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Gewerkschaft in Grünheide kämpft – Tesla vor Problemen

Der E-Auto Hersteller Tesla geht gegen Gewerkschaftsbildung vor. Trotzdem gibt es im Tesla-Werk Grünheide eine Gewerkschaft, die gegen die schlechten Arbeitsbedingungen ankämpft. Gleichzeitig ist Tesla in der Krise: sinkende Verkaufszahlen und Widerstand gegen CEO Elon Musk.

Teslas CEO, Elon Musk, hat sich schon an vielen Stellen gegen eine Gewerkschaft ausgesprochen. Er lehne die Idee einer Gewerkschaft ab, weil sie zu einem „lords and peasants type of thing“ (auf Deutsch: Herr-und-Knecht-Verhältnis) führen würde. Er betont gerne, dass er an der Seite der Arbeiter:innen stehen würde und sich selbst nicht zu fein sei, auch mal hart anzupacken oder in der Fabrik zu übernachten. Für eine arbeiter:innenfreundliche Firmenpolitik ist er allerdings nicht bekannt. Auch in der sogenannten Giga-Factory in Grünheide bei Berlin ist eine Gewerkschaft unerwünscht.

Doch im Oktober 2023 bekannten sich mehr als tausend Arbeiter:innen in einer Blitzaktion offen zu ihrer Gewerkschaft, der IG Metall. Sie trugen Sticker mit der Aufschrift: „Gemeinsam für sichere und gerechte Arbeit bei Tesla“ zur Schau. Die Forderung bezog sich auf ein enormes Unfallrisiko in dem Werk. Beschäftigte berichteten, dass ein Krankenstand von einem Drittel Normalität sei und der Lohn deutlich unter dem Tarif liege, ohne Weihnachtsgeld oder Spätschichtzulagen. Das alles war der Stand Ende 2023, als die IG-Metal verkündete, dass sie die Arbeit in der Giga-Factory aufnehmen wird, obwohl Tesla keine Gewerkschaft wollte.

Tesla auf Konfrontationskurs mit der IG Metall

Heutige Situation in Grünheide

In der Zwischenzeit sind die Manager Teslas kaum einen Schritt auf die Arbeiter:innen zugegangen. Die Beschäftigten klagen heute vor allem über „Personalmangel, starke körperliche und psychische Belastungen, Druck durch hohe Zielzahlen und aggressives Vorgehen einiger Führungskräfte“. So zumindest ist es auf einem Transparent zu lesen, das die Arbeiter:innen vor dem Werk ausbreiteten, kurz bevor die Betriebsversammlung am Donnerstag, den 20. März im Werk stattfand.

Bei der Betriebsversammlung übergaben die Gewerkschafter:innen der Werksleitung eine Petition, die eine sofortige Entlastung der Beschäftigten des Tesla-Werks forderte und von 3.086 Arbeiter:innen unterzeichnet wurde. Die konkreten Forderungen waren längere Pausen, ein Ende der Unterbesetzung und den Stopp der Schikanen durch Vorgesetzte. IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze sprach von einem starken Zeichen. Er sagte: „Trotz allen Drucks von oben lassen sich die Tesla-Kolleginnen und -Kollegen nicht einschüchtern. Die Geschäftsführung muss handeln.“

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Auseinandersetzung bei der Betriebsversammlung

Bei dieser Betriebsversammlung hielten die Sicherheitskräfte gezielt Ausschau nach  Gewerkschafter:innen, die möglicherweise Protestmaterial bei sich trugen. Als ein Mitglied der IG Metall seine Tasche nicht abgeben wollte, kam es zu einer Auseinandersetzung, in deren Folge mehrere Gewerkschafter:innen die Halle verlassen mussten. Trotzdem gelang es einer zweiten Gruppe von Gewerkschafter:innen, besagtes Transparent zu entfalten.

André Thierig, der Werksleiter in der Giga-Fabrik von Tesla in Grünheide, zeigte sich sichtlich genervt und warf den Gewerkschafter:innen vor, dass ihre Petition populistisch sei. Denn in Wahrheit sei die Stimmung gut im Werk. Eine Umfrage der Gewerkschaft zeichnet allerdings ein anderes Bild. Denn es wurde ermittelt, dass 80 Prozent der Belegschaft unzufrieden mit ihrem Job sind.

Gegenüber den Forderungen der Belegschaft stellte sich Thierig quer. Man könne zwar immer über „Benefits“ diskutieren, bei der Arbeitszeit ziehe er allerdings eine „rote Linie“. Da weniger Arbeitszeit für das Unternehmen bedeuten würde, dass Tesla einen Wettbewerbsnachteil hätte, was er für nicht akzeptabel hält.

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Tesla in der Krise

Tesla scheint aktuell insgesamt recht schlecht dazustehen. Denn 2024 hat der E-Auto-Konzern den ersten Rückgang seit Jahren vermeldet. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 19.355 weniger Fahrzeuge verkauft. Besonders schlecht scheint es in der EU zu laufen. Denn hier ist der Absatzmarkt für Elektroautos insgesamt geschrumpft. Zudem gibt es aus China starke Konkurrentinnen. Die Automarke BYD ist derweil noch auf Augenhöhe mit Tesla, steigerte allerdings 2024 den Absatz um 41 Prozent. Daher könnte BYD zukünftig den Absatzmarkt streitig machen.

Das ist nicht das einzige Problem, das Tesla aktuell hat. Auch das Image der Automarke hat durch die rechten Äußerungen des CEOs in den Augen der nordamerikanischen Bevölkerung gelitten. Elon Musk und seine Rolle in der Trump-Regierung polarisieren stark. In den USA kommt es deshalb schon seit Monaten zu Gewalt und Vandalismus gegen Tesla-Fahrzeuge und Ladestationen. Und vor dem Tesla-Showrooms gibt es immer wieder Proteste.

USA: „Tesla-Takedown“ und Widerstand gegen Entlassungen

Diese Angriffe haben ein solches Ausmaß erreicht, dass sich das FBI eingeschaltet hat, um mittels einer extra aufgrund der Tesla-Angriffe einberufenen Taskforce gegen die Angriffe vorzugehen. Der FBI-Direktor Kash Patel, sprach von innerstaatlichem Terrorismus. Weiter sagte er: „Die Verantwortlichen werden verfolgt, gefasst und vor Gericht gestellt.“ Seine Behörde habe die Zunahme der Gewalt gegen Tesla untersucht und werde nun hart durchgreifen. Dem FBI wurden allein im März 48 Vorfälle gemeldet. In mindestens sieben Fällen ermittelte die Bundespolizei gemeinsam mit den örtlichen Strafverfolgungsbehörden.

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