Im Rahmen des „Black History Month” wollen wir afrodeutsche Aktivist:innen vorstellen, die sich in Deutschland für die Rechte Schwarzer Menschen vorstellen. Im ersten Teil geht es heute um den Berliner Schauspieler und Aktivisten Louis Brody.
Brody war einer der wenigen erfolgreichen Schwarzen Bühnen- und Filmschauspieler im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Er war im Jahr 1912 im Alter von 20 Jahren aus Kamerun (damals deutsch kolonialisiert) ins Deutsche Kaiserreich emigriert. Es ist unklar, wie genau diese Emigration stattfand. Man geht davon aus, dass er zunächst auch in rassistischen Menschenausstellungen in Berlin arbeiten musste.
Aktivistische Arbeit zu Anfang des 20. Jahrhunderts
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler engagierte sich Brody für die Gleichberechtigung Schwarzer Menschen in Deutschland: Er mitbegründete im Jahr 1918 den Afrikanischen Hilfsverein und war Mitglied der Sektion der Liga zur Verteidigung der N*rasse. Der Afrikanische Hilfsverein diente erstmals der Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung und Hilfe unter Schwarzen Menschen in Deutschland. Obwohl der Verein unpolitisch war, gilt er als eine frühe Form von solidarischen Austauschs Schwarzer Menschen.
Besonders mit dem verööffentlichten Protest von Brody in der Berliner Zeitung zeigten sich erste Formen von Widerstand. Dieser Widerstand erfolgte in Form eines offenen Briefs an die deutsche Öffentlichkeit, in dem er an die deutsche Kolonialisierung von westafrikanischen Ländern und die Opfer, welche die Kolonialafrikaner:innen während des Ersten Weltkriegs für Deutschland erbracht hatten, erinnerte. Dazu wandte er sich gegen rassistische Darstellungen Schwarzer Menschen in den Medien und forderte die deutsche Öffentlichkeit auf, Schwarze Menschen zu respektieren.
Auch forderte er die deutsche Staatsangehörigkeit für alle in Deutschland lebenden Schwarzen aus den ehemaligen Kolonien. Er schrieb: „Wir möchten auch noch ganz besonders erwähnen, dass wir nicht die unmoralische und unkultivierte Rasse sind, wie in Deutschland jetzt allgemein behauptet wird.“
Afrodeutsche und kommunistische Strukturen
Brody tritt der Deutschen Sektion der Liga zur Verteidigung der N*rasse bei und war dort Vorstandsmitglied. Die Organisation arbeitete mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und anderen kommunistischen und antikolonialen Organisationen zusammen. Sie kämpfte vor allem gegen die ökonomische Schwierigkeiten und Nachteile für Schwarze Menschen in Deutschland und gegen rassistische Vorurteile. Außerdem stritt sie für die Unabhängigkeit aller afrikanischen Länder.
Brodys späteres Leben
Mit dem Übergang zum Nationalsozialismus wurde Brody mehr und mehr benachteiligt, politische Aktivitäten Schwarzer Menschen wurden verboten. Trotzdem fand er als prominenter Schauspieler weiterhin gut bezahlte Film- und Bühnenarbeit. Später wurde er oft aufgefordert, die rassistische Rolle des afrikanischen Führers in NS-Kolonialpropagandafilmen zu spielen.
Brody überlebte das Nazi-Regime und die Bombardierung Berlins. Er starb im Jahr 1951 in Ostberlin – die deutsche Staatsangehörigkeit hat er nie erhalten. Er trug mit seiner Arbeit zu der ersten aktivistischen afrodeutschen Bewegung bei. Er lebt in dem Kampf des Widerstands weiter.