In der Nacht auf Sonntag wurde das Jugendzentrum Jamm in Senftenberg von 30-40 Faschisten angegriffen. Bei dem 1992 gegründeten „alternativen Freizeitzentrum“ handelt es sich um einen der wenigen aktiven linken Orte in der Region. Wir haben Leon Rakal vom Jamm dazu interviewt.
Was geschah gestern Nacht?
Also der Vorfall lief so: Wir wurden zunächst abgecheckt. Es kam eine Person rein und ist dann wieder verschwunden. Wir sind rausgegangen und haben mehrere Personen auf der Straße gesehen. Da war das erste Mal schon die Polizei da. Diese Leute hatten vorher bestimmt schon Scheiße gebaut und wurden bereits gesucht. Sie haben zudem ein Fahrrad entwendet.
Später haben Menschen dann ein Auto vorbeifahren sehen – voll besetzt. Das Auto ist schleichend vorbeigefahren, dann haben bei uns auf dem großen Parkplatz, der nebenan ist, gedreht und sind dann in Richtung Bahnhof gefahren. Dieser liegt etwa 200 Meter von unserem Club entfernt.
Als ich mich dem genähert habe, konnte ich im Licht des Autos sehen, dass sich ca. 20 Personen gesammelt hatten. Als das Auto dann rückwärts fuhr, wurde deutlich, dass es mindestens 30 Personen sind.
Wir haben also die Leute, die draußen vor unserem Club standen, reingebeten. Dann kam der Mob schon auf uns zugelaufen. Kurz vor dem Club ist eine Kreuzung, ab der man sehen konnte, dass es insgesamt 30 bis 40 Personen sind – alle vermummt.
Gebrüllt haben sie „Scheiß Zecken“, „kommt raus“, „stellt euch“. Wir sind rein, konnten gerade so die Leute in Sicherheit bringen. Bei uns gibt’s dicke Wände und kaum Fenster – das war das Gute. Die haben sich dann draußen vor unserem Club positioniert und den Club mit Steinen beschmissen. Die Polizei war dann schnell da, diesmal mit mehreren Autos – aber da war der Mob leider schon weg.
Wie groß ist der Schaden?
Also Materialschaden haben wir nicht – zum Glück – außer dem Fahrrad. Und auch Personenschaden haben wir keinen, weil wir echt schnell reagiert haben.
Die Polizei hat dann mehrere Kontrollen durchgeführt, es wurden wohl viele Autos in der Umgebung angehalten und dabei auch bekannte Gesichter rausgezogen.
Das Jamm ist wie so eine kleine Festung, da kann zum Glück nicht so viel kaputt gehen. Diesmal standen auch keine Autos bei uns vor dem Club, sonst hätten die bestimmt Schäden. Das Wichtigste ist, dass keine Person verletzt wurde.
Wie schätzt ihr den Angriff politisch ein?
Ich ordne den definitiv rechts ein mit ihren Aussagen, und auch vorher die Leute, die wir gesehen haben. Wir waren uns alle sicher – gerade mit den Parolen ist das eindeutig, was da gestern passiert ist.
Wie können antifaschistisch gesinnte Menschen euch unterstützen?
Also, uns geht es nicht um „Unterstützung“. Uns geht es eher darum, miteinander wieder zu arbeiten. Jüngere aufzuklären, gerade in der Arbeit, wenn man ausspioniert wird, damit sowas nirgends mehr passiert.
Wir sehen es gerade wieder wirklich: die 90er Jahre sind zurück. Also, ich habe die 90er Jahre mitgemacht und habe gesehen, was passiert, und irgendwie erinnert mich das an früher. Wir wollen, dass wir endlich alle wieder viel mehr miteinander agieren, uns connecten, damit sowas nicht mehr passiert.