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Von Berlin bis Stuttgart: Faschistische Aufmärsche treffen auf antifaschistischen Widerstand

In verschieden Städten in Deutschland fanden bundesweit organisierte faschistische Demonstrationen teil. Diese wurden in den meisten Fällen mit antifaschistischem Gegenprotest beantwortet. Zum Teil kam es zu vollständigen oder zeitweiligen Blockaden dieser Demonstrationen. – Eine Zusammenfassung von Felix Zinke.

Am Samstag, den 22. März wurde bundesweit von Querdenkern und faschistischen Organisationen – darunter auch zahlreiche junge Neonazi-Gruppen – zu Demonstrationen aufgerufen. Perspektive berichtete live aus Berlin, Düsseldorf, Stuttgart, Nürnberg und Frankfurt am Main. Aber auch in München, Königs Wusterhausen, Schwerin, Hannover, Mainz, Lebach, Dresden, Magdeburg, Neumünster oder Gera fanden rechte Demonstrationen und teils auch antifaschistischer Gegenprotest statt.

Antifaschist:innen blockieren erfolgreich Demorouten

In Berlin fanden an diesem Tag zwei verschiedene faschistische Aufmärsche statt: In Berlin-Friedrichshain wurde ein Aufmarsch von mehreren hundert Neonazis vollständig von Antifaschist:innen blockiert. Hier kam es bei mehreren Blockaden zu Polizeigewalt und dem Einsatz von Pfefferspray gegen die Antifaschist:innen. Trotzdem konnten die Blockaden über mehrere Stunden gehalten werden, so dass die Neonazis ihren Aufmarsch unverrichteter Dinge abbrechen mussten. Parallel fand in Berlin-Mitte eine rechte Großdemonstration im Rahmen des bundesweiten Aktionstags statt, die jedoch ohne größere Probleme durchgeführt werden konnte.

In Frankfurt konnte erfolgreich eine Sitzblockade auf der Demoroute der Faschist:innen errichtet werden. Dies zwang die Polizei zu einer Umleitung der faschistischen Demonstration. Auch hier kam es zum Einsatz von Polizeigewalt. Zudem wurden die Antifaschist:innen der Sitzblockade für mehrere Stunden in einem Kessel der Polizei festgehalten. Ein Demonstrant, der sich im Kessel befand, bewertete den antifaschistischen Protest jedoch insgesamt als Erfolg: „Wir haben es geschafft, die Demonstration der Faschisten zwar nicht ganz zu stoppen, aber zumindest zu verzögern. Das ist schon sehr gut, auch wenn das alles sehr spontan war.“

Auch in Stuttgart fanden Blockade-Aktionen statt. Diese konnten die faschistische Demonstration erfolgreich umleiten und verkürzen. Wie auch in Berlin und Frankfurt ging die Polizei hier mit voller Gewalt gegen die Antifaschist:innen vor. Es kam zum Einsatz von Pfefferspray und Polizeipferden gegen die Protestierenden. Diese wehrten sich jedoch lautstark und mit verschiedenen Mitteln gegen die Polizeigewalt. Die Demo-Sanitäter:innen sprechen von 32 verletzten Antifaschist:innen.

Blockadeversuche führen zu Verzögerungen

In Düsseldorf gelang es den Antifaschist:innen ebenfalls erfolgreich, auf die Route der Faschist:innen zu gelangen und sie dort zu blockieren. Wie in Frankfurt wurde die Blockade in einen Polizeikessel genommen, und die Faschist:innen mussten an der Blockade vorbei umgeleitet werden.

Auch in Nürnberg gelang es durch Blockade-Aktionen, den Aufmarsch der Faschist:innen kurzzeitig zu blockieren. Die Polizei schaffte es jedoch, die Blockade zu durchbrechen und den Aufmarsch zu eskortieren. Daraufhin kam es in der gesamten Nürnberger Innenstadt zu Spontandemonstrationen von Antifaschist:innen.

