Unterschiedliche Studien belegen: Twitter und TikTok bevorzugen Content der AfD gegenüber den Inhalten anderer Parteien. Das scheint nicht nur mit den jeweiligen Algorithmen zusammenzuhängen, sondern auch mit der gezielten Erstellung von Bots.
Eine Studie der NGO Global Witness zeigt, dass die Algorithmen von TikTok und X im Vorfeld der Bundestagswahl Inhalte faschistischer und rechter Parteien besonders stark empfohlen haben. Für die Studie wurden auf TikTok, X und Instagram jeweils drei neue Konten aus Deutschland eingerichtet. Diese Konten zeigten ein gleichmäßiges Interesse an den vier größten deutschen Parteien (CDU, SPD, AfD, Grüne) und ihren Spitzenkandidat:innen.
Die Forscher:innen interagierten mit offiziellen Parteiinhalten und durchsuchten anschließend für jeweils 15 Minuten die algorithmisch kuratierten „For You“-Feed der Plattformen. Dabei stellte sich heraus, dass sich circa 78 % der empfohlenen politischen Inhalte auf TikTok der AfD oder Sympathisant:innen dieser zuzuordnen waren, auf X waren es knapp 64 %.
Diese Studie folgt einer ähnlichen Untersuchung der Algorithmus-Empfehlungen von TikTok vor der annullierten rumänischen Präsidentschaftswahl im Dezember. Bei dieser wurden Global Witness-Forscher:innen zwischen 4,6 und 14-mal so viele Beiträge angezeigt, die den faschistischen Kandidaten Călin Georgescu unterstützten, wie die seines Gegners.
Ähnliche Studien – selbe Schlüsse
Eine Studie der Universitäten Regensburg, Vermont, Massachusetts Amherst und des University College Dublin zeigt ähnliche Zahlen. Der Algorithmus des „For You“-Feed von X zeigte auch hier überproportional viele Beiträge von der AfD (37,9 % der Politiker:innen-Posts) an. Hinzukommt in dieser Studie das BSW, die Partei wurde in der vorherigen Studie nicht untersucht. Obwohl diese Partei weniger Inhalte posteten als andere, wurden sie häufiger angezeigt. Parteien wie SPD, CDU und die Grünen erschienen seltener im Feed. Die SPD postete beispielsweise 12,5 % der Tweets, erschien aber nur in 1 % der Fälle im Feed.
Diese Studie wertete das BSW allerdings fälschlicherweise als „links“ ein, weshalb die Studie zu dem Schluss kommt, dass rechte und linke Inhalte bevorzugt würden. Durch die andere politische Einordnung lässt sich keine Bevorzugung bürgerlich-linker Kräfte feststellen. Die Linkspartei war zwar in der Sichtbarkeit des Feeds leicht überrepräsentiert, ihre Interaktionsraten waren aber nicht besonders hoch, insbesondere im Vergleich zu rechten Parteien.
Der Einfluss von Bots und Spam-Accounts
Eine Studie des „Centre for AI and Digital Humanism“ belegt, dass der Sichtbarkeitsvorteil der AfD nicht nur auf die Algorithmen der Plattformen zurückzuführen ist, sondern unter anderem auch auf den Einsatz von Bots. Die Untersuchung zeigt, dass mehr als 2.000 Accounts gezielt erstellt wurden, um das Treffen zwischen Elon Musk und Alice Weidel (AfD-Chefin) zu bewerben und die Engagement-Zahlen künstlich in die Höhe zu treiben.
Die Analyse aller Accounts mit illegitimen Merkmalen (exzessives Twittern über lange Zeiträume, massenhafte Kontoerstellungen in Wellen usw.) zeigt ein gemeinsames Muster: Sie unterstützen entweder die AfD, bewerben Elon Musk oder kritisieren andere politische Parteien.
Zuckerberg & Musk: Rechte Social-Media-Mogule
Die Bevorzugung rechter Inhalte auf Social-Media steht im Kontext davon, dass die Besitzer bekannter Social-Media-Plattformen wie Elon Musk (X) oder Mark Zuckerberg (Meta) selbst offener nach rechts rücken. So unterstützte Musk zuletzt selbst offen den Wahlkampf der AfD und trat sogar per Video-Call bei einem Wahlkampfauftritt von Alice Weidel (AfD) auf.
Zuckerberg stellte zuletzt die Zusammenarbeit mit der Faktencheck-Redaktion ein, in Zusammenhang mit der Maßnahme veröffentlichte er ein Video, in dem er durch die Nutzung rechter Kampfbegriffe auffiel. Ähnliche Maßnahmen nahm Musk zuvor bei X vor.