In der Silvesternacht raste ein Fahrzeug in New Orleans in eine feiernde Menschenmenge und kostete mindestens 15 Menschen das Leben. Wenige Stunden später explodierte ein Cybertruck vor dem Trump Hotel in Las Vegas und tötete dessen Insassen. Beide mutmaßlichen Täter sollen Soldaten gewesen sein.
Zwei tödliche Anschläge wurden am Silvestermorgen in den USA begangen: Der erste ereignete sich in New Orleans im Bundesstaat Louisiana, als ein Mann mit einem Pick-up-Truck in eine Menschenmenge fuhr. Diese hatte sich in der Bourbon Street im French Quarter, dem touristischen Zentrum der Stadt versammelt, um Silvester zu feiern. Um 3:15 Uhr (Ortszeit) raste der Mann mit dem gemieteten Geländewagen in die Menge. Ersten Schätzungen zufolge tötete er dabei zehn Menschen und verletzte 30. Neueren Berichten zufolge liegt die Todeszahl bei mindestens 15.
Todesfahrer in New Orleans konnte Sicherheitslücke ausnutzen
Hierzu zählt auch der Fahrer, der bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben kam, nachdem er zwei Polizisten verletzte. Laut einem Bericht der New York Times konnte der Täter dabei eine Sicherheitslücke ausnutzen. Denn eigentlich sollten Poller die Fußgänger:innen vor Zusammenstößen mit Autos schützen. Die Betonklötze sollten allerdings für den im Februar stattfindenden „Super Bowl” (ein wichtiges American Football-Spiel) ausgetauscht werden und waren an Silvester nicht aufgestellt.
Stattdessen sollten geparkte Polizeiautos und Patrouillen für Sicherheit sorgen. Der Täter konnte allerdings das Polizeiauto, das den Zugang zur Bourbon Street blockieren sollte, einfach umfahren und so auf den Fußgängerweg gelangen. Eine Möglichkeit, auf welche die Polizei sich laut dem für das French Quarter zuständige Polizeikapitän nicht vorbereitet hatte.
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Anschlag soll vom Islamischen Staat inspiriert gewesen sein
Während das FBI zunächst noch nahelegte, dass der Anschlag in New Orleans von mehreren Menschen geplant wurde, gehen sie nun von einem Terroranschlag im Alleingang aus. Einige Informationen sind nun über den mutmaßlichen Täter Shamsud-Din Bahar Jabbar bekannt.
So sollen Polizist:innen in Jabbars Fahrzeug eine Flagge des Islamischen Staats (IS) gefunden haben. Ebenfalls soll Jabbar am Vorabend der Tat mehrere Videos auf Facebook gepostet haben. In den Videos, anscheinend an seine Familie adressiert, soll Jabbar dem IS seine Treue geschworen haben. Auch soll das FBI mehrere improvisierte Sprengkörper beim Attentäter gefunden und entsorgt haben.
Jabbar verbrachte mehrere Jahre beim Militär, unter anderem stationiert in Fort Liberty, North Carolina (ehemals Fort Bragg), einem der größten Militärstützpunkte der USA. Auch sei er einmal in Afghanistan stationiert gewesen. Jabbar arbeitete vor allem als IT-Spezialist und wurde 2020 aus dem Dienst entlassen. Er schien vor dem Anschlag keine Gewalt-Historie gehabt zu haben.
Allerdings soll seine Ex-Frau ihm in den letzten Monaten aufgrund seines zunehmend unberechenbaren Verhaltens nicht mehr erlaubt haben, seine beiden Töchter zu besuchen. Jabbar ist in den USA geboren. Dies widerspricht einer Aussage des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, der kurz nach dem Anschlag den Täter als „migrantischen Terroristen“ bezeichnete. Zuvor hatte auch Fox News fälschlicherweise berichtet, dass das zum Anschlag genutzte Fahrzeug zwei Tage zuvor die US-Mexiko Grenze überquerte.
Cybertruck explodiert vor Trump Hotel in Las Vegas
Die zweite Attacke ereignete sich einige Stunden später in Las Vegas, Nevada. Vor dem dortigen Trump International Hotel explodierte ein Fahrzeug. Laut den Behörden tötete die Explosion den Insassen des Fahrzeugs und verletzte sieben Menschen leicht. Bei dem Fahrzeug handelte es sich um einen Cybertruck der Firma Tesla, der mit Benzinkanistern und Feuerwerkskörpern beladen gewesen sei. Der Milliardär Elon Musk – Chef des Elektroautobauers Tesla und Sonderberater von Donald Trump – gab auf seiner Kurnachrichtenplattform X bekannt, dass die Explosion nichts mit dem Fahrzeug zu tun habe.
Beide mutmaßlichen Attentäter waren (Ex)-Soldaten der US-Armee
Zwischen den beiden Anschlägen gibt es einige Ähnlichkeiten: So war auch in diesem Fall der mutmaßliche Täter – von den Behörden als Mathew Livelsberger identifiziert – in der US-Armee. Laut einem Statement der US-Armee war Mitglied der Green Berets, einer Spezialeinheit, die für die Bekämpfung von Terrorismus zuständig ist. Er soll seit 2006 in der Armee gewesen und seitdem mehrfach im Ausland eingesetzt worden sein. Wie Jabbar war er in Afghanistan stationiert, darüber hinaus auch in der Ukraine, Tadschikistan, Georgien und dem Kongo. Livelsberger erhielt während seines Dienstes mehrere Auszeichnungen.
Zuletzt war der mutmaßliche Täter womöglich in Deutschland stationiert. Er soll Teil der 10th Special Forces Group gewesen sein, deren erstes Bataillon sich in der Panzer-Kaserne Böblingen-Sindelfingen in der Nähe von Stuttgart befindet. Zum Zeitpunkt der Tat sei Livelsberger noch im aktiven Dienst, jedoch beurlaubt gewesen.
Er hatte ebenfalls Zeit in Fort Liberty verbracht, laut einem Armeeoffizier jedoch nicht zeitgleich mit Jabbar. Darüber hinaus mieteten laut Ermittler:innen Jabbar und Livelsberger die Fahrzeuge über die gleiche App Turo. Livelsberger habe den Cybertruck in Coloroda gemietet und sei eine Stunde später vor dem Trump Hotel in Las Vegas angekommen.
Dennoch sehen das FBI und die Polizei keine eindeutige Verbindung zwischen den Angriffen in New Orleans und Las Vegas. Im Hinblick auf die Verwendung der Turo-App bei beiden Anschlägen spricht der Sheriff der Las Vegas Metropolitan Police, Kevin MvMahill, von einem „Zufall“. Auch bleibt unklar, aus welchem Motiv der Verdächtigte handelte und ob sich die Tat gegen den künftigen Präsidenten Trump richtete. McMahill gab dazu zu verlauten: „Es ist ein Tesla-Truck, und wir wissen, dass Elon Musk mit dem designierten Präsidenten Trump zusammenarbeitet, und es ist der Trump Tower. Es gibt also offensichtlich Grund zur Sorge, und das ist etwas, das wir weiterhin im Auge behalten.“