In Magdeburg fand ebenfalls ein faschistischer Aufmarsch mit nach Angaben des redmediakollektivs ca. 500 Teilnehmer:innen statt. Am Rande der Demonstration kam es immer wieder zu antifaschistischen Gegenprotesten. So konnte die Demonstration nicht ungestört durch die Magdeburger Innenstadt ziehen. Zu Blockaden wie in den zuvor beschriebenen Städten kam es jedoch nicht.

Kleinere Störaktionen in einigen Städten

In München kamen zu der faschistischen Demo weniger Teilnehmer:innen als von den Anmelder:innen erwartet. Diese rechneten laut SZ mit 5.000 bis 10.000 Menschen, am Ende waren es etwa 550. Auch diese Demo wurde von einem antifaschistischen Protest mit etwa 100 Personen begleitet. Die Demonstration konnte also ihre rechte Kundgebung durchführen, allerdings nicht ungestört.

In Schwerin verlief der faschistische Aufmarsch mit ca. 800 Personen relativ störungsfrei. Auch hier gab es antifaschistische Protestaktionen. Die Zahl der Antifaschist:innen belief sich hier auf etwa 25 Menschen.

Laut dpa fand auch in Hannover eine faschistische Demonstration mit etwa 600 Teilnehmenden statt. Immer wieder versuchten kleinere Gruppen von Gegendemonstrant:innen die Straße zu blockieren.

In Dresden fand einer der größten faschistischen Aufmärsche statt Nach Angaben des MDR nahmen etwa 1.500 Personen teil. Auch hier gab es einen antifaschistischen Gegenprotest, zu dem sich ca. 120 Personen versammelten.

In Neumünster war die Situation ähnlich wie in Dresden: es gab dem NDR zufolge eine rechte Demonstration mit ca. 1.000 Personen. Direkt daneben wurde aber auch eine antifaschistische Demonstration mit ca. 250 Personen durchgeführt.

In Mainz kam es laut ZEIT ähnlich wie in Berlin zu erfolgreichen Blockadeaktionen der Antifaschist:innen: wie in der Hauptstadt wurden die verschiedenen möglichen Demonstrationsrouten durch die Blockadeaktionen gestoppt – so konnte der faschistische Aufmarsch hier verhindert werden. Auch hier gab es, wie in den anderen Städten mit großen antifaschistischen Protesten, den Einsatz von Pfefferspray und Polizeigewalt.

Im saarländischen Lebach fand ebenfalls eine Kundgebung statt, die ungestört durchgeführt werden konnte. In Gera gab es laut dpa sowohl einen Autokorso mit 57 Fahrzeugen als auch ein Protestmarsch mit ca. 570 Teilnehmenden. Auch in Königs Wusterhausen fand eine faschistische Demonstration statt. Anders als im benachbarten Berlin konnte diese ungestört durch die Kleinstadt marschieren.

Stärken und Schwächen der antifaschistischen Bewegung

Insgesamt blieb die bundesweite Mobilisierung faschistischer Kräfte nicht unbeantwortet. In vielen Städten kam es zu teilweise erfolgreicher Verhinderung oder antifaschistischen Gegenprotesten. Es zeigt sich insgesamt, dass es in Deutschland Orte gibt, an denen die Faschist:innen ihre Vormachtstellung ausbauen konnten, aber auch Orte, an denen sie noch nicht stark sind und zurückgedrängt werden können.

Zudem erwies sich einmal mehr, dass sich die Polizei eher auf die Seite der Faschist:innen stellt, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, und sich Gegendemonstrant:innen nicht auf den Staat als Verbündeten verlassen können. Alles in allem kann dieser Tag für die antifaschistische Bewegung richtungsweisend sein: Er hat ihr sowohl ihre Stärken als auch ihre Schwächen vor Augen geführt.

Felix Zinke
Felix Zinke
Perspektive Autor seit 2024. Berlin Informatikstudent und Werki in der IT. Schwerpunkte: internationale Kämpfe und Imperialismus.Begeisterter Radfahrer.

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