Die sudanesischen Streitkräfte haben den Präsidentenpalast von Khartum wieder unter ihrer Kontrolle. Die Hauptstadt ist fast völlig zurückerobert. Das könnte die Wende im Krieg zwischen Regierungstruppen und der Miliz RSF darstellen.
Am Freitag ist es den Truppen der Sudanesischen Streitkräfte (SAF) nach über Tage anhaltenden Gefechten gelungen, die Einheiten der paramilitärischen Rapid Support Force (RSF) zurückzudrängen und das Zentrum von Khartum, der Hauptstadt der Republik Sudan, in der sich auch der Präsidentenpalast befindet, zurückzuerobern.
Für viele gilt die Rückeroberung des Palastes als wichtiges Signal, weil er ein Symbol für die Unabhängigkeit des Landes darstellt. Dem waren schwere Auseinandersetzungen vorausgegangen. Am Donnerstag zählte die RSF 600 Gefallene in ihren Reihen.
Der sudanesische Informationsminister Khaled al-Esir kommentierte dies bei Telegram: „Die Fahne ist gehisst, der Palast ist zurückgekehrt.“ Ein Armeesprecher nannte den Sieg am Freitagmorgen „die Krönung unserer Erfolge“. Eine Stellungnahme der RSF liegt noch nicht vor.
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Die Wende im Krieg?
Dieser Triumph der SAF könnte eine bedeutende Wende im Krieg zwischen der SAF und der RSF darstellen. Ob die Staatsführung des Sudans jedoch bald wieder ihre Amtsgeschäfte in der Hauptstadt aufnehmen kann, ist zweifelhaft. Nach dem Beginn des Kriegs musste die Regierung in die Stadt Port Sudan umziehen. Die Dienstgebäude der einzelnen Ministerien sowie anderer Staatsorgane in der Hauptstadt sind aber zerstört und ermöglichen keine schnelle Wiedernutzung.
Seit April 2023 tobt ein Krieg zwischen den Regierungstruppen unter der Führung von De-facto-Staatschef Abdel Fatah al-Burhan und der RSF von Mohammed Hamdan Daglo, der einst Stellvertreter von al-Burhan war. Der RSF-Miliz gelang es, im gleichen Monat Khartum einzunehmen.
Damals eskalierten die Spannungen zwischen den Streitkräften und der Miliz zu einem Krieg, und Gewalt ergriff von Khartum aus das gesamte Land. Der Norden und Osten des Landes standen dabei weitgehendend unter der Kontrolle der SAF, Süden und Westen wurden von der RSF kontrolliert.
Der seit zwei Jahren anhaltende Bürgerkrieg hat viel Leid über den Sudan gebracht. Es gibt eine anhaltende Hungerkrise und mit 12,9 Millionen Vertriebenen wurde durch den Krieg die größte Flüchtlingskrise weltweit verursacht.
Parallelregierung wurde geschaffen
Einen letzten Kulminationspunkt erreichte der Konflikt zwischen SAF und RSF, als die Miliz im Februar eine Parallelregierung in der kenianischen Hauptstadt Nairobi bildete. Hiermit sollte eine „Regierung des Friedens und der Einheit“ geschaffen werden. In ihrer Charta forderte die Parallelregierung einen „säkularen, demokratischen, dezentralisierten Staat, basierend auf Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit“.
Darauf reagierte die Afrikanische Union (AU) mit einer Erklärung, in der sie die Mitgliedsstaaten sowie die internationale Gemeinschaft dazu aufrief, „keine Regierung oder parallele Einheit anzuerkennen, die darauf abzielt, Teile des Territoriums der Republik Sudan oder deren Institutionen aufzuteilen und zu regieren“.
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