohn und drei Urlaubstage mehr gefordert. Diesen Donnerstag gingen die Streiks in die nächste Runde.
Am Donnerstag wurde in ganz Deutschland in Paketzentren der Deutschen Post AG ganztägig gestreikt. Ver.di hatte zum Streik im Rahmen der stockenden Tarifverhandlungen aufgerufen, und bereits am Dienstag und Mittwoch zuvor streikten 13.000 Arbeiter:innen – erst in den Großstädten am Dienstag, am Mittwoch dann schlossen sich auch die ländlicheren Regionen an. Für die rund 170.000 Tarifbeschäftigten sollen die Forderungen von sieben Prozent Lohnerhöhung und drei zusätzlichen Urlaubstagen umgesetzt werden.
Doch die Verhandlungen gestalten sich zäh. Es gäbe „kaum Bewegung und keine greifbaren Verhandlungsergebnisse“, kommentierte die Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Am 12. und 13. Februar soll es zur dritten Verhandlungsrunde kommen.
Post: Preiserhöhungen nicht genug
Die Post verwies in den letzten Verhandlungen auf den Umstand, dass heutzutage weniger Briefe zugestellt werden. Dadurch wären die Investition sehr hoch. Da es aber ein Gleichgewicht zwischen der Erhöhung der Löhne und der wirtschaftlichen Tragfähigkeit geben müsse, könne die Deutsche Post AG die geforderten Lohnerhöhungen nicht finanzieren. Die Kosten für den sinkenden Umsatz sollen nun also von den Postarbeiter:innen getragen werden.
Bereits zu Jahresbeginn hat sich der Versand für einen Brief um 10,5 Prozent verteuert, damit kostet das Porto für ein Standardbrief jetzt 95 Cent – zehn Cent mehr als zuvor. Die Deutsche Post AG hält dies immer noch für einen unzureichenden Anstieg und reichte deshalb im Dezember 2024 eine Klage gegen die Bundesnetzagentur ein, bei der als Regulierungsbehörde die Entscheidung über Preiserhöhungen liegt.
Reallohnverlust
Schon seit 2020 gingen die Teuerungsraten aufgrund der durch die Corona-Pandemie verschärften Wirtschaftskrise durch die Decke. Im gleichen Jahr gab es Verhandlungen zwischen ver.di und der Deutschen Post AG, bei denen sich auf eine Entgelt-Steigerung von 5 Prozent bis Ende 2022 geeinigt wurde.
2023 erhielten die Tarifbeschäftigten 3.000 Euro Inflationsausgleich, und ihr Lohn wurde um 340 Euro erhöht – über alle Lohngruppen hinweg eine Steigerung von 11,5 Prozent. Die Lohnerhöhung gilt allerdings erst seit April letzten Jahres. Der Tarifvertrag lief zum Ende des letzten Jahres aus. Heute verdienen Postarbeiter:innen also im Schnitt rund 17 Prozent mehr als 2020.
Die Verbraucherpreise sind seitdem allerdings um rund 19,3 Prozent angestiegen – faktisch erlitten Postarbeiter:innen also einen Reallohnverlust über diesen Zeitraum. Laut Bundesbank sind für die nächsten Jahre Inflationsraten von jeweils 2,5 und 2 Prozent zu erwarten. Glaubt man diesen Prognosen, dürften die Verbraucherpreise im Jahr 2026 also fast um 25 Prozent höher liegen als noch 2020.
Sollten sich ver.di und Post also erneut auf eine Laufzeit von rund zwei Jahren einigen, würde sich – selbst bei der voll erfülltenen ver.di-Forderung von 7 Prozent Entgelterhöhung – gerade einmal eine ungefähre Reallohnstagnation ergeben. Wie die vergangenen Tarifverhandlungen der Gewerkschaft jedoch zeigen, liegt das Ergebnis meist deutlich unter den ursprünglichen Forderungen. Postarbeiter:innen können sich also darauf einstellen, dass ihre Kaufkraft auch in den kommenden Jahren geringer sein wird also noch 2020.