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Massiver Stellenabbau bei Audi und Siemens

Die Entlassungswelle rollt weiter. Im Zuge der Stagnation der deutschen Wirtschaft und der Krise der deutschen Automobilindustrie wollen Audi und Siemens massive Einsparungen vornehmen. Die Arbeiter:innen werden dabei die Leidtragenden sein.

Die Siemens AG will bis Ende September 2027 weltweit rund 6.000 Stellen abbauen, 2.850 davon in Deutschland. Der Stellenabbau dürfte in Deutschland vermutlich bayerische Arbeiter:innen am meisten betreffen. Aber auch anderswo müssen Arbeiter:innen um ihren Job bangen – so berichtet der Tagesspiegel, dass auch in Berlin 30 Arbeitsplätze wegfallen sollen.

Der Betriebsrat kritisiert die Entscheidung und meint, sie passe nicht mit der von Siemens verkündeten Vision der „One Tech Company“ zusammen. Birgit Steinborn, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, versteht diese als Wachstumsprogramm und fordert deshalb, dass der Konzern dafür sorgen solle, „dass Arbeitsplätze nachhaltig geschaffen, statt zugunsten der Profitmarge abgebaut werden“.

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Auch die Kritik von Jürgen Kerner, Teil des Siemens-Aufsichtsrats und zweiter Vorsitzender der IG Metall, bezieht sich vor allem darauf, wie sich diese Entscheidung auf das Unternehmen auswirken werde: „Die Frage ist vielmehr, wie man die grundlegend veränderte Unternehmensstruktur der Zukunft durch eine radikale Schrumpfkur erreichen will. Das kann aus unserer Sicht nicht klappen.“ Diese Pläne seien „den Beschäftigten nicht vermittelbar“.

Stellenabbau trotz massiver Gewinne

Als Mischkonzern hat Siemens seine Finger in vielen verschiedenen Bereichen, mit seiner Sparte „Digital Industries” ist der Konzern allerdings unzufrieden. Die Siemens AG verzeichnet zwar massive Profite – 2,1 Milliarden Euro allein im ersten Quartal – der Umsatz im Automatisierungsgeschäft war dem Konzern zuletzt aber allem Anschein nach nicht groß genug. Deswegen sollen nun vor allem in diesem Bereich Arbeitsplätze gestrichen werden – in Deutschland betrifft das rund 2.600 Arbeiter:innen.

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Auch beim deutschen Automobilhersteller Audi sollen massiv Stellen gestrichen werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts möchte der Konzern 7.500 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen. Noch dazu müssen Audi-Arbeiter:innen künftig mit weniger Geld rechnen: Die sogenannte „Ergebnisbeteiligung” solle nämlich gekürzt werden. Im vergangenen Jahr belief sie sich auf immerhin 8.840 Euro pro Arbeiter:in. Mit den Maßnahmen möchte der Konzern künftig mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr sparen.

Betriebsrat mit an Bord!?

Den Stellenabbau hatte der Audi-Konzern im Vorfeld mit dem Audi-Betriebsrat abgesprochen. Laut Gesamtbetriebsratsvorsitzendem Jörg Schlagbauer hat es harte, „aber von beiden Seiten stets sach- und lösungsorientierte Verhandlungen“ gegeben. Ihm zufolge würden die Audi-Arbeiter:innen damit einen großen Beitrag leisten, um die Zukunftssicherheit des Konzerns zu gewährleisten.

Im Gegenzug habe man, so Schlagbauer weiter, vieles abwehren können: So hatte Audi wohl zunächst einen Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen gefordert, und man habe die Zahl nach unten verhandelt. Außerdem würden so die Bezahlung der Arbeiter:innen nicht angetastet, betriebsbedingte Kündigungen verhindert, und der Konzern stimme zu, zukünftig 1.000 Stellen durch die Wiedereingliederung von zuvor durch Outsourcing gestrichenen Arbeitsplätzen zu schaffen.

Damit präsentieren Betriebsrat und Audi-Konzern eine vereinte Front: Personalvorstand Xavier Ros erklärte, dass die Abmachung zwar „Einschnitte für die Beschäftigten“ bedeute. Diese seien allerdings „unbedingt notwendig, um betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern“.

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