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Pflegekräfte Notstand in Sachsen und Sachsen-Anhalt

In Sachsen und Sachsen-Anhalt nimmt der Mangel an Pflegefachkräften immer weiter zu. In Seniorenunterkünften und Pflegediensten fehlen die Fachkräfte. Überlastetes Personal und eine mangelhafte Pflege der Patient:innen sind die Folgen. Durch hohen Druck und größere Arbeitsbelastung stiegen in den vergangen Jahren die Krankheitstage.

In Sachsen allein werden nach Angaben der Landesregierung in den folgenden zehn Jahren um die 5.000 neue Pflegekräfte benötigt. Im gesamten Bundesgebiet sollen laut Berechnungen des Statistischen Bundesamts bis 2049 zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen.

Die aktuellen Ausbildungszahlen zeigen, dass dieses Ziel kaum erreicht werden kann. Unter anderem liegt dies daran, dass die Bezahlung unattraktiv ist und schon die Ausbildung zu wenig entlohnt wird. Wie in beiden Bundesländern die Ausbildung attraktiver gemacht werden könnte, kann keine der beiden Landesregierungen beantworten.

Für die Ausübung eines Pflegeberufes bedarf es einen hohen Patientenschutzes. Aus diesem Grund müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, um diesen gewährleisten zu können. Neben der abgeschlossenen Berufsausbildung benötigt man ausreichende Deutschkenntnisse, ein einwandfreies Führungszeugnis sowie eine gesundheitliche Eignung.

Anwerbung ausländischer Fachkräfte

Zunehmend wird dazu auf Pflegepersonal aus dem Ausland gesetzt. Allerdings gibt es hier oftmals Probleme mit der Anerkennung des Berufsabschlusses. Die Anerkennungsverfahren sind oftmals langwierig und kompliziert. Beispielsweise werden die Berufsabschlüsse geflüchteter ukrainischer Menschen, die eine Pflegeausbildung absolviert haben, in Deutschland nicht anerkannt.

Dies verhindert oftmals die Ausübung ihrer erlernten Tätigkeit in Deutschland. Aktuell gibt es in Sachsen teure Anwerbeprogramme, mit denen bislang allerdings nur wenige ausländische Fachkräfte gewonnen werden konnten. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) fordert daher schnellere und effizientere Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegekräfte. Angesichts des Personalmangels sei Zuwanderung unverzichtbar.

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Druck für alle Beteiligten steigt

Sowohl die Patient:innen als auch das Pflegepersonal leiden unter der aktuellen Situation: Der Alltag in Seniorenunterkünften ist zunehmend von Stress und wartenden Klient:innen geprägt. Der Notstand ist gerade unter den Auszubildenden spürbar, da diese zunehmend und schneller an Aufgaben herangeführt werden, die sie eigentlich erst nach Beendigung der Ausbildung ausüben dürften.

Pflegenotstand: Pfleger ruft Notruf und wird gefeuert

Bei den angestellten Pflegekräften macht sich die Überlastung durch einen Höchststand an Krankheitstagen bemerkbar. 2023 hatten diese mit durchschnittlich 29,8 Tagen pro Jahr einen neuen Rekord erreicht. Besonders betroffen sind Beschäftigte in der Altenpflege mit 34,2 Fehltagen, während der Durchschnitt aller Berufsgruppen bei 18,6 Tagen liegt. In Rheinland-Pfalz meldeten sich Altenpflegekräfte sogar an 39,7 Tagen krank.

Die häufigsten Ursachen für Ausfälle waren Atemwegserkrankungen (6,2 Tage), psychische Beschwerden (5,9 Tage) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (5,1 Tage). Besonders in der Altenpflege sind psychische Erkrankungen (7,1 Tage) und Rückenprobleme (6,6 Tage) deutlich ausgeprägter als in der Krankenpflege. Insgesamt zeigt sich seit 2022 ein deutlicher Anstieg des Krankenstands in der Pflege.

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