Das Sprichwort „Aufgeben kannst du bei der Post“ bekommt mit Blick auf das vergangene Jahr eine neue Bedeutung: Laut einem Bericht der Bundesnetzagentur gab es so viele Beschwerden wie noch nie über die Postversorgung. Zugleich flattert statt der verlorenen Briefe bei rund 8.000 Postangestellten die Kündigung ins Haus.
Im vergangenen Jahr stiegen die Beschwerden über die Post laut der Bundesnetzagentur auf ein neues Hoch. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa teilte die Bonner Behörde mit, dass sie im vergangenen Jahr 44.406 Eingaben zu Mängeln bei der Postversorgung erhielt. Das sind 2.817 mehr als im Jahr zuvor und somit ein Zuwachs von fast sieben Prozent. Damit wird zugleich der Höchstwert aus dem Jahre 2022 noch um mehr als 1.000 Beschwerden übertroffen. Im Vergleich zum Jahr 2021 hat sich das Beschwerde-Level sogar nahezu verdreifacht, damals waren es knapp über 15.000 Beschwerden.
Die Beschwerden beziehen sich zunächst einmal auf die gesamte Post- und Paketbranche. Die DHL und seine Briefsparte Deutsche Post stechen jedoch deutlich hervor. Gegen sie richteten sich im vergangenen Jahr rund 89 Prozent der Beschwerden. Bei dem großen Teil von ihnen geht es um Mängel bei der Zustellung.
8.000 Stellen weniger bis Ende des Jahres
Die Meldung der Bundesnetzagentur folgte nur wenige Tage nach der Ankündigung eines Stellenabbaus bei der Deutschen Post. Nach einer Tarifeinigung mit der Gewerkschaft ver.di auf eine Erhöhung des Gehalts um 2 Prozent im Jahr 2025, im zweiten Jahr der Laufzeit um 3 Prozent und auf einen zusätzlichen Urlaubstag kündigte das Unternehmen kurze Zeit später an, 8.000 Stellen bis Ende des Jahres abbauen zu wollen.
Tarifeinigung – deswegen müssen 8.000 Stellen bei der Post weg
„Die Aussage des Postvorstands, der Tarifabschluss sei ein Treiber für den Stellenabbau, weisen wir entschieden zurück“, so kommentierte der ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis unmittelbar. Die Gründe für den Stellenabbau hingen seiner Analyse nach mit anderen Faktoren wie z.B. einer verfehlten Regierungspolitik zusammen.
Die Realität: Chronischer Personalmangel und hohe Arbeitsbelastung
Der Stellenabbau bei der Post scheint vor dem Hintergrund der vermehrten Beschwerden wie ein Widerspruch – insbesondere deshalb, weil der erste, noch massivere Anstieg der Beschwerden im Jahr 2022 auf Personalprobleme zurückzuführen war, die dafür sorgten, dass sich die Zustellung vieler Sendungen verzögerte.
Darüber hinaus berichten Arbeiter:innen der Post in den vergangenen Jahren auch immer wieder über eine steigende Belastung am Arbeitsplatz, weil die Arbeitsintensität ständig weiter in die Höhe getrieben werde: „Die Probleme der Post sind auch hausgemacht. Immer höhere Belastungen in der Zustellung für die Mitarbeiter, dadurch hoher Krankenstand. Rücken, Sprunggelenk usw., dazu keine Wertschätzung der Mitarbeiter, immer nur noch mehr und noch mehr zustellen“, äußerte z.B. ein langjähriger Post-Mitarbeiter gegenüber RTL.de.
Andere Arbeiter:innen bestätigen im selben Artikel den chronischen Personalmangel und berichten darüber, dass die Zusammenarbeit mit Firmen wie Amazon – die aufgrund ihrer fehlenden Fahrer:innen ihre Sendungen in den Sendefluss der Deutschen Post einschleusen – die Paketmenge pro Verbundzusteller deutlich in die Höhe treibe. Es könnten schon mal 150 Pakete pro Tag werden.